Weniger Asylanträge in EU: Deutschland nicht mehr Hauptziel
6. April 2025Erstmals seit Jahren ist Deutschland bei den Asylanträgen nicht mehr Spitzenreiter innerhalb der Europäischen Union. Das meldet die Zeitung "Welt am Sonntag" unter Berufung auf einen als vertraulich gekennzeichneten Bericht der EU-Kommission vom 2. April 2025. Aufgelistet sind darin Daten aus dem ersten Quartal des laufenden Jahres.
Demnach steht laut "Report No. 460" der Asylagentur der Europäischen Union (EUAA) Frankreich jetzt an erster Stelle. Zwischen dem 1. Januar und dem 31. März sei dort 40.871 Mal Asyl beantragt worden. Auf Platz zwei folgt Spanien, wo 39.318 Ausländer Schutz suchten. Deutschland steht den Angaben zufolge jetzt nur noch an dritter Stelle.
Rückgang in Deutschland um 41 Prozent
Laut diesen Angaben haben in der Bundesrepublik im ersten Quartal des Jahres 37.387 Menschen Asylanträge gestellt. Das wäre ein Rückgang um 41 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Schlusslichter seien Ungarn mit gerade einmal 22 Asylgesuchen und die Slowakei mit 37 Anträgen.
Zusammengefasst sind in dem EUAA-Bericht Daten aus den EU-Mitgliedsstaaten sowie aus der Schweiz und Norwegen, die nicht zur Europäischen Union gehören. Laut diesen Zahlen sind die Schutzgesuche von Fliehenden insgesamt in Europa zurückgegangen. In den ersten drei Monaten stellten demnach 210.641 Menschen einen Antrag auf Asyl. Das wäre ein Rückgang um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die meisten Schutzsuchenden kamen dem Bericht zufolge aus Venezuela, gefolgt von Asylsuchenden aus Afghanistan und Syrien. Insgesamt stieg die Zahl der Asylanträge von Venezolanern im ersten Quartal dieses Jahres um 44 Prozent. Auch die Anträge auf Asyl von Ukrainern, Chinesen und Indern stiegen in Europa stark an. Demgegenüber beantragten Menschen aus Kolumbien sowie Syrien und der Türkei in den vergangenen drei Monaten deutlich weniger Asyl.
Menschen aus den beiden letztgenannten Staaten suchen weiterhin oftmals in Deutschland Zuflucht. Laut dem von der "Welt am Sonntag" zitierten EUAA-Bericht wird ein Viertel aller Schutzanträge bei deutschen Behörden von Syrern gestellt (24 Prozent), gefolgt von Afghanen (16 Prozent) und Türken (11 Prozent). Frankreich ist demnach zum Zielland Nummer eins für Ukrainer geworden.
Sorge wegen Entwicklung in der Türkei und Syrien
Doch in der Europäischen Union geht man offenbar davon aus, dass die Zahlen schon bald wieder deutlich steigen könnten - aufgrund der aktuellen Verhaftungswelle in der Türkei und der "volatilen Lage im Nahen Osten". Dort richtet sich der Blick insbesondere auf Syrien, wo es zu extrem gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Diktators Baschar al-Assad und islamistischen Milizen kam, die der neuen Regierung in Damaskus nahe stehen.
Zudem sei die syrische Küstenwache nach dem Bürgerkrieg geschwächt. Und Schleppernetzwerke könnten sich reorganisieren, die nach dem Assad-Sturz zerfallen waren, schreiben laut dem Zeitungsbericht die Experten der EU-Kommission.
AR/se (afp, rtr, welt.de)