Ukraine meldet bislang schwerste russische Luftangriffe
9. Juli 2025Russland hat die Ukraine nach Angaben aus Kyjiw mit den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn überzogen. Die russische Armee habe mit 728 Drohnen und 13 Raketen vor allem den Westen des Landes attackiert, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Die meisten davon seien abgefangen worden. Einschläge gab es aber auch in anderen Teilen des Landes.
Im südukrainischen Cherson hätten zwei Menschen durch den Beschuss Verletzungen erlitten, im Umland der Hauptstadt Kyjiw sei ebenfalls eine Person verletzt worden. Der Bürgermeister der Stadt Luszk in der nordwestlichen Region Wolhynien erklärte, auf einem Firmengelände hätten die Attacken Brände ausgelöst. Die Streitkräfte im angrenzenden Polen teilten mit, eigene Kampfjets seien aufgestiegen, um die Sicherheit des polnischen Luftraums zu gewährleisten.
Umgekehrt gab es ukrainische Luftangriffe auf Russland. Der Gouverneur der westlich gelegenen Stadt Kursk teilte auf Telegram mit, drei Menschen seien bei einem Angriff getötet worden, darunter auch ein Mitglied der russischen Nationalgarde. Es habe mehrere Verletzte gegeben. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig prüfen.
Selenskyj verlangt "schmerzhafte Sanktionen"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Moskau im Onlinedienst X vor, erneut alle Anstrengungen für eine Waffenruhe zunichtemachen zu wollen. Dies zeige, wie nötig "schmerzhafte" Sanktionen insbesondere gegen das russische Ölgeschäft seien. "Jeder, der Frieden will, muss handeln", hob Selenskyj hervor. Zugleich erklärte er, sein Land werde die Kontakte zu den USA intensivieren.
Selenskyj traf unterdessen zu einer internationalen Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Rom ein. Wie das ukrainische Präsidialamt mitteilte, sind zudem Treffen mit Papst Leo XIV., dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella und dem Ukraine-Sondergesandten der USA, Keith Kellogg, geplant. An der Konferenz in der italienischen Hauptstadt nimmt auch Bundeskanzler Friedrich Merz teil.
Nach Angaben des Bundesentwicklungsministeriums soll über die Situation der Binnenvertriebenen in der Ukraine, den kriegsbedingten Mangel an Fachkräften sowie die Energieversorgung beraten werden. Auch die Frage nach dem Umgang mit eingefrorenen russischen Vermögenswerten werde eine Rolle spielen.
Trump: "Sehr unzufrieden mit Putin"
Mit Blick auf einen vom US-Senat vorgeschlagenen Gesetzentwurf für weitere Sanktionen gegen Russland hatte US-Präsident Donald Trump am Dienstag gesagt, er prüfe dies sehr intensiv. Er sei "sehr unzufrieden" mit Kreml-Chef Wladimir Putin. Der erzähle "eine Menge Mist". Ein Telefongespräch der beiden Staatschefs in der vergangenen Woche hatte keine Fortschritte für eine Waffenruhe in der Ukraine gebracht.
Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" (WSJ) zieht Trump in Betracht, angesichts der russischen Attacken ein zusätzliches Flugabwehrsystem vom Typ Patriot an Kyjiw zu liefern. Die Vereinigten Staaten hätten bisher drei dieser Systeme bereitgestellt, Deutschland drei weitere und ein Konsortium europäischer Länder eines, sagte ein ehemaliger Pentagon-Beamter dem WSJ. Allerdings seien wegen Wartungsarbeiten nicht alle zu gleicher Zeit einsatzbereit.
Das in den USA hergestellte Patriot-Flugabwehrraketen-System zählt zu den modernsten der Welt. Mit ihm werden feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper bekämpft. In der vergangenen Woche hatte es noch geheißen, die Regierung in Washington habe einige von Trumps Amtsvorgänger Joe Biden zugesagte Waffenlieferungen - darunter auch Flugabwehrraketen - gestoppt.
Russland führt seit mehr als drei Jahren einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Tausende Zivilisten wurden seither getötet, die meisten von ihnen in der Ukraine. Am höchsten sind die Verluste aufseiten der Streitkräfte. Beide Länder machen hierzu stark voneinander abweichende Angaben.
jj/pgr (dpa, afp, rtr)
Redaktionsschluss: 17.00 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.