Vizegouverneur der bulgarischen Region Pasardschik entlassen
3. April 2003Sofia, 1.4.2003, BTA, engl.
Premierminister Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha hat am Montag (31.3.) die Entlassung des stellvertretenden Gouverneurs von Pasardschik, Redscheb Mollaahmed angeordnet. Das gab die Sprecherin des Regierungsamts für Öffentlichkeitsarbeit, Zwetelina Usunowa, bekannt. Die Entlassung ist eine Reaktion auf eine umstrittene Erklärung, die Mollahmed am Samstag (29.3.) abgegeben hatte. Die Entscheidung wurde von der Regierung gefällt und am Montag vom Premierminister im Parlament bekannt gegeben.
Bei einer Gedenkversammlung aus Anlass des 30. Jahrestags des Aufstands gegen die erzwungene Änderung der Namen der bulgarischen Türken am Samstag hatte Redscheb Mollaahmed die Abgeordneten der Bewegung für Rechte und Freiheiten (DPS) auf, zu ermöglichen, dass in allen Schulfächern mit Ausnahme von Bulgarisch auch in der türkischen Sprache "unserer Regionen" unterrichtet zu wird. "Für uns ist die offizielle Sprache die Sprache der Minderheit Türkisch und wir wollen diese Sprache sprechen", so Mollahmed. In seiner emotionalen Rede sagte er zudem, dass der so genannte "Regenerationsprozess" in Bulgarien andauere. Einen Tag später sagte Mollaahmed, er sei von seinen Emotionen übermannt worden und entschuldigte sich bei den Institutionen und Menschen, die er beleidigt habe.
Auf die Frage, ob es eine Bedrohung für den ethnischen Frieden im Land gebe, sagte der Premierminister, der Zwischenfall solle nicht dramatisiert werden.
Die Regierung sei von der DPS in einer am Montag zuvor veröffentlichten Entscheidung gebeten worden, Mollaahmed zu feuern. Identische Forderungen kamen von der örtlichen Führung der DPS in Pasardschik und von allen wichtigen politischen Kräften im Land.
Der stellvertretende Parteichef der DPS, Ljutwi Mestan, sagte nach einer Sitzung der Partei, man werde keine Toleranz für Erklärungen zeigen, die dem Geist und der Philosoph des ethno-politischen Modells, das in Bulgarien geschaffen worden sei, widersprächen. Die DPS distanziere sich kategorisch von Mollaahmeds Erklärung, da sie der politischen Ideologie der DPS und den Werten des bulgarischen ethno-politischen Modells widerspreche. (...)
Sorge über die Erklärung wurde auch vom Obersten Mufti Selim Mehmed geäußert. Er sagte, Mollaahmeds Erklärung sei "aus dem Stehgreif" und "emotional" gewesen und die Menschen hätten scharf darauf regiert, denn sie glaubten fest an die Idee des Zusammenlebens in Frieden und Verständnis.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Bezirksstaatsanwältin von Pasardschik, Rosiza Tersowa, ein Ermittlungsverfahren gegen Mollaahmed eingeleitet hat, um herauszufinden, ob er mit seiner Aussage gegen ein Gesetz verstoßen habe.(MK)