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Weinproduktion auf niedrigstem Stand seit mehr als 60 Jahren

16. April 2025

Klimawandel, verändertes Verbraucherverhalten, Preisniveau: Für die weltweit abnehmende Menge an Rebensaft gibt es gleich mehrere Gründe. In Europa traf es 2024 besonders heftig die Winzer in Frankreich.

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Zwei Winzer spannen Frischhaltefolie an Weinreben entlang, um die Triebe vor Kälte zu schützen
Winzer spannen Frischhaltefolie an Weinreben entlang, um die Triebe vor Kälte zu schützen (Archivfoto) Bild: Pia Bayer/dpa/picture-alliance

Die weltweite Weinerzeugung ist 2024 nach Branchenangaben wegen extremer Witterungseinflüsse auf den niedrigsten Stand seit über 60 Jahren gesunken. Die Erzeugung sank auf 225,8 Millionen Hektoliter, was ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 4,8 Prozent bedeutet, wie die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) im französischen Dijon mitteilte. Ein Hektoliter entspricht ungefähr 133 Weinflaschen.

Auch Winzer fürchten Donald Trump 

Als extreme Wettereinflüsse nannte die Branchenorganisation unter anderem Starkregen, Hagel, späten Frost im Frühjahr, Trockenperioden und in der Folge dieser Witterung auch Schädlingsbefall. Neben dem Klimawandel hätten sich die wirtschaftliche Lage und eine sinkende Nachfrage negativ auf die Weinerzeugung ausgewirkt.

Ein Hubschrauber versprüht Pflanzenschutzmittel auf Weinreben im Wallis in der Schweiz
Ein Hubschrauber versprüht Pflanzenschutzmittel auf Weinreben im Wallis in der Schweiz Bild: G. Fischer/blickwinkel/picture alliance

Die Weinbranche fürchtet schließlich auch, mit ihren Produkten in den von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Zollkonflikt zu geraten. Die Vereinigten Staaten sind der größte Weinimporteur nach Wert mit 6,3 Milliarden Euro im Jahr 2024. Dahinter kommen Großbritannien mit 4,6 Milliarden und Deutschland mit 2,5 Milliarden Euro.

In der Europäischen Union lag die Weinerzeugung mit 138,3 Millionen Hektolitern im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent unter der von 2023. In Deutschland - dem viertgrößten europäischen Erzeugerland - sank sie nach den OIV-Daten um 9,8 Prozent auf 7,8 Millionen Hektoliter. Italien als weltweit größte Weinbaunation verbuchte mit einer Erzeugung von 44,1 Millionen Hektoliter zwar ein Plus, lag aber immer noch sechs Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt.

Geringste Produktion in Frankreich seit 1957

Frankreich als zweitgrößter Erzeuger verzeichnete mit 36,1 Millionen Hektolitern einen Rückgang um 23,5 Prozent und damit die niedrigste Produktion seit 1957. Spanien auf Rang drei bleibt mit einer Erzeugung von 31 Millionen Hektolitern 11,1 Prozent ebenfalls unter dem Fünfjahresdurchschnitt.

Weinlager mit großen Holzfässern in einer ehemaligen Jakobinerkirche in Poligny in Frankreich
Weinlager in einer ehemaligen Jakobinerkirche in Poligny in Frankreich Bild: Uta Poss/Presse-Bild-Poss/picture alliance

Der weltweite Konsum von Wein wird für 2024 auf 214,2 Millionen Hektoliter geschätzt, was im Vorjahresvergleich einen Rückgang um 3,3 Prozent und damit die niedrigste Menge seit 1961 bedeutet, wie es bei der OIV weiter heißt. Damit setze sich ein Trend fort, für den neben kurzfristigen wirtschaftlichen Gründen wie etwa die Inflation auch ein veränderter Lebensstil, soziale Gewohnheiten und ein anderes Verbraucherverhalten - vor allem der jüngeren Generation - verantwortlich seien.

Weiter Trend zu höherpreisigen Weinen

In der EU sank der Konsum im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent auf 103,6 Millionen Hektoliter, was im Fünfjahresdurchschnitt ein Minus von 5,2 Prozent bedeutet. In Deutschland lag der Konsum mit 17,8 Millionen Hektolitern um drei Prozent niedriger als 2023.

Der Wert der weltweiten Weinexporte wird für 2024 auf 35,9 Milliarden Euro geschätzt, was nur einen geringfügigen Rückgang gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Auch der durchschnittliche Exportpreis bleibt unverändert bei 3,60 Euro pro Liter. Das Gesamtpreisniveau ist nach Angaben der Organisation OIV hoch - unter anderem weil sich der Trend zu höherpreisigen Weinen in den letzten Jahren immer stärker ausgeprägt hat. Die Verbraucher zahlten heute für ihren Rebensaft im Schnitt 30 Prozent mehr als 2019/2020.

sti/pg (afp, dpa, rtr)