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USA und China Rivalen in Zentralasien - "Nesawissimaja gaset" über die amerikanischen Militärstützpunkte in Kirgisistan und Usbekistan

18. März 2003
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Moskau, 18.3.2003, NESAWISSIMAJA GASETA, russ., Wiktorija Panfilowa

Zentralasien ist in jüngster Zeit zu einem Truppenübungsplatz der beiden konkurrierenden Großmächte China und USA geworden. Russland nimmt in dieser Rivalität immer öfter eine zweitrangige Rolle ein. Washingtons Strategen wissen genau, dass der Raum, den die Sowjetunion auf der geopolitischen Landkarte der Welt verloren hatte, nur von China eingenommen werden kann. Experten zufolge verbirgt sich hinter der militärpolitischen Expansion Amerikas eine Rivalität mit China. Vor allem aus diesem Grund und nicht aus der Erwägung heraus, wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, sind die USA bestrebt, die Vorkommen und Transportwege von Energieträgern in Zentralasien zu kontrollieren, was automatisch die amerikanischen Positionen in der Region und in der Welt insgesamt stärken würde.

Das ist auch der Grund, warum die Amerikaner versuchen, China mit einem Bogen aus Stützpunkten zu umzingeln, die bereits seit anderthalb Jahren in Usbekistan und Kirgisistan bestehen. Die Amerikaner beabsichtigen, sich in der Region festzusetzen und dies wird unter anderem dadurch deutlich, dass seit kurzem ihre Experten nun auch der kirgisischen Armee die Kampfkunst beibringen. Beobachtungen zufolge nutzen die USA ihre Stützpunkte in Zentralasien nicht nur für die Koordinierung des militärischen Vorgehens in Afghanistan, sondern auch für die Beobachtung der nahegelegenen chinesischen Provinz. Diese Situation führt wie erwartet zu einer scharfen Reaktion Pekings. Beispielsweise zeigt sich in jüngster Zeit die chinesische Seite gegenüber Kirgisistan offen unzufrieden und weist Bischkek darauf hin, dass die weitere Existenz eines amerikanischen Militärstützpunktes auf kirgisischem Territorium (der vorrübergehend zur Bekämpfung der Taliban errichtet wurde) unzweckmäßig ist.

Der Abgeordnete der russischen Staatsduma und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für GUS-Angelegenheiten Wjatscheslaw Igrunow sagte der "Nesawissimaja gaseta" in diesem Zusammenhang: "Die Amerikaner haben heute die Welt genau in zwei Teile unterteilt: in diejenigen, die Amerika unterstützen, und in diejenigen, die China unterstützen. Ich als Politiker habe kein einziges Mal von den amerikanischen Kollegen gehört, dass Russland sich festlegen muss, wen es unterstützt." Den armen zentralasiatischen Staaten fällt die Entscheidung viel schwerer.

Der Druck Pekings wird die kirgisische Seite wohl kaum dazu veranlassen, die amerikanische Unterstützung abzulehnen. Seit 2001 hat der IWF Kirgisistan 93 Millionen US-Dollar für die Unterstützung des Regierungsprogramms für die Jahre 2001-2004 bereitgestellt. In letzter Zeit wird die technische Hilfe des US-Verteidigungsministeriums um Millionen von US-Dollar erhöht. Im vergangenen Jahr wurde in Kirgisistan mit der Umsetzung von Projekten begonnen, die vom britischen Ministerium für internationale Entwicklung mit 20 Millionen US-Dollar bezuschusst werden. Das ist bei weitem nicht die gesamte Liste der "wohltätigen Spenden", mit denen der Westen schon seit langem seine Partner in Zentralasien großzügig überschüttet. Jeder Start und jede Landung eines amerikanischen Flugzeugs, das im Bischkeker Flughafen Manas stationiert ist, kostet die USA 7000 US-Dollar. Außerdem werden von den USA nicht geringe Mittel für die Ausstattung und Unterbringung ihres Kontingents in Kirgisistan ausgegeben. Es handelt sich nach den Maßstäben vor Ort um riesige Einnahmen zum Staatshaushalt. Dieser "Druck" ist viel effektiver als der Druck des benachbarten China.

Man darf sich nicht wundern, wenn die amerikanischen Militärs sich schon bald auch in anderen zentralasiatischen Staaten niederlassen. Der Dozent an der Usbekischen staatlichen Universität für Fremdsprachen, Farhad Hamrajew, sagte, ein solches Szenario sei nicht unvermeidlich: "China hat im Vergleich mit seinen stärksten Konkurrenten einige Vorteile. Dem Land ist es gelungen, in Zentralasien ein weitverzweigtes Netz von Wirtschaftskontakten aufzubauen, das von konjunkturbedingten Vereinbarungen nicht zerstört werden kann."

Was Russland betrifft, so versucht es in den letzten Jahren seinen Einfluss in der Region wenigstens teilweise wiederherzustellen. Deswegen beteiligt sich Moskau aktiv an der Tätigkeit der Schanghai-Organisation für Zusammenarbeit. Führer der Schanghai-Organisation ist aber China. Als Beweis dafür, dass Russland versucht, seine Positionen in Zentralasien wiederherzustellen, kann man den Wiederaufbau des Luftstützpunktes in der Stadt Kant werten. Dorthin wurden einige russische Jagdflugzeuge und Bomber verlegt. Auch China hatte auf den Luftstützpunkt in Kant Anspruch erhoben und wollte dort eigene Luftstreitkräfte stationieren. Moskau kam der chinesischen Seite zuvor, was Peking ärgerte und Washington zufrieden stellte. Washington zieht es vor, die Truppen des strategischen Partners (de jure) und nicht des strategischen Rivalen (de facto) als Nachbarn zu haben. (MO)