Wut in Israel: Hamas übergibt andere Leiche als vereinbart
21. Februar 2025Mit der üblichen Propaganda-Show samt antisemitischer Bildsprache hatte die radikalislamische Palästinenser-Organisation Hamas am Donnerstag an Israel vier Särge übergeben. Es sollten sich darin die sterblichen Überreste von vier Menschen befinden, die palästinensische Terroristen in den Gazastreifen verschleppt hatten: die Deutsch-Israelin Shiri Silbermann Bibas und ihre beiden kleinen Söhne Kfir und Ariel Bibas sowie Oded Lifshitz. Alle vier wurden während des von der Hamas angeführten Überfalls auf Israel am 7. Oktober 2023 aus ihren Häusern im Kibbuz Nir Oz in das Palästinensergebiet am Mittelmeer entführt.
Nach Ankunft der Leichname war der Schock in Israel groß - wegen der mutmaßlichen Todesumstände, aber auch, weil nur drei der vier Leichen von israelischen Spezialisten identifiziert werden konnten. Bei den Toten handelt es sich um Lifshitz und um die beiden offenbar brutal zu Tode gekommen kleinen Jungen Kfir und Ariel. Doch statt deren Mutter Shiri Silbermann Bibas hat die Hamas die sterblichen Überreste einer Unbekannten an Israel übergeben - so die Erkenntnisse der israelischen Ermittler.
"Dies ist eine anonyme, nicht identifizierte Leiche", teilte Israels Armee in der Nacht zum Freitag nach forensischen Untersuchungen mit. Dies sei ein schwerer Verstoß gegen die Vereinbarung, vier getötete Geiseln zu übergeben. "Wir fordern, dass die Hamas Shiri mit allen anderen unserer Geiseln zurückgibt", hieß es in der Mitteilung der Armee weiter.
Netanjahu: "Perverse Verletzung des Abkommens"
Israel habe diese Forderung auch in einer dringenden Botschaft an die Vermittler erhoben und darin protestiert, dass die Hamas gegen die Vereinbarungen verstoßen habe, berichtete die israelische Nachrichtenseite "Ynet". Ein ranghoher israelischer Beamter habe die Situation als "zutiefst schockierend" beschrieben. "Wir wissen nicht, warum sie das getan haben. Das ist ein großer Vertrauensbruch".
"Wir werden entschlossen handeln, um Shiri nach Hause zu bringen", sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer Videobotschaft. "Die Hamas wird einen schweren Preis für diese grausame und perverse Verletzung des Abkommens zahlen."
Das Forum der Geisel-Familien erklärte, es sei "entsetzt und erschüttert" darüber, dass die Leiche von Shiri Bibas nicht zusammen mit denen ihrer Söhne übergeben worden sei, "trotz der Vereinbarung und unser verzweifelten Hoffnungen".
Opfer eines Mordes oder eines Luftangriffs?
Nach Einschätzung von Experten auf der Basis von Geheimdienstinformationen und forensischer Untersuchungsergebnisse seien "Ariel und Kfir im November 2023 in Gefangenschaft brutal von Terroristen ermordet worden". Nach Darstellung der Hamas wurden sie bei einem israelischen Bombardement getötet. Kfir war damals neun Monate alt, sein Bruder Ariel vier Jahre.
Die beiden kleinen Jungen waren die letzten Kinder, die nach ihrer Verschleppung noch in der Gewalt der Islamisten im Gazastreifen waren. Die Geiselnehmer hatten ein Video mit den Entführten aufgenommen. Die Bilder der beiden rothaarigen Jungen im Arm ihrer verzweifelten, damals 32-jährigen Mutter Shiri Silbermann Bibas wurden in Israel zu einem Symbol für den brutalen Angriff der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation und mit ihr verbündeter Gruppierungen.
Oded Lifshitz, ein erklärter Friedensaktivist und bekannter Journalist, der sich für die Rechte der Palästinenser eingesetzt hatte, war zum Zeitpunkt seiner Entführung 83 Jahre alt. Der Vater der Kinder, Jarden Bibas, wurde getrennt von seiner Familie entführt und im Gazastreifen festgehalten. Er kam am 1. Februar frei.
Israel kündigte massiven Militäreinsatz im Westjordanland an
Für einen weiteren Schock sorgt in Israel die Explosion von drei Bussen in einem südlichen Vorort von Tel Aviv. Nach Angaben der Polizei wurde dabei niemand verletzt. Die Ermittler gehen von einem mutmaßlichen Terroranschlag mit Sprengsätzen in der Stadt Bat Jam aus.
Ministerpräsident Netanjahu kündigte daraufhin in der Nacht zum Freitag einen massiven Militäreinsatz im vom Israel besetzten Palästinensergebiet Westjordanland an. Es habe sich um den Versuch einer Reihe von Bombenanschlägen gehandelt, teilte sein Büro weiter mit.
Nach Sicherheitsberatungen habe Netanjahu die Streitkräfte angewiesen, einen "intensiven Einsatz gegen Zentren des Terrorismus" im Westjordanland durchzuführen. Netanjahu wies zudem die Polizei an, die Präventivmaßnahmen gegen weitere Anschläge in israelischen Städten zu verstärken, heißt es aus Israel.
Laut israelischen Medienberichten waren die drei geparkten Busse leer. Zwei weitere Sprengsätze seien entschärft worden. Einer davon wurde demnach in der Stadt Cholon südlich von Tel Aviv gefunden. In einem Fall habe eine Passagierin dem Busfahrer gemeldet, dass sie einen verdächtigen Gegenstand im Fahrzeug gefunden habe, berichtete der Sender Channel 13.
Der Sender Channel 12 mutmaßte, dass alle Sprengsätze gleichzeitig zur Detonation gebracht werden sollten. Sie hätten Zeitzünder gehabt, meldet die "Times of Israel" unter Berufung auf Tel Avivs Bezirkspolizeichef Haim Sargarof.
AR/sti/wa (dpa, rtr, afp)
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