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KatastropheAfghanistan

UN: Wohl Hunderttausende Erdbeben-Betroffene in Afghanistan

2. September 2025

Wie so oft wird das ganze Ausmaß der Katastrophe erst allmählich sichtbar. Nach dem Erdbeben in Afghanistan läuft die Hilfe schleppend an. Denn die entlegene Bergregion an der Grenze zu Pakistan ist schwer zu erreichen.

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Afghanistan Dara Noor 2025 | Ein Mann begutachtet die Schäden an einem teilweise eingestürzten Haus
Ganze Häuser oder Teile von Bauten stürzten bei dem schweren Beben in der Bergregion nahe Dschalalabad ein - und begruben zahlreiche Menschen unter sichBild: Wahidullah Kakar/AP Photo/picture alliance

Von dem schweren Erdbeben in Afghanistan könnten nach Einschätzung der Vereinten Nationen "Hunderttausende" Menschen betroffen sein. Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Afghanistan, Indrika Ratwatte, sagte in Genf, er erwarte einen "exponentiellen" Anstieg der Toten- und Verletzten-Zahlen. Nach jüngsten Angaben der Taliban-Regierung vom Dienstag kamen mehr als 1400 Menschen ums Leben, mehr als 3000 wurden verletzt.

Doch auch viele, die ohne gesundheitliche Schäden überlebten, stehen vor den Trümmern ihrer Existenz - weil sie Obdach und Besitz verloren haben. Das genaue Ausmaß der Katastrophe ist weiterhin unklar. Denn für Rettungskräfte ist die ohnehin unwegsame Bergregion nach dem Beben noch schwerer zu erreichen: Viele der verschütteten Straßen müssten erst freigeräumt werden, sagte der örtliche Leiter der Katastrophenschutzbehörde, Ehsanullah Ehsan. Unter den eingestürzten Häusern werden viele weitere Opfer vermutet.

Millionen Dollar aus UN-Nothilfefonds

Auch Hilfsgüter gelangen nur unter großen Mühen in das betroffene Gebiet. Der Vertreter des UN-Kinderhilfswerks in Afghanistan kündigte die Lieferung von Medikamenten, warmer Kleidung, Zelten und Planen für Notunterkünfte sowie von Hygieneartikeln an. Aus dem UN-Nothilfefonds CERF sollen fünf Millionen Dollar (4,3 Millionen Euro) fließen. Allein Großbritannien gibt umgerechnet etwa 1,2 Millionen Euro frei, um die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz zu unterstützen.

Afghanistan Dschalalabad 2025 | Ein Mann steht vor Trümmern im Hof eines Hauses
Viele Betroffene in der Erdbebenregion stehen vor den Trümmern ihrer Existenz und können kaum auf staatliche Hilfe hoffenBild: Sayed Hassib/REUTERS

Die Europäische Union stellte eine Million Euro an Soforthilfe in Aussicht sowie 130 Tonnen an Sachspenden, die im Laufe der Woche per Flugzeug geschickt würden. Indien lieferte 1000 Zelte und brachte 15 Tonnen Lebensmittel auf den Weg. Auch Nationen wie China, die Vereinigten Arabischen Emirate, Pakistan und der Iran sagten Hilfe zu, die bisher jedoch nicht ankam.

Das Erdbeben hatte in der Nacht zu Montag die Region nahe Dschalalabad an der Grenze zu Pakistan erschüttert. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte der heftigste Erdstoß eine Stärke von 6,0 und ereignete sich in einer Tiefe von acht Kilometern. Seine Ausläufer waren auch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zu spüren. Seither folgten mehrere Nachbeben. Auch an diesem Dienstag wurde noch ein Erdstoß mit der Stärke 5,5 im Osten Afghanistans registriert. Über mögliche neue Opfer oder Schäden ist bislang nichts bekannt.

Afghanistan Kunar 2025 | Menschen stehen vor zerstörten Häusern, im Hintergrund ist eine Hügelkette erkennbar
Die Überlebenden sind auf Notunterkünfte, Essen und Medikamente angewiesenBild: Stringer/Anadolu/picture alliance

Eine Krise in der Krise

Die Katastrophe trifft ein Land, das nach der erneuten Machtübernahme der islamistischen Taliban 2021 international weitgehend isoliert ist. Nur Russland erkennt deren Regierung offiziell an. Als eines der ärmsten Länder der Welt bekommt Afghanistan Kürzungen bei der Entwicklungshilfe, wie sie etwa die USA unter Präsident Donald Trump beschlossen haben, besonders zu spüren. Der Staat mit gut 40 Millionen Einwohnern hat ein unzureichendes Gesundheitssystem und ist gerade im Notfall durch ineffiziente Verwaltungsstrukturen aus eigener Kraft kaum handlungsfähig.

jj/wa (dpa, afp, rtr, epd, kna)

Redaktionsschluss: 17.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.