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Zweiter Wahlgang bei Präsidentenwahlen in Bulgarien

16. November 2001

– Wer wird gewinnen? – Mehr aus der Tageszeitung "24 Stunden"

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Sofia, 16.11.2001, 1007 GMT, RADIO BULGARIEN, deutsch

Die unabhängige bulgarische Tageszeitung "24 Stunden" veröffentlicht heute (16.11.) eine provisorische Gewinn- und Verlustrechnung über die Vor- und Nachteile der beiden Spitzenkandidaten für den höchsten Posten im Lande im zweiten Wahlgang am Sonntag (18.11.), Petar Stojanow und Georgi Parwanow.

Zu den Vorteilen des Sozialistenchefs Parwanow, der als Überraschungssieger nach dem ersten Wahlgang am 11.November hervortrat, zählt seine politische Unerfahrenheit und folglich der fehlende Korruptionsverdacht. Seine Wahl würde die ehemaligen Kommunisten rehabilitieren, behauptet die Zeitung "24 Stunden". Dies sei auch deshalb wahrscheinlich, weil Parwanow die Unterstützung der Partei der bulgarischen Türken erhalten hat, die bekanntlich Koalitionspartner der Zarenbewegung in der Regierung ist. Außerdem rechnet die "24 Stunden" mit einer deutlichen Ankurbelung der bilateralen Beziehungen zwischen Bulgarien und den GUS-Staaten, was zu den außenpolitischen Prioritäten des Ministerpräsidenten Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha zählt. Parwanow versprach, sich sozial zu engagieren und das spricht viele Menschen an, kommentiert im folgenden das Blatt. Die wichtigsten Nachteile des Sozialisten Parwanow liegen aber in seiner politischen Vergangenheit, schreibt die "24 Stunden." Seine Wahl würde eine neue Welle antikommunistischer Stimmungen nach sich bringen. Parwanow ist zudem jetzt schon eine Marionette in den Händen des Parteivorsitzenden der türkischen Partei, Dogan, geworden, der immer mehr Forderungen nach stärkerer Einbindung in die Macht stellt. Hinzu kommt, dass für viele Wähler die Vorstellung ‚Monarch als Premierminister in einer Republik‘ und ‚ehemaliger Kommunist als Präsident‘ schlicht und einfach nicht akzeptabel ist. Und nicht zuletzt ist Parwanow in der Europäischen Union und der NATO nicht gerade bekannt, geschweige denn beliebt, was der wichtigste Vorteil des amtierenden Präsidenten Stojanow für seine Wiederwahl ist. Wie die "24 Stunden" weiter schreibt, würde die zweite Amtzeit von Stojanow die außenpolitischen Prioritäten des Landes – Mitgliedschaft in der EU und der NATO bestätigen – und die politische Stabilität garantieren.

Stojanow ist dem breiten Publikum bekannt. In kritischen Momenten hat er bisher immer angemessen reagiert. (...) Die "24 Stunden" führt aber auch nicht gerade unwichtige Nachteile Stojanows an. Dazu zählen die Stimmungen in der Bevölkerung, dass er mit der enttäuschenden UDK (Union der Demokratischen Kräfte- MD)-Regierung verbunden ist, die die jüngsten Parlamentswahlen wegen korruptionsverdächtiger Wirtschaftspolitik verlor. Die Wähler würden die Schlammschlacht während des Wahlkampfes nie vergessen. Man darf auch nicht vergessen, dass Stojanow den ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag (11.11.) verloren hat und die Massen stimmen meistens für den Sieger, also für Sozialistenchef Parwanow. (fp)