Wie jeder andere Tag
17. September 2015Das Gefühl, das ich mit dem 3. Oktober verbinde? Müdigkeit. Am Tag vorher feierte eine gute Schulfreundin immer ihren Geburtstag. Wir waren froh, dass wir am nächsten Morgen ausschlafen durften. Für mich gleicht der Tag der Deutschen Einheit allen anderen freien Tagen. Groß gestört hat mich diese Tatsache nie. Doch beim Nachdenken macht es mich doch ein wenig traurig. Warum können wir Deutschen die Einheit nicht ein bisschen feiern? Ein paar Raketen in den Himmel schießen? Oder wenigstens mit einem Bier anstoßen?
Am 9. November 2014, als über Berlin zum 25-Jährigen des Mauerfalls tausende Luftballons in die Höhe stiegen, drängten sich die Menschen auf der Oberbaumbrücke, die den ehemaligen Ostteil von Berlin mit Kreuzberg im Westen verbindet. Mit dabei: meine gute Freundin Susi und ich. Sie kommt aus Brandenburg, ich aus Bayern. Kennengelernt haben wir uns beim Praktikum im französischen Dijon. Vor dem Mauerfall wäre das wohl nur schwer möglich gewesen.
Ich bin kein Fan von Großevents, doch die aufsteigenden Luftballons haben mich bewegt. Vielleicht, weil ich beim Mauerfall sofort Fernsehbilder im Kopf habe. Bilder von Menschen, die sich in den Armen liegen. Bilder von Menschen, die ihr Leben auf der Flucht riskierten. Eigentlich sollen wir am 3. Oktober genau dieser Ereignisse gedenken. Doch das fühlt sich künstlich an. Der Mauerfall ist ein emotional aufgeladener Triumph. Dem Tag der Wiedervereinigung fehlt dagegen diese symbolische Strahlkraft.