Fußball-Wettskandal
20. November 2009Nicht einmal fünf Jahre sind vergangen seit der Wettskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer die Fußballwelt aufschreckte. Hoyzer hatte mehrfach Spiele durch Fehlentscheidungen manipuliert und dafür Geld- und Sachleistungen erhalten. Und nun stehen schon wieder Fußballer, Schiedsrichter, Trainer und Offizielle unter Verdacht, Spiele manipuliert zu haben. In neun Ländern wird ermittelt. "In Deutschland sind es derzeit vier Spiele aus der zweiten Bundesliga, drei Spiele aus der dritten Bundesliga,18 Spiele der Regionalligen, fünf Spiele der Oberligen, sowie zwei Spiele von U-19-Mannschaften", erläuterte Friedhelm Althaus von der Polizeidirektion Bochum das Ausmaß des Skandals.
Skandal geht quer durch Europa
Europaweit sind rund 200 Spiele unter Verdacht geraten, dazu gehören Ligaspiele in der Türkei, Österreich, der Schweiz, Belgien, Bosnien, Kroatien, Ungarn und Slowenien. Die Manipulationen gehen aber noch über nationale Spiele hinaus. "Hinzu kommen mindestens zwölf Spiele der Europa League und drei Spiele der Champions League", wie Friedhelm Althaus ergänzte. Das wiederum bedeutet, dass auch Spiele der laufenden Europapokalsaison betroffen sind. Welche Konsequenzen das nach sich zieht konnte der Vertreter der UEFA Peter Limacher noch nicht konkretisieren: "Uns geht es primär darum, die entsprechenden Verantwortlichen mal zu eruieren. Und dann sprechen wir über die wettbewerbstechnischen Konsequenzen."
Erst am Anfang der Ermittlungen
Die Drahtzieher des neuen Wettskandals sind in Deutschland über mehrere Bundesländer verteilt, es wurden 15 Haftbefehle vollstreckt und es gab mehr als 50 Durchsuchungsbeschlüsse. Zu den beteiligten Personen äußern sich Polizei und Staatsanwaltschaft beim gegenwärtigen Ermittlungsstand noch nicht. Und es dürfte noch lange dauern, bis das gesamte Ausmaß des aktuellen Skandals bekannt ist. Seit dem Hoyzer-Skandal haben der Deutsche Fußball-Bund und die Europäische Fußball-Union ein waches Auge auf den Wettmarkt gerichtet, um Manipulationen durch ein Frühwarnsystem rechtzeitig erkennen zu können. Doch das scheint die Täter nicht nachhaltig abgeschreckt zu haben. Was in Bochum bekannt wurde, scheint erst der Gipfel eines Eisberges zu sein, dessen Ausmaß noch gar nicht abzuschätzen ist.
Autor: Joachim Falkenhagen
Redaktion: Stefan Nestler