Vor den Präsidentschaftswahlen in Mazedonien
18. Februar 2004Skopje, 18.2.2004, UTRINSKI VESNIK, mazed., Sasko Dimevski
Der mazedonische Premierminister Branko Crvenkovski weiß zur Zeit noch nicht, wie er die innerparteiliche Prozedur zur Nominierung des Präsidentschaftskandidaten beginnen und dabei die Einheit der Partei wahren soll. Die Frage nach dem SDSM (Sozialdemokratisches Bündnis für Mazedonien – MD)-Kandidaten könnte die gefährliche Büchse der Pandora öffnen, sagen hohe Parteiquellen. Viele haben Appetit, aber nur einer muss nominiert werden. Einige hohe Funktionäre aus den ersten Reihe haben schon signalisiert, dass sie Ambitionen auf das Präsidentenamt hegen. Hier ist zunächst der Abgeordnete Tito Petkovski zu erwähnen, der bei den Präsidentschaftswahlen vor fünf Jahren als moralischer Sieger galt. Ambitionen auf das Amt haben noch Ilinka Mitreva (Außerministerin – MD) und Vlado Buckovski (Verteidigungsminister – MD), der mittlerweile dementiert hat, dass er für das höchste Amt im Staat kandidieren will, obwohl seine Parteifreunde ihn beharrlich auf die Wunschliste setzen.
Premierminister Crvenkovski hat Angst vor Zwist innerhalb der Partei, falls er die Kandidatenfrage anderen in der Partei überlässt. Er hat auch Angst vor dem Scheitern, falls die Partei sich entschließt, einen unabhängigen Kandidaten zu unterstützen. Es sollte auch keine Überraschung sein, falls Crvenkovski auf Forderung und Druck der Basis sich tatsächlich entscheidet, an den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im Oktober teilzunehmen. Sein Charisma und die politische Erfahrung würden ihm helfen, die Präsidentschafts- als auch die Kommunalwahlen sicher für sich zu entscheiden. Die Partei hätte damit die Einheit vor den wichtigen Wahlen bewahrt. Aber was danach? Crvenkovski als Vorsitzender des SDSM hätte sein Amt niederlegen müssen. Mindestens drei Kandidaten werden als Nachfolger kämpfen.
Parteiquellen teilen mit, Crvenkvski könnte sich entschließen, an den Wahlen teilzunehmen, weil er sich vor serbischen Wahlzuständen fürchtet. Das Land braucht einen starken Kandidaten mit Unterstützung von mindestens zwei albanischen Parteien und Wähler, die bei den Wahlen ihre Stimme abgeben. Wenn das nicht geschieht, würde es keine Mehrheit geben und Mazedonien hätte wegen niedriger Wahlbeteiligung keinen Präsidenten.
Der Premier hat es neulich abgelehnt, an den Wahlen als Kandidat seiner Partei teilzunehmen. Die augenblickliche Auseinandersetzung in der Partei könnte aber nur er beruhigen. Falls Crvenkovski sich tatsächlich entscheidet, weiterhin Premierminister des Landes zu bleiben, dann hätte die Partei keine andere Lösung, als sich für einen unabhängigen Kandidaten zu entscheiden, um die innenparteilichen Probleme beizulegen. (...) (fp)