US-Angriffe gehen in die dritte Woche
22. Oktober 2001Der Zehnjährige sei in der ersten Angriffsnacht vor zwei Wochen in Kandahar getroffen worden, berichtete der britische Sender BBC am Sonntag unter Berufung auf einen afghanischen Arzt.
Die US-Angriffe gingen unterdessen in ihre dritte Woche. Kampfflugzeuge beschossen am Montag verstärkt Ziele nahe der strategisch wichtigen Stadt Masar-i-Scharif.
Die gegen die Taliban kämpfende Nordallianz berichtete von heftigem US-Bombardement in der Nähe der Front bei Masar-i-Scharif. Dabei seien Panzer und Artilleriestellungen sowie ein Munitionslager zerstört worden, erklärte Bismillah Khan, ein Kommandeur der Nordallianz. "Wir sind zuversichtlich, nun eine erfolgreiche Attacke zu starten, um nach Masar-i-Scharif vorzudringen", sagte Khan. Die nordafghanische Stadt gilt als strategisch wichtig. Im Falle ihrer Eroberung hätte die Nordallianz zugleich die wichtigste Transportroute für Waffen aus den Nachbarländern Tadschikistan und Usbekistan nach Afghanistan unter ihrer Kontrolle.
Erste Verluste bei den Amerikanern
Am Samstag war ein größeres Kontingent von US-Spezialkommandos mit bis zu 200 Elitesoldaten erstmals bei Kandahar mit Fallschirmen abgesprungen und in Bodenkämpfe mit Talibanmilizen verwickelt worden. Dabei erlitten die Amerikaner erste Verluste. Zwei Soldaten kamen beim Absturz eines Kampfhubschraubers ums Leben, der die Aktion von Pakistan aus unterstützen sollte. Fünf Soldaten wurden verletzt. Die Taliban behaupten, den Hubschrauber abgeschossen zu haben, was die USA energisch bestreiten.
Flüchtlingselend an Grenze zu Pakistan
An der abgeriegelten Grenze zu Pakistan warteten unterdessen rund 15.000 afghanische Flüchtlinge verzweifelt darauf, dass ihnen die Einreise ins Nachbarland gewährt wird. Grenzsoldaten eröffneten das Feuer auf die Menge, um diese zurückzuhalten. Dabei wurde ein Afghane getötet.
Russland sichert der Opposition Unterstützung zu
Russlands Präsident Wladimir Putin hat der Opposition in Afghanistan zusätzliche Militärhilfe zugesagt. Nach einem Gespräch mit dem Chef der Nordallianz, Burhanuddin Rabbani, sagte Putin am Montag in Tadschikistan, er sehe nicht, dass die regierenden Taliban eine Rolle in einer künftigen Regierung spielen könnten. Auch nach zwei Wochen Luftkrieg und dem Beginn von US-Kommandoeinsätzen auf afghanischem Boden ließen die Taliban keine Bereitschaft erkennen, den Moslem-Extremisten Osama bin Laden den USA auszuliefern.
"Wir alle wissen, dass Russland Rabbani unterstützt", sagte Putin, der auf seiner Rückreise vom asiatisch-pazifischen Gipfel in Schanghai Station in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe machte. Gleichzeitig sicherte Putin dem afghanischen Volk humanitäre Hilfe zu. Rabbani ist der von den Vereinten Nationen anerkannte Präsident Afghanistans. Er war 1996 von den Taliban gestürzt worden und führt derzeit die Nordallianz an.