Zeitungssterben geht weiter
20. November 2012Der Vorstand von Gruner + Jahr (G+J) habe entschieden, dass sich der Verlag weitgehend aus dem Geschäft mit Wirtschaftsmedien zurückziehe, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Die Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland" (FTD) solle eingestellt, die Zeitschriften "Impulse" und "Börse Online" verkauft werden.
Grund für das Ende der FTD sei die "fehlende wirtschaftlicher Perspektive" der Zeitung, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine mit den Pläne vertraute Person.
300 Arbeitsplätze betroffen
Offiziell beschlossen sei das Aus aber noch nicht. Zunächst müsse der Aufsichtsrat des Verlags, der am Mittwoch (21.11. 2012) in Hamburg zusammenkomme, den Plänen zustimmen. Ein Verlagssprecher wollte sich dazu nicht äußern. Auch die Verlagseigner Bertelsmann und die Jahr-Familie müssten den Beschluss noch absegnen. Deren Zustimmung gelte aber als sicher, so ein Insider gegenüber Reuters. Durch den Verlagsumbau könnten mehr als 300 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren.
G+J erwarte in diesem Jahr bei den Wirtschaftstiteln einen Verlust von 15 Millionen Euro, berichten FAZ und Reuters übereinstimmend. Davon entfallen mehr als zehn Millionen Euro allein auf die FTD. Das Wirtschaftsblatt habe in den zwölf Jahren seit seiner Gründung nie Geld verdient und in der Summe Verluste von mehr als 250 Millionen Euro angehäuft.
Zu klein für zwei Finanzblätter
Die erste Ausgabe der FTD erschien zur Hochzeit des Internet- und Börsenbooms Anfang 2000. Gründer waren Gruner+Jahr und der britische Pearson Verlag, der auch die Mutterzeitung "Financial Times" herausgibt.
"Die damals üppigen Gewinne der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" haben die beiden zu der Neugründung animiert", so Horst Röper vom Medienforschungsinstitut Formatt. Das Konzept sei aber nicht aufgegangen, da der deutsche Markt zu klein sei für zwei täglich erscheinende Finanzblätter.
Erst in der vergangenen Woche musste die überregional erscheinende "Frankfurter Rundschau" (FR), eine der ältesten Tageszeitungen der Bundesrepublik, Insolvenz anmelden. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters sagte gegenüber der FAZ, es gebe bereits erste Kaufinteressenten, ohne allerdings Details zu nennen.
bea/gmf (reuters, FAZ, afp)