Will die Mehrheit der Albaner in Mazedonien doch ein Groß-Albanien?
13. Juni 2002Skopje, 10.7.2002, DNEVNIK, mazed., Seite 7, Hristo Ivanovski
Die ethnischen Albaner sehen ihre Zukunft in "Groß-Albanien", die Kluft zwischen Mazedoniern und Albanern vertieft sich und das Abkommen von Ohrid erfüllt nicht die Forderungen der Albaner. Das sind die Ergebnisse einer Umfrage des US-Außenministeriums in Mazedonien, die im Mai durchgeführt wurde. Sie bestätigen das, wovor wir am meisten Angst hatten. Die Albaner betrachten Ali Ahmeti als den, der ihre Hoffnungen auf dem Balkan umsetzt und nicht als Vorkämpfer für mehr Bürgerrechte.
Das sind die Tatsachen. Die Interpretationen können unterschiedlich ausfallen. Aber wir können nicht vor den Zahlen davon laufen. In Anbetracht der Seriosität der Institution, die hinter dieser Umfrage steht, können die Tatsachen nicht bestritten werden, da es nur eine Abweichung von etwa zwei Prozent geben kann. (...)
Die jüngste Erhebung über die Ansichten der Bürger wirft viele Fragen auf. Zunächst: Kamen die Politiker Mazedoniens und die internationale Gemeinschaft zu einer Fehleinschätzung, als sie die Grundlagen, auf denen Mazedonien ruht, unter dem militärischen Druck "der albanischen Rebellen" änderten?. Der Vorwand, dass die Nicht-Umsetzung des Abkommens von Ohrid der Grund für die sich verschärfende interethnische Kluft ist, ist durch nichts gestützt, denn die Dinge haben sich seit dem August letzten Jahres sehr geändert, besonders zum Vorteil der ethnischen Albaner. Diese Umfrage beweist auch, dass diejenigen albanischen Politiker irren, die angeben, dass die Idee eines "Groß-Albanien" tot sei, dass alle Albaner an einem einheitlichen und demokratischen Mazedonien arbeiten und dass die Thesen, dass die Albaner die Teilung Mazedoniens wollen, von internen Gegnern in die Welt gesetzt wurden.
Es ist offensichtlich, dass das Abkommen von Ohrid die Begehrlichkeiten der Albaner nicht befriedigt, und das sie noch mehr vorhaben, wenn sie an Mazedonien denken. Es gibt einen noch beunruhigenderen Umstand: Die Schlussfolgerung aus dieser Umfrage ist, dass es für starrsinnige Vertreter beider Seiten jetzt einfacher ist, einen Krieg zu beginnen, als im letzten Jahr. Wenn wir alle Geiseln dieser starrsinnigen Individuen sind (das können Politiker sein, sie können aber auch in Verbindung zum organisieren Verbrechen oder örtlichen Banden stehen), dann lässt sich sagen, dass es ein ernstes Problem gibt. Wir können sagen, dass in unserem Land ein Monster geboren wird, das droht, alles zu verschlucken, das demokratisch, fortschrittlich und autochthon ist. Die Regel ist klar: Sobald sie in das schwarze Loch eintreten, werden sie mit hineinziehen.
Diese Fakten der USA werfen nicht nur für die Mazedonier Fragen und Schwierigkeiten auf. Die Befürworter des Abkommens von Ohrid sollten darüber nachdenken, warum ihre Hoffnungen in das Dokument so schnell abgeebbt sind und warum "die Schlacht um Menschenrechte" in Mazedonien sich in ein schwarzes Loch verwandelt hat. (MK)