Erneut Spekulationen um Opel
8. Februar 2012Opel kommt nicht zur Ruhe. Angesichts der schwachen Absatzzahlen und der verfehlten Ergebnisziele machen erneut Spekulationen um neue Einschnitte die Runde. Allerdings wies der Opel-Betriebsrat Meldungen über geplante Werksschließungen entschieden zurück.
"Ich habe überhaupt keinen Hinweis darauf, dass General Motors plant, bestehende Verträge mit uns zu verletzen", sagte der Opel-Konzern- und Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug. Die Verträge schließen Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2014 aus.
Harte Schnitte
Zuvor hatte das Wall Street Journal berichtet, der Opel-Mutter General Motors reiße allmählich der Geduldsfaden mit der defizitären Europa-Tochter. Das Blatt zitierte einen GM-Offiziellen, wonach der Konzern die Schließung der Standorte Bochum und Ellesmere Port in England in Betracht ziehe: "Der Frust über Opel steigt und das Gefühl nimmt zu, dass die Einschnitte der letzten Jahre nicht tief genug gingen." Wenn man Opel retten wolle, müsse das jetzt geschehen: "Und die Einschnitte werden tief sein." Die Konzern-Mutter GM werde laut einem Zeitungsbericht 2011 einen Gewinn von runf acht Milliarden US-Dollar verbuchen. Opel dagegen stecke in tiefroten Zahlen.
Opel wollte den Bericht nicht bestätigen. Ein Sprecher am Stammsitz Rüsselsheim sagte lediglich, es bestehe Einigkeit zwischen Unternehmen und Belegschaft, dass sich das Ergebnis Opels verbessern müsse. "Darin sind sich alle beteiligten Parteien einig." Die Finanz- und Euroschuldenkrise belaste das Geschäft auf dem Automobilmarkt massiv. Deswegen stünden Verhandlungen zwischen Belegschaft und Unternehmen an, um Zukunftsstrategien zu erarbeiten. "Wir müssen unser Ergebnis in jeder Hinsicht verbessern", sagte der Opel-Sprecher. Umsätze und Gewinne müssten steigen, Kosten sinken.
Betriebsrat fordert "Ruhe"
Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel bezeichnete den Bericht als "Unsinn". Das Bochumer Werk mit derzeit 4.300 Stammbeschäftigten und knapp 700 Leiharbeitern sei derzeit mit der Produktion des Modells Zafira Tourer gut ausgelastet.
Seit Jahresbeginn seien an fast allen Samstagen in Bochum sogenannte Zusatzschichten gefahren worden, die auf die Zeitkonten der Beschäftigten gutgeschrieben würden. Hinzu kämen zusätzliche Nachtschichten an den Sonntagen.
"Wir haben signalisiert, dass man auf das Bochumer Werk nicht verzichten kann", sagte Einenkel. Die Belegschaft wolle in Ruhe Autos bauen. Derartige Meldungen sorgten jedoch immer wieder für Unruhe und Verunsicherung. "Wir werden denen keinen Grund geben, das Werk zu schließen. Das wird mit Bochum nicht gehen", sagte Einenkel.
Opel hatte sich in der Krise verschlankt und unter anderem das Werk in Antwerpen geschlossen sowie 8000 der vormals 48.000 Stellen abgebaut.
Verluste in Europa
In den ersten neun Monaten 2011 verlor GM in Europa 580 Millionen US-Dollar (440 Millionen Euro). Das war deutlich weniger als im Vorjahr (1196 Millionen Dollar), aber auch deutlich mehr als angepeilt. Das vierte Quartal ist dem Bericht zufolge ebenfalls schlecht ausgefallen. GM legt das Jahresergebnis am 16. Februar vor.
ul/sti (dpa, afp)