Vergeben - auch wenn es unmöglich scheint
12. April 2025Betrug, Untreue, Mobbing, Missbrauch (physisch als auch psychisch) oder Verrat. Wie kann man Menschen vergeben, die einem solche Dinge angetan haben. Das beschäftigt viele Menschen.
Wenn ich auf mein Leben blicke, erkenne auch ich, dass ich manchen Menschen bis heute nicht vergeben kann. Besonders zum Ende der Fastenzeit mit Blick auf das Kreuz wird das Thema der Vergebung für mich nochmal besonders präsent. Doch wie kann ich Vergebung anstoßen?
Manchmal hat man die Möglichkeit die negativen Erfahrungen mit den Personen gemeinsam zu bearbeiten und aus dem Weg zu räumen. In sehr schweren Fällen braucht es natürlich professionelle Hilfe und da kann dieser Text keine Anleitung zur Vergebung sein. Für viele ist auch eine juristische und therapeutische Betreuung notwendig, um mit dem Erfahrenen umgehen zu lernen. Doch ganz häufig wartet man sein Leben lang auf die Gerechtigkeit für das Vergangene. In den meisten Fällen wird diese nie eintreten.
Doch Vergebung ist dennoch möglich. Das zeigen uns auch die Texte der bevorstehenden Karwoche mit der wohl stärksten Geschichte der Vergebung. Es ist der ultimative Verrat. Judas liefert Jesus aus und dieser muss am Kreuz sterben. Doch Jesus ist nicht sauer und geht mit Gräuel in den Tod. Noch am Kreuz sagt er: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ (Lk 23, 34)
Jesus wurde verraten, gefoltert und gekreuzigt und dennoch liebt er die Menschheit so sehr, dass er ihr nicht nur selbst vergibt, sondern auch Gott um Vergebung für die Menschen bittet. Er zeigt uns, dass Vergebung möglich ist, auch wenn wir Schreckliches erlebt haben.
Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Oft kann ich nicht vergeben, weil ich nie die Möglichkeit hatte das Getane anzusprechen und aus dem Weg zu räumen. Das hinterlässt bei mir ein Gefühl der Ungerechtigkeit. Wie kann ich jemandem vergeben, der sich nie bei mir entschuldigt hat und der sich vielleicht nie seine schlechten Taten eingestehen wird?
Hier wird ein erstes Problem deutlich.
Vielen Menschen sind ihre negativen Taten gar nicht bewusst. Das drückt auch Jesus am Kreuz aus als er sagt: „denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Das betrifft jeden von uns. Jeder hat wahrscheinlich schon mal einen Menschen verletzt, auch mal ganz unwissentlich. Wenn ich mich darüber ärgere, dass jemand unverschämt oder sogar beleidigend mir gegenüber auftritt, hilft es, die Perspektive zu wechseln. Bei kleineren Dingen kann ich so viel eher vergeben und meinen Frieden damit schließen.
Ganz anders ist es, wenn Menschen ganz bewusst handeln. Da ist Vergebung besonders herausfordernd. Wenn uns diese Verletzung eine lange Zeit begleitet und beschäftigt, könnte es sich anbieten ein Gespräch zu suchen. Oft merken die Menschen im Nachhinein, was sie anderen angetan haben. Dann ist Vergebung möglich. In vielen Fällen kann es jedoch nicht zu einem Gespräch kommen und dann muss man versuchen einen Weg der Vergebung für sich zu finden.
Dafür müssen einem zunächst die Bedingungen des Vergebens bewusst werden. Viele Menschen glauben, dass Vergebung heißt, dass der Schmerz der Verletzung danach weg sein muss oder ich nicht mehr an die Tat denke. Doch das ist mit Vergebung nicht gemeint.
Vergebung meint nicht, dass ich den Schmerz oder die Tat vergesse. Es heißt auch nicht, dass ich das Verhalten des anderen gutheiße. Es geht vielmehr darum auf Groll, Rachegedanken oder anhaltende Wut zu verzichten, obwohl man verletzt wurde. Vergebung kann in diesem Sinne von einer Last befreien.
Vergebung ist daher auch kein Zeichen von Schwäche, sondern ganz im Gegenteil. Wer vergeben kann, zeigt Stärke. Vorbild kann uns dabei Jesus sein, der im größten Leid und im Angesicht des Todes vergibt und auch Gott bittet, den Menschen zu vergeben.
Natürlich passiert Vergebung nicht von heute auf morgen, sondern ist eher ein Prozess. Diesen lohnt es sich jedoch anzugehen, um selbst frei zu werden und seinen inneren Frieden zu finden.
Kurzvita: Susanna Laux, geboren 1997 in Neuwied. Aufgewachsen in Neuwied-Heimbach-Weis. Bachelorstudium der französischen Kulturwissenschaft und interkulturellen Kommunikation an der Universität des Saarlandes und Masterstudium der demokratischen Politik und Kommunikation an der Universität Trier. Seit Oktober 2023 Volontärin bei der Katholischen Hörfunk- und Fernseharbeit über die katholische Journalistenschule (IFP) in München.
Dieser Beitrag wird redaktionell von den christlichen Kirchen verantwortet.