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USA fliegen neue Angriffe auf Taliban-Stellungen nördlich von Kabul

30. Oktober 2001

Die US-Luftwaffe hat am Dienstagnachmittag neue Angriffe auf Taliban-Stellungen im Nordosten der afghanischen Hauptstadt Kabul geflogen.

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Bild: AP

Mehrere Kampfflugzeuge warfen aus großer Höhe mindestens zehn Bomben ab, wie ein Augenzeuge berichtete.

Ziel der US-Angriffe waren die gleichen Stellungen der Taliban, die bereits zwei Tage zuvor bombardiert worden waren. Die US-Angriffe gegen die Taliban im Nordosten des Landes sollen die Kämpfer der oppositionellen Nordallianz unterstützen.

Afghanische Oppositionstruppen mobilisieren hunderte Kämpfer

Die Nordallianz mobilisierte unterdessen mehrere hundert neue Kämpfer. Bis zu 500 Männer holten sich im 80 Kilometer nördlich von Kabul gelegenen Dschabal Seradsch ihre Uniformen ab. Die meisten Soldaten seien in den umliegenden Dörfern der Schomali-Ebene rekrutiert worden. Auch Soldaten der als "Spezialkräfte" bezeichneten Sarbati-Truppen wurden mobilisiert; die Nordallianz setzt sie gewöhnlich zum Kampf an der Front ein. Die Taliban kontrollieren mit etwa 6000 Soldaten die Hügel auf der rund 50 Kilometer nördlich von Kabul verlaufenden Frontlinie. Ihnen stehen bis zu 4000 Kämpfer der Nordallianz gegenüber.

Taliban: Schon 500 US-Soldaten und Berater in Nordallianz-Gebiet

Us-Elitesoldaten
Bild: AP

Nach Angaben der Taliban befinden sich bereits 500 Soldaten und Militärberater der USA und anderer Länder im Gebiet der Nordallianz in Afghanistan. Die meisten von ihnen seien in Faisabad in der nördlichen Provinz Badachschan, sagte Kari Ahmedullah, der Geheimdienstchef der Taliban, am Dienstag der in Pakistan ansässigen privaten afghanischen Nachrichtenagentur AIP.

US-Beamte hatten in einem Zeitungsbericht am Montag angekündigt, es werde an einen Stützpunkt in Nord-Afghanistan mit 200 bis 300 Elitesoldaten und bis zu 600 Mann Unterstützungstruppen gedacht. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber zunächst nicht. Die USA unterstützen die Nordallianz bereits mit Munition, die aus der Luft abgeworfen wird.

US-General: Anti-Terror-Einsatz in Afghanistan läuft nach Plan

Der Anti-Terror-Einsatz der USA in Afghanistan läuft nach Ansicht führender amerikanischer Militärs "nach Plan". "Die militärische Operation in Afghanistan ist nicht ins Stocken geraten, vielmehr liegt die Initiative weiter in unseren Händen", sagte am Dienstag US-General Tommy Franks, Befehlshaber des Afghanistan-Einsatzes und Kommandeur des US-Zentralkommandos, bei einem Besuch in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Er bedauerte die zivilen Opfer in Afghanistan, doch würden die US-Truppen weiter an ihren Operationsplänen festhalten.

Wer von dem Militäreinsatz in Afghanistan ein Szenario wie beim Unternehmen "Wüstensturm" zur Befreiung Kuwaits erwartet habe, werde sich "jeden Tag wundern", sagte der Stabsoffizier. "Dies ist ein Krieg mit vielen Stoßrichtungen." In dessen Verlauf werde es jedoch viele "tödliche Schläge" geben.

Pakistan gestattet Einreise von 500 Flüchtlingen

Flüchtlingslager nahe Peshawar
Bild: AP

Nach internationalen Appellen hat die pakistanische Regierung am Dienstag die Einreise von etwa 500 afghanischen Frauen und Kindern gestattet, die tagelang auf der afghanischen Seite der Grenze festsaßen. Die Flüchtlinge seien "in schlechtem gesundheitlichen Zustand" und hätten seit mehreren Tagen nichts gegessen, sagte ein pakistanischer Grenzbeamter. Augenzeugen berichteten, dass nach wie vor hunderte weiterer Afghanen nahe dem Grenzposten Chaman auf Einlass nach Pakistan warteten. Aus Furcht vor einer Massenflucht aus Afghanistan wegen der US-Militärschläge hatte Pakistan seine Grenze zu dem Nachbarland geschlossen.

Die Stimmung unter den festsitzenden Flüchtlingen wurde von Augenzeugen als zunehmend gereizt beschrieben. Flüchtlinge hätten mit Steinen nach pakistanischen Grenzbeamten geworfen. Rund hundert Afghanen hätten den Grenzzaun durchschnitten und seien heimlich nach Pakistan gelangt.