Weltfrauentag: Trainerinnen kämpfen für Gleichstellung
7. März 2025"Ich möchte einfach sagen können: 'Ich bin Fußballtrainerin' und fertig", sagt Helen Nkwocha der DW. "Aber man muss auch das Gefühl haben, dass man nicht in einem unfairen Wettbewerb gegen die [weniger qualifizierte - Anm.d. Red.] Konkurrenz antritt. Es gibt kein Umfeld, das für alle gleich ist, wenn du einen Trainer-Job suchst. Es ist vielmehr übersättigt mit Leuten, mit denen du normalerweise nicht konkurrieren würdest."
Nkwocha wirkt ernüchtert. Dabei hatte die in London geborene Britin mit nigerianischen Wurzeln im Herbst 2021 ein kleines Stück Fußball-Geschichte geschrieben: Als erste Frau hatte sie eine Männermannschaft einer ersten europäischen Liga trainiert. Allerdings "nur" auf den Färöern, der kleinen Inselgruppe, die im Nordatlantik zwischen Island und Norwegen liegt, und bei einem Verein, der bereits als Absteiger so gut wie feststand. Nkwochas Engagement als Cheftrainerin beim Traditionsklub Tvoroyrar Boltfelag dauerte nur drei Monate, bei sechs Spielen saß sie als Hauptverantwortliche auf der Bank.
Bevor sie Trainerin wurde, hatte Nkwocha selbst Fußball gespielt, in englischen Frauenteams wie Crystal Palace und Fulham. Ein Kreuzbandriss hatte ihre Karriere beendet. Heute arbeitet sie als Direktorin für Training bei Rush Soccer, einer internationalen Jugendfußball-Organisation mit Hauptsitz in New York.
"Ich spreche mit Frauen, die selbst lange Fußball gespielt haben und frage sie, warum sie nicht Mannschaften trainieren wollen", sagt Nkwocha. "Sie müssen auch die Chance erhalten, Fehler zu machen. Im Fußball wird ziemlich hart geurteilt. Wir wollen sie auf die Realität vorbereiten. Dass sie möglicherweise anders beurteilt werden, nur weil sie Frauen sind."
Die Möglichkeiten für Trainerinnen hätten sich zwar verbessert, seit sie selbst vor mehr als zehn Jahren anfing, findet die britische Trainerin. Das langsame Tempo, in dem sich die Dinge veränderten, könne aber frustrieren. Nicht umsonst steht die Kampagne des Weltfrauentags 2025 an diesem 7. März unter dem Motto "Accelerate Action". Beschleunigt die Aktion!
Nur 13 Prozent Trainerinnen bei Olympia 2024
Dass Frauen als Verantwortliche für das Training im Hochleistungssport nach wie vor unterrepräsentiert sind, zeigte sich auch bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Während bei den Wettbewerben erstmals gleich viele Athletinnen wie Athleten am Start waren, lag der Anteil der Trainerinnen nur bei rund 13 Prozent und damit etwa auf demselben Niveau wie bei den Spielen 2021 in Tokio.
Außergewöhnlich selten sind Trainerinnen in eher "klassischen" Männersportarten. Etwa beim Rugby. Davon kann Tamara Taylor ein Lied singen. Die frühere Kapitänin der englischen Frauennationalmannschaft - in ihrer langen Karriere bestritt sie 115 Spiele für das Nationalteam - kümmert sich im englischen Rugbyverband um die Trainerinnen und Trainer.
Vor drei Jahren habe es in der Premiership Women's Rugby (PWR), der höchsten englischen Spielklasse im Frauen-Rugby, noch sieben Cheftrainerinnen und mehr als 20 weitere Trainerinnen gegeben, so Taylor. Heute seien es weniger als fünf Assistenztrainerinnen und keine einzige Cheftrainerin mehr.
In der Öffentlichkeit herrsche der Eindruck vor, dass Frauen den Männersport nicht verstünden. Das sei frustrierend. "Es gibt Trainer, die bisher nur Männer-Rugby gespielt und trainiert haben, und jetzt in der PWR arbeiten. Und niemand hat ein Problem damit", sagt Taylor der DW. "Umgekehrt gibt es aber keine Trainerinnen, die nur Frauenrugby gespielt haben, und jetzt als Coach im Männerrugby tätig sind. Diese Schnittmenge existiert einfach nicht." Auch weil häufig Männer an der Spitze der Vereine stehen und die Personalentscheidungen treffen.
IOC-Trainerinnen-Programm für Gleichstellung
Taylor war eine von bisher rund 120 Frauen aus 59 Staaten, die das Programm "Women in Sport High-Performance" (WISH) durchlaufen haben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte dieses Programm 2019 aufgelegt, um mehr Trainerinnen bei Veranstaltungen auf höchstem Leistungsniveau zu haben, sprich bei nationalen, kontinentalen und internationalen Meisterschaften wie Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften.
"Mir hat es sehr gut gefallen, mit verschiedenen Sportarten in Kontakt zu kommen und die Solidarität bei einigen Herausforderungen zu spüren, denen sich alle stellen müssen", berichtet Taylor über ihre Erfahrungen beim WISH-Programm. "Aber es macht einem auch klar, dass man in seiner Sportart manchmal gar nicht so weit zurückliegt, wie man dachte." Die Rugby-Trainerin hofft, dass solche Programme "eines Tages nicht mehr nötig sein werden, weil Sport dann einfach Sport ist und Coaches einfach Coaches".
Sie sehe durchaus Fortschritte, sagt Tamara Taylor. "Aber solange wir noch nicht - unabhängig vom Geschlecht - einfach ausbilden können; solange wir noch nicht die Verantwortlichen beraten können, die einen Coach einstellen; solange wir noch nicht Trainerinnen und Trainer dabei unterstützen können, gleiche oder wenigstens vergleichbare Erfahrungen zu machen - so lange müssen wir weiter kämpfen."
Dieser Artikel wurde aus dem englischen Original "IWD 2025: Female sports coaches still face equality battle" adaptiert.