WM-Qualifikation: DFB-Team mit Totalausfall in der Slowakei
5. September 2025Nach einer knappen Stunde lief die La-Ola-Welle durch das Stadion von Bratislava. Die slowakischen Fans feierten ihre Mannschaft, die wenige Augenblicke zuvor verdient mit 2:0 gegen den Favoriten aus Deutschland in Führung gegangen war.
Die Blicke der deutschen Nationalspieler dagegen wirkten leer und ein wenig fassungslos. Wohl keiner von ihnen hätte erwartet, dass sie gegen die Slowaken - aktuell die Nummer 52 der FIFA-Weltrangliste - so chancenlos sein würden. Auch am Ende hieß es 2:0 für die Slowakei - und damit war die deutsche Mannschaft noch gut bedient.
Nagelsmann: "Slowakei meilenweit überlegen"
"Wenn wir mal bei ganz einfachen Dingen, bei der Emotionalität anfangen, war der Gegner uns von der ersten bis zur letzten Minute einfach meilenweit überlegen", analysierte Bundestrainer Julian Nagelsmann anschließend im Fernsehinterview. "Wenn wir diese Emotionalität nicht hinkriegen, dann können wir das Buch zumachen. Weil dann spielt Qualität keine Rolle."
Abgesehen von Torhüter Oliver Baumann zeigte keiner der deutschen Nationalspieler eine überzeugende Leistung. Besonders ins Auge fiel, wie wackelig die Abwehr war. Die beiden Innenverteidiger Antonio Rüdiger und Jonathan Tah verloren zahlreiche Zweikämpfe und leisteten sich im Aufbau mehrere leichte Fehlpässe.
Der Spielaufbau von hinten heraus wirkte generell gehemmt. Das Mittelfeld mit Joshua Kimmich, Angelo Stiller, Leon Goretzka und Serge Gnabry hatte weder Spielkontrolle noch zündende Ideen und vorne blieb der "200-Millionen-Angriff" aus Florian Wirtz und Nick Woltemade vollkommen wirkungslos.
Historische Niederlage
Die Luft für das DFB-Team wird langsam dünner. Zum einen war die Pleite in Bratislava die dritte Niederlage in Folge. Schon bei den beiden Partien der Finals der Nations League im Sommer hatten die Deutschen keine gute Leistung gezeigt. Gegen Portugal und Frankreich fehlte es an der nötigen Energie, um ein Spiel in die eigene Hand zu nehmen und den Gegner nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.
Zudem bedeutet das 0:2 in der Slowakei die erste Auswärtsniederlage der deutschen Nationalmannschaft in einem WM-Qualifikationsspiel überhaupt. Insgesamt stehen in 105 Partien erst vier Niederlagen für die DFB-Auswahl zu Buche.
Weniger Qualität, mehr Emotion?
Für Nagelsmann stellten sich nach dem Spiel grundsätzliche Fragen. "Wenn wir den Kader sehen, dann haben wir ja schon die besten Spieler aus Deutschland ausgewählt. Da sind vielleicht noch zwei oder drei daheim - nicht die Verletzten, die auch noch dazugehören - weil du nicht alle nominieren kannst", sagte der Bundestrainer.
"Aber vielleicht müssen wir tatsächlich auf weniger Qualität setzen, sondern auf Spieler, die einfach nur alles reinwerfen, denn das hätte ja heute zu einem besseren Ergebnis geführt, als wenn die besten Spieler spielen. Das ist amtlich."
Besonders groß ist die Auswahl für Nagelsmann allerdings nicht. Zwar hat er mit Robert Andrich einen Mittelfeldspieler auf der Bank, der mehr über den Einsatz als die individuelle Spielstärke kommt und mit Neuling Paul Nebel möglicherweise jemanden, der mit schnellen Dribblings und intelligenten Pässen in die Angriffszone für Überraschungsmomente sorgen kann - aber im Grunde sind es die Spieler, die in Bratislava auf dem Platz standen, die es besser machen müssen.
Wiedergutmachung gegen Nordirland?
"Es muss einfach jeder begreifen, dass wir so ein Spiel angehen müssen - auch wenn es total dumm klingt - wie ein Champions-League-Halbfinale", forderte der Bundestrainer. "Wir haben jetzt noch fünf Spiele, die müssen wir alle gewinnen - und zwar deutlich. Sonst spielen wir nur Play-offs. Wenn wir das wollen, dann müssen wir so auftreten."
Am Sonntagabend in Köln hat die DFB-Elf Gelegenheit, für Wiedergutmachung zu sorgen. Dann heißt der zweite Gruppengegner Nordirland (Anstoß 20.45 Uhr MESZ).
Die Nordiren gewannen ihr erstes Spiel in Luxemburg am Donnerstagabend mit 3:1 (1:1). Sie überzeugten dabei vor allem mit einer Qualität: voller Einsatzbereitschaft von der ersten Minute an.
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Slowakei - Deutschland 2:0 (1:0)
Tore: 1:0 Hancko (42.), 2:0 Strelec (55.)
Zuschauer in Bratislava: 20.013