Verteidigungsminister Aserbaidschans vertagt Reise nach Washington
21. Mai 2003Köln, 21.5.2003, 1900 GMT, INTERFAX, YENI MUSAVAT
INTERFAX, russ., 19.5.2003
Der ursprünglich für den 19. Mai geplante USA-Besuch des aserbaidschanischen Verteidigungsministers Safar Abijew ist aus technischen Gründen vertagt worden, wurde Interfax im Verteidigungsministerium mitgeteilt. Ein Grund sei, dass eine Reihe von Dokumenten, die in den USA unterzeichnet werden sollen, noch nicht unterschriftsreif sei. Das neue Besuchsdatum stehe noch nicht fest, obwohl davon ausgegangen wird, dass Abijew Ende Mai in die USA reisen wird.
Der Verteidigungsminister Aserbaidschans sollte in Washington ein Dokument über die Entsendung von 150 aserbaidschanischen Friedenssoldaten in den Irak unterzeichnen. Die Entsendung ist ebenfalls auf Ende Mai verlegt worden. (TS)
YENI MUSAVAT, S. 3, russ., 19.5.2003
In Aserbaidschan ist der Gang der Ereignisse schneller, als man annehmen möchte. Jedes Mal, wenn man den letzten Entwicklungen auf den Grund gehen möchte, kommt etwas Neues. (...)
Die Vertagung des USA-Besuchs von Verteidigungsminister Safar Abijew, der für den 18. Mai geplant war, ist Teil dieser Entwicklungen. Die offiziellen Berichte über diese Vertagung stehen im Widerspruch zur Wirklichkeit. Berichtet wird, diese Dokumente seien nicht unterschriftsreif.
Abijew sollte in den USA mehrere wichtige Gespräche führen. Die Pentagon-Führung kennt die Lage in Aserbaidschan besser als wir und kennt die Gründe für die Vertragung. Die Situation in Aserbaidschan hängt vom Gesundheitszustand Alijews ab und könnte sich drastisch ändern. Daher muss Abijew nicht nur seine Auslandsreise verschieben, sondern auch des Nachts wach bleiben. Dem wird so sein, bis die Lage klarer wird: die Führung der entscheidenden Ministerien wird weiterhin sehr beschäftigt sein und das Land nicht verlassen. Das ist für Aserbaidschan auch wichtig. Dies ist nicht die Zeit für Reisen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Alijew Abijew die Anweisung gegeben hat, Aserbaidschan nicht zu verlassen. Abijew, seit langem loyal an Alijews Seite, muss ihm in einer so kritischen Situation nahe sein. Der Oberbefehlshaber ist derzeit in schlechter Verfassung und hat keine Kontrolle über die Amtsträger.
Alijew fürchtet, die Ereignisse vom Oktober 1994 und März 1995 (bewaffnete Konfrontation zwischen einer Einheit der Sonderpolizei und der Regierung in Baku - MD) könnten sich wiederholen. Damals erfreute sich Alijew guter Gesundheit und seine Stimme klang wie Donner. Gott sei Dank gibt es bei uns derzeit keine bewaffneten oppositionellen Gruppen, Gruppen innerhalb des Establishments könnten aber aus Alijews Zustand Kapital schlagen und damit die Meuterei, sagen wir mal, eines Regiments herbeiführen.
Dass es Gerüchte über die Absetzung des Chefs von Alijews Sicherheitsdienst gibt, ist kein Zufall. Vor etwa 20 Tagen wurden General Wakif Aksundow, einst einer der Chefs der Präsidentengarde, und einige weitere hochrangige Persönlichkeiten beschuldigt, Kontakte zu Anhängern von (Ex-Präsident Ajas) Mutalibow zu unterhalten und es wurde behauptet, Alijews Sicherheit sei in Frage gestellt.
Warum Alijew am 17. Mai so viele Militärs in Spitzenpositionen befördert hat, ist mit rein prozeduralen Gründen nicht zu erklären. Wenn ein führender Militär (wenn Alijew es auch nicht war) schwach wird, wird er gegenüber Kommandeuren seiner Armee auch großzügiger. Wir wollen uns einmal genau anschauen, wen Hejdar Alijew ausgezeichnet hat.
Einer von ihnen ist der nationale Sicherheitsberater des aserbaidschanischen Präsidenten, Wahid Alijew (er wurde zum Generalmajor ernannt). Sein Titel ist irreführend - er berät nicht den Präsidenten in Sicherheitsfragen, sondern ist einer der Hauptverantwortlichen für die Sicherheit des Präsidenten.
Sakir Hasanow, dem Befehlshaber der inneren Truppen des Innenministeriums, die als die am besten ausgebildete und die beweglichste Einheit innerhalb dieses Ministeriums gilt, wurde ebenfalls der Rang eines Generalmajors zugesprochen. Im Falle eines Aufruhrs, im Falle, dass die Ereignisse außer Kontrolle geraten sollten, werden die Truppen des Inneren die ersten sein, die in Baku einrücken werden. Dies ist eine weit verbreitete Praxis in ehemaligen kommunistischen Ländern. Die Truppen des Inneren stehen bereit, um die Machtorgane bei der Unterdrückung der Opposition und der Durchführung von Verhaftungen zu unterstützen. Die Truppen des Inneren waren es, die Alijew im März 1995 gegen die Gruppen von R. (Rowsan) Cawadow einsetzte.
Befördert worden sind auch der Befehlshaber der Grenztruppen (Elcin Kulijew), der Kommandeur der Militäreinheit Nr. 193 des Verteidigungsministeriums (Nisami Osmanow), der Leiter der Aserbaidschanischen Militärhochschule (Hejdar Pirijew), der Leiter der Militärschule von Camsid Nachitschewanski (Mirza Almasow) und der Leiter der Nachitschewaner Niederlassung der Militärschule von Camsid Nachitschewanski Rasim Alijew.
Warum Hejdar Alijew an einer so kritischen Wegkreuzung den Chefs von Militäreinheiten diese neuen Ränge und diese neue Bürde übertragen hat, werden wir bald sehen. Wir wünschen uns, dass dies ein Schritt sein möge, um die Sicherheit der Bürger Aserbaidschans zu festigen.
Wir wollen nicht vergessen, dass Alijew gern bis zum Ende kämpft und Pläne hegt, die Macht zu übergeben. (TS)