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USA bestätigen begrenzten Bodeneinsatz von Spezialtruppen

19. Oktober 2001

Knapp zwei Wochen nach Beginn der Militärschläge gegen Afghanistan haben Pentagon-Beamte erstmals den Bodeneinsatz von Kommandoeinheiten bestätigt.

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Die "Washington Post" meldete am Freitag, es sei "nur eine Hand voll" Soldaten und keinesfalls mit dem Aufmarsch am Golf 1991 zu vergleichen. Die Soldaten seien im Süden des Landes im Einsatz. Größere Kontingente könnten in Kürze folgen.

Nach Angaben des Nachrichtensenders CNN sagte ein hoher Pentagon-Beamter, dass es sich um eine sehr frühe Phase einer größeren Bodenoperation handle. Bisher sei nur eine sehr kleine Anzahl von Elitesoldaten im Einsatz, die in den vergangenen Tagen stationiert worden seien. Die Spezialtrupps sollten die Bemühungen des Geheimdienstes CIA unterstützen, einen Keil zwischen die Taliban und die Führer der Volksgruppe der Paschtunen zu treiben und die Paschtunen zum Überlaufen zu bewegen.

Gruppen von zwei bis drei Mann

Die Spezialkommandos sind hochausgebildete Elitesoldaten, die in kleinen Gruppen von oft nur zwei bis drei Mann operieren. Sie werden in der Regel per Hubschrauber im Feindgebiet abgesetzt. Eine ihrer Aufgaben ist es unter anderem, versteckte oder aus der Luft nicht sichtbare Ziele für Bombardierungen auszumachen. Sie können die Koordinaten mit hoch technisiertem Gerät präzise bis auf wenige Meter an die Kommandozentrale melden. Kampfjets lenken mit diesem Daten dann Präzisionsbomben auf das angegebene Ziel.

Im September war der Flugzeugträger Kitty Hawk in aller Eile und ohne seine vollständige Flugzeugbesatzung aus Japan in die Arabische See verlegt worden. Bereits am Mittwoch ließen Pentagonbeamte durchblicken, dass die Hubschrauber der Spezialeinheiten inzwischen an Bord eingetroffen seien und auf ihren Einsatz warteten.

Doch kein Waffenstillstands-Angebot

Entgegen vorheriger Ankündigungen wollen die afghanischen Taliban den USA nun doch kein Waffenstillstands-Angebot unterbreiten. Es gebe keinen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe, sagte der Taliban-Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif, am Freitag der Nachrichtenagentur AIP in Islamabad. Er habe keinen entsprechenden Plan von seinen Gesprächen mit der Taliban-Führung in Afghanistan mitgebracht. Nur wenige Stunden zuvor hatte Saif noch behauptet, er habe in den vergangenen Tagen in Kandahar im Süden Afghanistans mit dem Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar einen Waffenstillstands-Plan erörtert, den er nach seiner Ankunft in Islamabad mit der pakistanischen Führung besprechen wollte.

Erneute Luftangriffe

Bei neuen US-Luftangriffen auf die südliche Stadt Kandahar sind nach Angaben der afghanischen privaten Nachrichtenagentur AIP mindestens sieben Zivilisten getötet und 15 verletzt worden. Die Agentur berichtete weiter, ein Befehlshaber des Terrornetzwerkes El Kaida sei durch eine Handgranate getötet worden. Abu Bassir el Masri sei getötet worden, als die Granate in seiner Hand explodierte.

Fischer traf sich mit der pakistanischen Führung in Islamabad

Bundesaußenminister Joschka Fischer setzte sich in Pakistan für eine schnelle politische Lösung in Afghanistan ein. Nach der Ablösung des Taliban-Regimes müsse ein drohendes Machtvakuum verhindert werden. Eine solche Lösung müsse alle Bevölkerungsteile einbeziehen und bei der die UN eine starke Rolle spielen müsse, sagte Fischer nach Gesprächen mit dem pakistanischen Militärherrschers Pervez Musharraf. Die Suche nach der politischen Lösung könne jedoch nicht die Militärschläge gegen das Land ersetzen, unterstrich Fischer. Zugleich rief er Pakistan auf, seine Grenzen für die Flüchtlinge zu öffnen.

EU will Sturz der Taliban

Die Europäische Union plant konkrete Schritte gegen das Taliban-Regime in Afghanistan. Die Staats- und Regierungschefs der 15 EU-Staaten erwogen bei ihrem Gipfeltreffen am Freitag im belgischen Gent eine Erklärung, die eindeutig auf den Sturz der Taliban zielt. Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten unmittelbar vor dem Treffen über ein militärisches Eingreifen beraten. Eine Entscheidung darüber rücke näher, hieß es aus französischen Delegationskreisen.