USA bombardieren weiter den Norden Afghanistans
26. Oktober 2001Es seien neun geplante Zielgebiete nördlich der Hauptstadt Kabul und mehrere "Gelegenheitsziele" im ganzen Land angegriffen worden, sagte der US-Generalstabschef Richard Myers am Donnerstag in Washington. Rund 80 Flugzeuge seien im Einsatz gewesen, darunter 65 taktische Kampfjets von Flugzeugträgern im Arabischen Meer. Zudem seien sechs bis zehn landgestützte Jets, darunter Maschinen des Typs AC-130, und mehrere Langstreckenbomber beteiligt gewesen.
Hartnäckiger Gegner
Zuvor hatten die USA nach fast dreiwöchigen Luftangriffen erstmals eingestanden, dass die radikal-islamischen Taliban ein hartnäckiger und auf langen Kampf eingerichteter Gegner sind. Die Taliban hätten Vormärsche der Nordallianz in Richtung Kabul sowie auf einen Flugplatz bei Masar-i-Scharif gestoppt, berichtete Konteradmiral John Stufflebeem vom Pentagon. Sie hätten auch damit begonnen, ihre Streitkräfte so zu zerstreuen, dass sie nur schwer aus der Luft anzugreifen seien.
Der US-Nachrichtensender CNN zeigte am Donnerstag Fernsehbilder, nach denen eine Luftabwehrrakete der Taliban zwei amerikanische Kampfjets nur knapp verfehlte. Noch vor einer Woche hatte das Pentagon erklärt, die Kampffähigkeit der Taliban sei durch die andauernden Luftangriffe lahm gelegt worden.
Zivile Opfer sollen nach wie vor vermieden werden
Auf Behauptungen der Taliban über zahlreiche zivile Opfer reagierte General Myers mit den Worten, die Taliban würden routinemäßig die Menschenrechte verletzen und sie würden wahrscheinlich "auch in dieser Hinsicht lügen". Ziel der Angriffe sei weiter die Ausschaltung des Terrornetzwerks El Kaida und der Taliban, die diese Organisation unterstützten. Es werde jede Anstrengung unternommen, um Opfer unter der afghanischen Zivilbevölkerung zu vermeiden, versicherte der US-General.
Angesichts eines UN-Berichts, demzufolge tausende Afghanen wegen nicht explodierter Streubomben ihre Häuser nicht verlassen können, räumte Myers die Verwendung einer "nicht großen Anzahl" von Bomben dieses Typs ein. Zugleich erwähnte er, dass die US-Luftwaffe am Donnerstag 35.000 Hilfspakete über den Dürregebieten Afghanistans abgeworfen habe. Insgesamt seien damit mehr als 800.000 Lebensmittelrationen von den USA abgeworfen worden.
Einsatz britischer Truppen erwartet
Unterdessen wurde ein Einsatz britischer Bodentruppen immer wahrscheinlicher. Verteidigungsminister Geoff Hoon reiste am Donnerstag nach Oman, um die Kommandeure der dort in einem Manöver befindlichen britischen Truppen zu informieren. Insgesamt nehmen 20.000 britische Soldaten an dem Manöver in Oman teil, von denen die meisten in der nächsten Woche in Großbritannien zurückerwartet werden. Hoons Stellvertreter Adam Ingram wollte am Freitagmorgen das Unterhaus über einen möglichen Truppeneinsatz in Afghanistan informieren.