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PanoramaGlobal

Filmfestspiele Venedig 2025: Jede Menge Stars

Scott Roxborough
26. August 2025

Hollywood-Größen wie Julia Roberts, George Clooney und Cate Blanchett sind Gäste auf dem roten Teppich, Regielegende Werner Herzog wird geehrt - und auch die Politik ist ein Thema in Venedig, nicht nur auf der Leinwand.

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Filmstill: Ein Mann läuft eine Allee entlang
Einer der Stars in Venedig 2025: George Clooney (Szene aus "Jay Kelly")Bild: Peter Mountain/Everett Collection/picture alliance

Im Hauptwettbewerb der 82. Internationalen Filmfestspiele Venedig​​​​​​​ konkurrieren ab dem 27. August 21 internationale Filme um die wohl wichtigste Trophäe des europäischen Kinos: den Goldenen Löwen.

Dazu reisen auch in diesem Jahr etliche Stars an, um ihren Film bestmöglich zu präsentieren: So wird Julia Roberts erstmals den Lido besuchen, um Luca Guadagninos "After the Hunt" vorzustellen, einen von der #MeToo-Bewegung inspirierten Thriller. Die Hollywood-Ikone spielt eine Philosophieprofessorin aus Yale, die in eine schwierige Lage gerät, als ihre Doktorandin (Ayo Edebiri aus "The Bear") Almas Kollegen und Freund (Andrew Garfield) der sexuellen Nötigung beschuldigt.

Ein weiterer Neuling in Venedig ist der ehemalige Profi-Wrestler und heutige Action-Superstar Dwayne "The Rock" Johnson, der ausnahmsweise einmal in einem ernsthaften Film auftritt. Er spielt den ehemaligen Amateur-Wrestler und MMA-Kämpfer Mark Kerr in "The Smashing Machine" von Indie-Liebling Benny Safdie. Emily Blunt spielt Kerrs Frau Dawn Staples.

Hollywood erobert den Roten Teppich in Venedig

Zu den Stammgästen auf dem roten Teppich gehört George Clooney, der die Hauptrolle in Noah Baumbachs "Jay Kelly" spielt. Darin geht es um einen berühmten Schauspieler, der mit seinem langjährigen Manager (gespielt von Adam Sandler) durch Europa reist, während die beiden über ihr Vermächtnis und ihre Lebensentscheidungen nachdenken.

Filmstill: Zwei Frauen stehen in einem Wohnzimmer und sehen sich ein Buch an
Vicky Krieps und Cate Blanchett in Jim Jarmuschs "Father Mother Sister Brother"Bild: Mubi/AP Photo/picture alliance

Cate Blanchett und Adam Driver, die ebenfalls regelmäßig in Venedig zu Gast sind, kehren dieses Jahr mit "Father Mother Sister Brother" zurück, dem mit Spannung erwarteten neuen Film des Independent-Film-Pioniers Jim Jarmusch. Der Film besteht aus drei zeitgenössischen Charakterstudien, die in den USA, Dublin und Paris spielen, und handelt von den Beziehungen zwischen erwachsenen Kindern (darunter Blanchett und Driver) und ihren etwas distanzierten Eltern, gespielt von Tom Waits und Charlotte Rampling. 

Fans des koreanischen Films kommen bei "No Other Choice", dem neuen Thriller von Meisterregisseur Park Chan-wook ("Oldboy", "Die Taschendiebin"), voll auf ihre Kosten. Darin spielt Lee Byung-hun einen Mann, der aus einer langjährigen Anstellung entlassen wurde und nun auf skrupellose Weise versucht, seinen Job zurückzubekommen.

Emma Stone hat für "Bugonia", dem englischsprachigen Remake des völlig verrückten und absolut brillanten südkoreanischen Science-Fiction-Films "Save the Green Planet" aus dem Jahr 2003, erneut mit Regisseur Giorgos Lanthimos zusammengearbeitet. Lanthimos gewann 2023 den Goldenen Löwen für "Poor Things". Im vergangenen Jahr siegte Pedro Almodóvar mit "The Room Next Door".

Und auch Jacob Elordi ist in der Stadt, um Guillermo del Toros lang erwartete Frankenstein-Verfilmung zu präsentieren, in der auch Oscar Isaac, Mia Goth und Christoph Waltz zu sehen sind.  

Filmstill: Ein vermummter Mann mit Kapuze blickt grimmig zur Seite
Kaum zu erkennen: Jacob Elordi als "The Creature" in "Frankenstein" Bild: Netflix/AP Photo/picture alliance

Netflix wieder dabei

Nach einer Pause im vergangenen Jahr kehrt Netflix mit Macht an den Lido zurück. Neben Del Toros "Frankenstein" und Baumbachs "Jay Kelly" rollt der Streaminganbieter den roten Teppich für "A House of Dynamite" aus, den ersten Spielfilm von Actionregisseurin Kathryn Bigelow ("Tödliches Kommando - The Hurt Locker") seit acht Jahren. 

Der Thriller, in Echtzeit erzählt, dreht sich um eine Gruppe von Beamten des Weißen Hauses - unter anderem gespielt von Idris Elba, Rebecca Ferguson, Greta Lee und Jared Harris -, die sich mit einem bevorstehenden Atomraketenangriff auf die USA konfrontiert sehen.

Venedig ist der inoffiziellen Auftakt der Preisverleihungs-Saison, und das diesjährige Programm scheint besonders Oscar-tauglich zu sein. Regisseur Paolo Sorrentino, Oscar-Preisträger für "La Grande Bellezza - Die große Schönheit", eröffnet das Festival mit "La Grazia", in dem seine langjährige Muse Toni Servillo die Hauptrolle spielt.  

Mona Fastvold, Co-Autorin und Produzentin des dreifachen Oscar-Gewinners "Der Brutalist", kommt mit "The Testament of Ann Lee" nach Venedig, einem historischen Drama-Musical mit Amanda Seyfried als Ann Lee, der Gründerin der religiösen Sekte der Shaker im 18. Jahrhundert. 

Künstler und Filmemacher Julian Schnabel kehrt mit seinem preisverdächtigen Historienfilm "In the Hand of Dante" nach Venedig zurück, einem Thriller um ein handgeschriebenes Manuskript von Dante Alighieris Göttlicher Komödie. Im Film geben sich gleich mehrere Stars ein Stelldichein: Oscar Isaac spielt eine Doppelrolle, außerdem gehören Jason Momoa, Gerard Butler, Gal Gadot, Martin Scorsese und Al Pacino zum Cast. 

Auszeichnung für Werner Herzog

In diesem Jahr gibt es in Venedig auch mehrere Dokumentarfilme, die auf Preisverleihungs- und Bestenlisten landen könnten. So präsentiert der legendäre deutsche Regisseur Werner Herzog, der am Mittwochabend bei der Eröffnungsfeier des Festivals den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhielt, den unkonventionellen Naturdokumentarfilm "Ghost Elephants". Der Film begleitet indigene Khoisan-Fährtenleser in Angola auf ihrer Suche nach einer legendären - möglicherweise mythischen - Elefantenherde.  

Ein grauhaariger Mann an einem Rednerpult lächelt einen neben ihm stehenden Mann an, der seine rechte Hand auf die Brust legt. Beide tragen Smokings und stehen vor einem dunkelblauen Vorhang
Regie-Großmeister unter sich: Francis Ford Coppola (links) hielt die Laudatio auf Werner HerzogBild: Tiziana Fabi/AFP/Getty Images

Laura Poitras, mit dem Oscar ausgezeichnet für ihren Edward-Snowden-Dokumentarfilm "Citizenfour", hat gemeinsam mit Mark Obenhaus an "Cover-up" gearbeitet, einem Porträt über Seymour Hersh. Der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Investigativjournalist deckte während des Vietnamkriegs und des Irakkriegs Skandale in der US-Armee auf.

Aktuelle Konflikte auf der großen Leinwand ...

Venedig ist normalerweise eher nicht für seine politischen Inhalte bekannt. Doch in diesem Jahr zeigt das Festival gleich mehrere Filme, die sich mit aktuellen geopolitischen Themen befassen.

"The Voice of Hind Rajab" der tunesischen Filmemacherin Kaouther Ben Hania basiert auf der erschütternden wahren Geschichte eines sechsjährigen Mädchens während der israelischen Invasion in Gaza - einschließlich ihres verzweifelten letzten Telefonats mit den Rettungskräften des Roten Halbmonds. Alberto Barbera, künstlerischer Leiter der Filmfestspiele von Venedig, konnte seine Tränen kaum zurückhalten, als er auf einer Pressekonferenz über den Film sprach.

Italien Venedig 2025 | Jury und Festivaldirektor Alberto Barbera bei der Eröffnung der Filmfestspiele
Die Jury mit Festivaldirektor Alberto Barbera (ganz rechts)Bild: Stefano Rellandini/AFP/Getty Images

Um die russische Politik geht es in Olivier Assayas' "The Wizard of the Kremlin", in dem Jude Law als Wladimir Putin und Paul Dano als einflussreicher Strippenzieher hinter den Kulissen des Kremls zu sehen sind.  

Der Iran steht im Mittelpunkt zweier Filme, die im Rahmenprogramm des Filmfestivals gezeigt werden: Ali Asgaris "Divine Comedy" ist eine düstere Satire über einen iranischen Filmemacher, der mit der Zensur zu kämpfen hat, und Amir Azizis "Inside Amir" begleitet einen jungen Iraner, der kurz davor steht, das Land zu verlassen. 

... und vor dem Kinosaal

Doch nicht nur auf der Leinwand geht es derzeit in Venedig um Politik: Am 23. August unterzeichneten Hunderte von Filmemachern und Kulturschaffenden unter dem Banner "Venice4Palestine" einen offenen Brief, in dem sie das Festival auffordern, eine klare Haltung zum Krieg in Gaza einzunehmen, das israelische Vorgehen zu verurteilen und palästinensischen Stimmen mehr Raum zu geben.  

Das italienische Künstlerkollektiv Artisti #NoBavaglio hat zu einer Großdemonstration am 30. August aufgerufen und gewarnt, dass das Festival Gefahr laufe, zu einer "traurigen, leeren Vitrine" zu verkommen, wenn es den Krieg ignoriere.

Adaption aus dem Englischen: Katharina Abel 

Dieser Artikel wurde am 28. August aktualisiert.