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PolitikAfrika

Welche Rolle spielen Digital Natives bei Tansanias Wahlen?

Daniel Gakuba
13. Juni 2025

Wachsende Frustration, steigendes politisches Bewusstsein und soziale Medien prägen den Wahlkampf in Tansania vor der Präsidentschaftswahl im Oktober. Und junge Menschen treten ins Rampenlicht - online und auf der Bühne.

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Tansania Mwanza 2025 | Wahlkampfdebatte, Teilnehmer sitzen vor einem rot-blauen Plakat auf dem Podium
Die DW-Sendung Maoni Mtaani diskutierte in Mwanza, Tansania, darüber, wie die sozialen Medien das Spiel bei den Wahlen im Land verändernBild: Daniel Gakuba/DW

Tansanias Wahlkampf nimmt an Fahrt auf - die Spannungen im Land steigen nach der Verhaftung von Tundu Lissu, dem Führer der größten Oppositionspartei CHADEMA (Partei für Demokratie und Entwicklung).

Seit LissusInhaftierung wegen Hochverrats debattieren vor allem junge Erwachsene über die politische Zukunft des ostafrikanischen Landes. Im Zentrum steht der provokante Slogan der Partei: "Keine Reformen, keine Wahlen." Denn die Opposition ist der Ansicht, dass das derzeitige Wahlsystem die Regierungspartei bevorteilt, und setzt sich für eine Reform des Wahlrechts ein.

Hitzige politische Debatte

In dieser hitzigen Atmosphäre veranstaltete das Kiswahili-Programm der DW "Maoni Mtaani" eine offene Debatte an der St. Augustine University in Mwanza am Ufer des Victoriasees. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit den lokalen Partnern Radio Free Africa (RFA) und Star TV statt.

Tansania Mwanza 2025 | Wahlkampfdebatte mit drei Teilnehmern, in der Mitte sitzt die Moderatorin Meena Ally
Radiomoderatorin Meena Ally stand im Mittelpunkt der Debatte Bild: Daniel Gakuba/DW

Das Thema dieser Debatte lautete "Klicken. Liken. Abstimmen: Können soziale Medien Ihre Wahlentscheidung beeinflussen?". Die Diskussion zu dieser Frage war angesichts des angespannten politischen Klimas besonders lebhaft und zeitaktuell.

"Es herrscht die falsche Vorstellung, Politik sei ein schmutziges Spiel", sagte Edwin Odemba, einer der vier Diskussionsteilnehmer und Moderator der Star-TV-Sendung "Medani za Siasa" ("Die Welt der Politik").

Er forderte junge Tansanier auf, diese Vorstellung abzulehnen und stattdessen "durch ihre Stimme am politischen Prozess teilzunehmen, um Reformen mitzugestalten, die ihren Interessen Priorität einräumen".

Die Parlamentswahlen in Tansania im Oktober galten zunächst als Kopf-an-Kopf-Rennen. Nun dürfte die regierende CCM-Partei - seit der Unabhängigkeit Tansanias vor über 60 Jahren an der Macht - jedoch keine ernsthaften Herausforderer mehr haben, nachdem die Oppositionspartei CHADEMA disqualifiziert und ihre Anführer verhaftet worden sind. 

Oppositionspartei von Wahlen ausgeschlossen

Die tansanische Wahlkommission hat die CHADEMA-Partei des Oppositionsführers Tundu Lissu von den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2025 ausgeschlossen. Als Begründung führte die Behörde an, dass die Partei es versäumt habe, innerhalb der vorgeschriebenen Frist eine Vereinbarung über den obligatorischen Verhaltenskodex für Wahlen zu unterzeichnen.

Tansania 2025 | Tundu Lissu Vorsitzender Oppositionspartei CHADEMA wird von vermummten Sicherheitskräften ins Gericht gebracht
Tansanias Oppositionsführer Tundu Lissu wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vor Gericht gebracht, wo er wegen zweier Anklagen verhört wirdBild: Florence Majani/DW

Im Rahmen der Diskussionsrunde "Maoni Mtaani" wurde auch besprochen, wie sich die Debattenkultur der jungen Generation seit den letzten Wahlen entwickelt hat. Der Tenor vieler Wortmeldungen: Sie zeigten ein größeres Urteilsvermögen, indem sie bei ihrer Wahl auf der Grundlage von Sachverhalten und nicht auf der Grundlage von Überzeugungstaktiken der Politiker wählten.

"Es ist nicht mehr dasselbe wie bei den vergangenen Wahlen", bemerkte ein Nutzer auf dem Facebook-Kanal von DW Kiswahili. Die sozialen Medien seien ihm inzwischen sowohl eine wichtige Informationsquelle als auch ein Ort, an dem er seine Meinung frei äußern könne.

"Der Aufstieg der Social-Media-Plattformen hat den Politikern die Kontrolle über die Berichterstattung entzogen und jungen Menschen die Möglichkeit gegeben, ihre eigenen Geschichten online zu gestalten und zu teilen", sagte Diskussionsteilnehmer Charles Maganga von Jamii Africa, einer digitalen Plattform mit Sitz in Tansanias größter Stadt Daressalam. Sie setzt sich in ganz Afrika für Transparenz, digitale Rechte und bürgerschaftliches Engagement ein.

Junge Wähler sind frustriert

Meena Ally, eine der einflussreichsten Radiomoderatorinnen Tansanias, betont gegenüber der DW: Wenn die Jugend es versäume, sich am Wahlprozess zu beteiligen, könne sie niemandem außer sich selbst die Schuld geben.

"Anstatt sich darüber zu beschweren, dass die Interessen der jungen Leute bei der Politik der älteren Generation außer Acht gelassen werden, sollten Sie aktiv werden - sich als Wähler registrieren und selbst für ein Amt kandidieren lassen", sagte Ally.

Trotz wiederholter Aufforderungen, bei den bevorstehenden Wahlen eine aktive Rolle zu spielen, äußern junge Menschen weiterhin ihre Frustration. Dies wurde durch ihre Fragen während der Debatte und ihre Kommentare in den sozialen Medien deutlich. "Was bringt es, seine Stimme abzugeben, wenn man weiß, dass sie gestohlen wird?", fragt ein entmutigter Instagram-Nutzer.

Auch das Thema Meinungsfreiheit in Tansania kam im Verlauf der Debatte subtil zur Sprache: Können sich junge Menschen in den sozialen Medien wirklich frei und ohne Angst vor Repressalien äußern? 

Die Diskussionsteilnehmer fanden es schwierig, diese Frage zu beantworten. Doch für Edwin Odemba war die Antwort klar. Ungeachtet des vorherrschenden Klimas der freien Meinungsäußerung betonte er: "Es ist eine patriotische Pflicht der Jugend, dafür zu sorgen, dass ihre Stimme gehört wird."

Die Veranstaltung an der St. Augustine University war bis auf den letzten Platz gefüllt, und im Freien wurden zusätzliche Bildschirme für eine Zuschauergruppe aufgestellt.

Die Debatte wurde live über den Kiswahili-Facebook-Kanal der DW, auf dem Instagram-Account von Diskussionsteilnehmerin Meena Ally, der Facebook-Seite von Star TV und live auf Star TV übertragen. Das Interesse in den sozialen Medien stieg während der Sendung auf mehr als rund 300.000 Zuschauer an.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.