Vorteil Madrid: Stuttgart droht das Masters-Aus
20. Oktober 2001Gerüchte und Spekulationen der vergangenen Wochen verdichten sich immer mehr zur bitteren Realität: Die Profi-Tour stoppt im Oktober 2002 nicht mehr in der schwäbischen Metropole, sondern in der spanischen Hauptstadt Madrid. Beide Städte wollen sich um die Olympischen Spiele 2012 bewerben.
Seit 1995 gehört Stuttgart zur hochkarätigen ATP-Masters-Series; aus der Taufe gehoben hatte "Tennis-Pate" Ion Tiriac das Traditionsturnier aber bereits 1986. Am Freitag soll der 62 Jahre alte Rumäne zu einem Blitzbesuch in Madrid gewesen sein. Tiriac, derzeit Berater des Turnierrechte-Inhabers SPI, hatte mehrfach angedeutet, dass ihn nichts mehr hält. "Stuttgart ist nicht New York, und Stuttgart ist nicht Berlin," sagte der frühere Becker-Manager.
Unbefriedigende Resonanz
Als Hauptgrund für den wohl unvermeidlichen Rückzug wird die unbefriedigende Zuschauerresonanz in diesem Jahr genannt. Nach der Pleite des Generalvermarkters ISL hatte sich zudem Hauptsponsor Eurocard aus Stuttgart verabschiedet. Im Vorjahr wollten noch rund 40.000 Fans die Racket-Stars beim einzigen Hallen-Masters in Deutschland sehen. Diesmal kamen deutlich weniger.
Dies geht vor allem zu Lasten der zuständigen Stuttgarter Messegesellschaft (SMK). Geschäftsführer Klaus-Dieter Heldmann stufte die Chancen für den Verbleib des mit fast drei Millionen Dollar Preisgeld dotierten Top-Events in der Schleyer-Halle als "sehr gering" ein. Der Sport-Ehe zwischen Stuttgart und dem Tour-Veranstalter ATP droht im "verflixten siebten Jahr" die Scheidung. Letzte Hoffnung ist ein Krisengipfel zwischen Promotor Ion Tiriac und Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster.
Auf finanzielle Unterstützung der Stadt oder des Landes Baden- Württemberg kann Tiriac nicht mehr bauen. "Es gab zwar Gespräche mit Stadt und Land, aber es hilft nicht, nur zu reden, sondern es muss auch etwas getan werden. Die ganze Situation ist frustrierend," hatte Turnierdirektor Markus Günthardt beklagt. Doch der Schweizer will um "sein" Turnier kämpfen.