Usbekistan warnt seine Bürger vor Dienst in den russischen Streitkräften
4. Juli 2003
Köln, 4.7.2003, DW-radio / Russisch
In Usbekistan ist man der Meinung, dass die Absicht Russlands, Bürger von GUS-Staaten für den Dienst in den russischen Streitkräften anzuwerben, gesetzwidrig ist. Das erklärte der usbekische Justizminister Abdusamat Palwan-sade. Es berichtet Jurij Tschernogajew:
In welcher Armee sollen die usbekischen jungen Männer dienen? In ihrer eigenen usbekischen oder in der russischen? Diese auf den ersten Blick überraschende Frage stellen sich heute viele junge Männer im Einberufungsalter. Beweis dafür, dass die Staatsmacht in diesem Zusammenhang besorgt ist, ist ein Artikel des usbekischen Justizministers Abdusamat Palwan-sade zu diesem Thema, der am vergangenen Donnerstag in der Regierungszeitung "Prawda Wostoka" erschienen ist. Im Zusammenhang mit den Aufrufen von Wladimir Putin an die Bürger der GUS-Staaten, in der russischen Armee mit der Aussicht zu dienen, die russische Staatsangehörigkeit zu erhalten, macht der usbekische Justizminister Abdusamat Palwan-sade auf das bittere Schicksal von Söldnern aufmerksam und macht auch deutlich, dass bei einem Dienst in einer ausländischen Armee die jungen Männer die usbekische Staatsangehörigkeit verlieren würden und dass dann auch noch unklar sein würde, ob sie die russische überhaupt erhalten würden. Zu der Diskussion kam es in Usbekistan nicht ohne Grund. Im Laufe der Armeereform baut Usbekistan eine kleine Armee aus 50 000 Mann auf. Schon heute übersteigt die Anzahl der Einzuberufenden den Bedarf der Streitkräfte um das Siebenfache. Im Fergana-Tal kommen auf einen Kasernenplatz 20 Soldaten. Zugleich ist aber der Militärdienst für die traditionell kinderreichen Familien oft die einzige Möglichkeit, die Söhne irgendwo unterzubringen und zu versorgen. In die usbekische Armee wird man nun nicht mehr aufgenommen und in die russische wird man eingeladen. Da ein usbekischer Soldat pro Monat umgerechnet 16 US-Dollar Sold erhält und ein russischer Vertragssoldat 20 Mal mehr, gibt es durchaus einen Grund, nachzudenken. Die Regierung unternimmt zumindest in der Presse erste Präventivmaßnahmen. (MO)