UN-Bericht: Rechte von Frauen in jedem vierten Land bedroht
6. März 2025Trotz zahlreicher Fortschritte und Errungenschaften berichtet ein Viertel aller Regierungen weltweit von Rückschritten bei den Rechten von Frauen. Die Frauenorganisation der Vereinten Nationen, UN Women, macht in einem Bericht deutlich, die Zahl der Frauen und Mädchen, die in Konfliktgebieten leben, habe sich in den vergangenen zehn Jahren um die Hälfte erhöht. Mehr als 600 Millionen Frauen und Mädchen lebten im Jahr 2022 in von Konflikten betroffenen Ländern. Frauenrechtsaktivisten würden zudem bedroht oder sogar getötet.
Verschärft wird die besorgniserregende Situation den UN zufolge durch die Klimakrise oder auch steigende Lebensmittelpreise. Auch würden in vielen Ländern Gelder für Organisationen und Institutionen gestrichen, die sich für den Schutz und die Förderung von Frauen einsetzen.
Anlass des Berichts, für den im vergangenen Jahr 159 Regierungen Antworten einreichten, ist der Internationale Frauentag am 8. März. Zudem jährt sich in diesem Jahr die sogenannte Pekinger Erklärung und Aktionsplattform zum 30. Mal. Bei der Weltfrauenkonferenz 1995 in Chinas Hauptstadt hatten sich 189 UN-Mitgliedstaaten auf ein umfassendes Konzept zur Förderung der Geschlechter-Gleichstellung und der Stärkung von Frauen und Mädchen verständigt.
Viele Länder hätten Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung der Rolle der Frau gemacht, heißt es im UN-Bericht weiter. Dennoch sei die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts nach wie vor in allen Volkswirtschaften und Gesellschaften verankert und schränke die Rechte und Hoffnungen von Frauen und Mädchen chronisch ein.
Drei Viertel aller Parlamentarier sind Männer
Der Anteil der Frauen in nationalen Parlamenten habe sich seit 1995 zwar mehr als verdoppelt. Noch immer sind fast drei Viertel aller Abgeordneten dem Bericht zufolge aber Männer. Die Müttersterblichkeitsrate sei weltweit zwischen den Jahren 2000 und 2015 um ein Drittel zurückgegangen, seitdem jedoch in etwa gleichgeblieben.
Alle zehn Minuten wird eine Frau von einem nahen Angehörigen getötet
Die UN weisen darauf hin, alle zehn Minuten werde eine Frau oder ein Mädchen von ihrem Partner oder einem Familienmitglied getötet. Die Zahl der Fälle sexueller Gewalt in Konflikten sei seit 2022 um die Hälfte gestiegen - die Opfer seien in 95 Prozent der Fälle Frauen oder Mädchen. Frauen machten noch immer zweieinhalbmal mehr unbezahlte Pflegearbeit als Männer und hätten nur 64 Prozent der gesetzlich verankerten Rechte.
Die UN-Organisation stellt in ihrem Papier auch einen Strategieplan für die Gleichstellung der Geschlechter vor. Dieser besteht aus sechs Säulen: Zugang zu Technologie und Online-Sicherheit, Armutsbekämpfung, ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen, gleiche Entscheidungsgewalt, Frieden und Sicherheit sowie Klimagerechtigkeit.
51 Prozent der Männer in Deutschland finden Frauenförderung überflüssig
In Deutschland halten viele Männer Frauenförderung inzwischen für überflüssig. Laut einer Online-Umfrage meinen 51 Prozent der befragten Männer, dass für die Gleichstellung der Frauen genug getan wurde, wie das Meinungsforschungsinstitut Ipsos in Hamburg mitteilte. Unter Frauen sind dagegen nur 35 Prozent dieser Meinung.
Vier von zehn Männern (39 Prozent) fühlen sich durch die Förderung der Gleichstellung sogar diskriminiert. Bei den Frauen stimmt dem nur jede Vierte (25 Prozent) zu.
Über das Ipsos Online Panel System wurden zwischen dem 20. Dezember 2024 und dem 3. Januar 2025 insgesamt rund 1000 Personen befragt. Sie waren zwischen 16 und 74 Jahre alt. Laut Ipsos ist die Umfrage repräsentativ für die Gesamtbevölkerung Deutschlands in den untersuchten Altersgruppen.
"Wenn es den Frauen gut geht, geht es allen gut"
UN-Generalsekretär António Guterres beklagte, Frauenrechte würden weltweit angegriffen, anstatt die Gleichberechtigung in den Vordergrund zu rücken. Auch sei Frauenfeindlichkeit nach wie vor weit verbreitet. Wenn es Frauen und Mädchen gut gehe, "geht es uns allen gut", machte der UN-Generalsekretär deutlich. "Gemeinsam müssen wir uns entschlossen dafür einsetzen, dass Menschenrechte, Gleichberechtigung und die Stärkung aller Frauen und Mädchen Wirklichkeit werden."
se/fab (dpa, afp, epd, unwomen.org)