Kyjiw: Regierungsgebäude brennt nach russischem Großangriff
7. September 2025Russland hat nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht mit 805 Kampfdrohnen und 13 Raketen angegriffen. Dies sei die höchste Zahl an Drohnen, die Russland seit Beginn seiner Invasion im Februar 2022 eingesetzt habe.
751 Drohnen und vier Raketen seien von der Luftabwehr abgefangen worden. Ukrainische Städte in nahezu allen Landesteilen seien unter Beschuss genommen worden. Drei Menschen wurden nach Behördenangaben getötet und zahlreiche Bürger verletzt.
Angriffe auf Wohngebäude
In der Hauptstadt Kyjiw wurden demnach mehrere Wohngebäude schwer beschädigt, Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge gab es mindestens zwei Todesopfer und elf Verletzte. Unter den Toten sei ein einjähriges Kleinkind, heißt es.
Bei dem russischen Angriff auf Kyjiw geriet offenbar auch ein Kyjiwer Regierungsgebäude in Brand. "Zum ersten Mal wurde bei einem feindlichen Angriff das Kabinettsgebäude beschädigt, betroffen sind das Dach und die obersten Geschosse", meldet Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko.
Explosionen wurden auch aus den ukrainischen Städten Odessa, Charkiw, Dnipro, Saporischschja und Krywyj Rih gemeldet. Allein in Saporischschja gebe es mindestens 15 Verletzte, berichtet die Nachrichtenagentur Ukrinform unter Berufung auf Militärverwalter Iwan Fedorow.
In Odessa griffen Drohnen Wohngebäude und andere zivile Infrastruktur an. In Krywyj Rih seien ebenfalls Ziele im Stadtgebiet getroffen worden. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Alarmbereitschaft an der Westgrenze
Wegen russischer Luftangriffe auf die Westukraine herrscht auch in Polen Alarmbereitschaft. Der EU-Staat und seine Verbündeten haben Militärflugzeuge ins Grenzgebiet zur Ukraine entsendet. "Polnische und verbündete Flugzeuge operieren in unserem Luftraum, während bodengestützte Luftverteidigungs- und Radaraufklärungssysteme in höchste Bereitschaft versetzt sind", teilt das operative Kommando der polnischen Streitkräfte mit.
Ukrainische Gegenschläge
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in der russischen Region Brjansk erneut die Ölpipeline Druschba angegriffen. Der Kommandeur der ukrainischen Drohnenstreitkräfte, Robert Browdi, teilte mit, die Pipeline sei dabei durch einen Brand erheblich beschädigt worden. Über die Transitleitung werden die EU-Mitglieder Ungarn und die Slowakei weiterhin mit russischem Öl versorgt.
Ein ukrainischer Drohnenangriff löste nach russischen Angaben einen Brand in der Ölraffinerie Ilsky in der Region Krasnodar aus. "Eine der Verarbeitungsanlagen sei in Brand geraten, das Feuer sei jedoch schnell gelöscht worden", teilt die Verwaltung der südrussischen Region mit. Verletzte habe es nicht gegeben. Das Personal sei in Sicherheit gebracht worden.
Schäden auf beiden Seiten
Russland führt seit mehr als dreieinhalb Jahren einen vernichtenden Angriffskrieg gegen die Ukraine. Umgekehrt nehmen die ukrainischen Verteidiger auch immer wieder Ziele im Nachbarland ins Visier und attackieren vor allem Energieanlagen.
Die Opfer in der Zivilbevölkerung und das Ausmaß der Schäden in der Ukraine sind allerdings um ein Vielfaches größer als in Russland. Die Forderungen, die Kremlchef Wladimir Putin im Gegenzug für ein Ende des von ihm begonnen Angriffskriegs stellt, kommen einer vollständigen Kapitulation der Ukraine gleich.
fab/AR (dpa, rtr, afp)
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