Vasyl und Tatyana sind ein Rentnerehepaar aus Kamjanka in der Ostukraine. Beide verloren bei Minenunfällen ein Bein und leben heute mit Prothesen. Ihr Haus und Hof sind ihr ganzer Stolz: Hier haben sie ihre Kinder großgezogen, hier versorgen sie sich selbst mit Gemüse, Eiern und Fleisch. Sie wollen bleiben und haben eigentlich auch keine Wahl.
Vor dem Kriegwar Kamjanka ein lebenswertes Dorf mit mehr als 1.200 Einwohnern. Es gab Landwirtschaft, Schulen, einen Sportplatz und einen Kulturverein.
Mit der russischen Offensive in der Region Charkiw wurden viele Bewohner vertrieben, das Dorf fast vollständig zerstört. Nach vier Monaten zogen sich die russischen Truppen zurück – doch was blieb, ist eine unsichtbare Gefahr: Minen – verstreut in Gärten, auf Feldern und in den Ruinen der Häuser.
Folgen der Verminung
Artem ist eines der wenigen Kinder, die noch im Dorf leben. Der Elfjährige verbringt viel Zeit allein. Der Unterricht findet online statt, er spielt Klavier und hilft seinen Eltern im Haushalt. Auch für ihn gehört die Minengefahr längst zum Alltag; eine Bedrohung, mit der er aufwächst.
Die Minen verhindern auch den Wiederaufbau. Häuser, Arbeitsplätze und Infrastruktur sind gleichermaßen betroffen. Doch es gibt erste Fortschritte: Seit diesem Jahr gibt es wieder Strom in Kamjanka, ebenso ein Telefonnetz.
Räumteams arbeiten mit Hochdruck daran, Felder und Wege wieder begehbar zu machen. Doch das wird noch viele Jahre dauern. Bis dahin werden sich viele ehemalige Bewohner vermutlich anderswo ein neues Leben aufgebaut haben und Kamjanka für immer den Rücken kehren.