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"Wenn Budak nur Schriftsteller gewesen wäre, hätte niemand etwas gegen die Errichtung eines Denkmals"

12. August 2004

Reaktionen aus Kroatien auf die Ehrung eines Ustascha-Führers

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Bonn, den 11.8.2004, DW-RADIO/Kroatisch, Vid Mesaric

Die Ankündigung, dass ein Denkmal für Mile Budak neben der Kirche in Sveti Rok errichtet werden soll, hat vielerorts in Kroatien einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Nachdem bereits eins für den Ustascha-Offizier und Kriegsverbrecher Jure Francetic errichtet wurde, wird mit einem Denkmal für einen der Ustascha-Führer und Kulturminister in der berüchtigten Regierung von Ante Pavelic – Budak – nur Öl ins Feuer gegossen (Siehe auch Monitor-Dokumentation vom 10.8.2004). Einzelheiten von Vid Mesaric: (...)

Kritische Kommentare gab es von Vesna Terselic aus dem kroatischen Zentrum für Friedensstudien: "Er [Budak] unterstützte den Unabhängigen Staat Kroatien, NDH, und alle in sämtlichen 42 Ustascha-Lagern begangenen Verbrechen. Er war tatsächlich der kroatische Goebbels und die Errichtung eines Denkmals für ihn würde bedeuten, dass die ambivalente offizielle Politik Kroatiens gegenüber der Ustascha-Bewegung fortgesetzt würde. In der kroatischen Verfassung steht indes sehr eindeutig, dass dieses Land auf antifaschistischen Grundfesten basiert und sich für die Werte der Menschenrechte einsetzt, was auch jede Art von Verbrechen einschließt", so Terselic.

Aus Lika, wo sich Sveti Rok befindet, ereilen uns bereits stürmische Reaktionen, weil die Einwohner dieses Ortes nicht wegen Budak im Gedächtnis bleiben wollen, sondern wegen des längsten Tunnels und des sauberen Quellwassers. Zu diesem Fall äußerte sich auch der stellvertretende Parlamentspräsident, HDZ-Mitglied Darko Milinovic. Er betont, dass dieser Teil Kroatiens viel zu lange die Hypothek der unbegründeten Kollektivschuld trage: "Wenn Budak nur Schriftsteller gewesen wäre – und ich habe auch einige seiner Werke gelesen, hätte niemand etwas gegen die Errichtung eines Denkmals". Die Reaktion des Pressesprechers der Kroatischen Bischofskonferenz, Antun Suljic, überrascht indes sehr. Er erklärte nämlich, die Kirche habe nichts gegen die Initiative einzuwenden, ein Denkmal für Budak zu errichten, da es sich um eine autonome Entscheidung und Verantwortung des örtlichen Pfarrers und der dortigen Behörden handle.

Die bereits traditionell politisch apathischen Zagreber zucken hinsichtlich der Denkmal-Initiative nur mit den Schulter und behaupten, sie hätten dazu keine Meinung, und nicht gerade wenige wissen gar nicht, wer Budak ist. Informierte und engagierte Zagreber vertreten hingegen einen sehr eindeutigen Standpunkt: "Ich glaube, dass ist ein grauenvolles Beispiel, sinnlos und schlecht. Der Mann war ein Verbrecher und was auch unsere geachteten Migranten aus Kanada auch glauben mögen, ist es wirklich unnötig und deplaziert, solche Initiativen in einem Kroatien zu ergreifen, das nach Europa tendiert. Es ist einfach schlecht fürs Image", erklärt ein Zagreber anonym. Ob nun eine Gedenktafel oder ein Denkmal für den Schriftsteller oder einen der Ustascha-Führer Budak das Licht der Welt erblicken wird, wird sich noch herausstellen. Tatsache ist aber, dass die Verherrlichung von Symbolen oder Personen, die eng mit Hitler und Mussolini während des Zweiten Weltkrieges zusammengearbeitet haben, Kroatien nur schaden kann, schon allein wegen der internationalen politischen Position. (md)