Tödlicher Vorfall in Gaza: UN kritisieren Israel scharf
21. Juli 2025Am Sonntag kam es laut des Welternährungsprogramm (WFP) zu einem tödlichen Vorfall im palästinensischen Gazastreifen, als israelische Soldaten auf eine große Menschenmenge nahe eines WFP-Hilfskonvois geschossen haben sollen. Zahlreiche Menschen seien dabei getötet worden.
Nach Angaben des WFP hatte sich eine Menschenmenge einem WFP-Konvoi bestehend aus 25 Lkw genähert, als dieser den Grenzübergang Zikim überquerte. Daraufhin sei die Menge unter israelischen Beschuss geraten. Die Organisation der Vereinten Nationen beklagte, die Menschen hätten lediglich versucht, an Nahrungsmittel zu gelangen, um sich und ihre Familien zu ernähren, "die kurz vor dem Verhungern stehen". Dieser Vorfall unterstreiche die zunehmend gefährlichen Bedingungen, unter denen humanitäre Einsätze im Gazastreifen durchgeführt werden müssten.
Nach Angaben der von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza wurden 67 Palästinenser bei dem Vorfall im Norden des abgeriegelten Küstenstreifen getötet, berichtete die Zeitung "Times of Israel". Die israelische Zeitung meldet, es sei nicht klar gewesen, ob die Menschen Opfer der israelischen Armee oder bewaffneter Banden wurden.
Die Zeitung zitierte die Armee, wonach Warnschüsse abgefeuert worden seien, "um eine unmittelbare Bedrohung für die Truppen zu beseitigen". Israels Armee bestritt die hohe Zahl an Opfern.
Fluchtaufruf in Deir al-Balah
Parallel kündigte Israels Armee an, ihre Einsätze in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gaza-Streifens auszuweiten. Sie rief die Menschen in mehreren Vierteln dazu auf, sich in den Südwesten des Gazastreifens zu begeben. Aus Sicht des UN-Nothilfebüros OCHA ist dies ein weiterer Rückschlag für die humanitären Bemühungen. Nach ersten Schätzungen hätten sich zum Zeitpunkt der Anordnung zwischen 50.000 und 80.000 Menschen in dem betroffenen Gebiet aufgehalten, erklärte OCHA.
In dem Gebiet befinden sich nach Angaben der UN-Behörde mehrere Lagerhäuser, Kliniken und ein Wasserreservoir. Eine Beschädigung dieser Infrastruktur hätte laut OCHA "lebensbedrohliche Folgen".
UN-Nothilfekoordinator ausgewiesen
Wie angespannt das Verhältnis zwischen Israel und dem UN-Nothilfebüro OCHA derzeit ist, zeigt der Umgang mit dem Leiter von OCHA in Israel und dem palästinensischen Westjordanland, Jonathan Whittall. Wie Israels Außenminister Gideon Saar mitteilte, soll das Visum des hochrangigen UN-Mitarbeiters nicht verlängert werden. Grund dafür sei ein "tendenziöses und feindseliges Verhalten gegenüber Israel".
Whittall hatte zuletzt unter anderem auf Sozialen Medien Beiträge geteilt, in denen er und andere Israels Kriegsführung im Gazastreifen kritisierten.
Unterdessen teilte der Palästinensische Journalistenverband mit, dass Mitglieder der islamistischen Hamas im Gazastreifen drei palästinensische Medienschaffende angegriffen haben sollen. Betroffen seien unter anderem ein Kameramann des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira sowie ein Korrespondent der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, heißt es in der Mitteilung. Verantwortlich seien Mitglieder der Islamistenorganisation. Die Hamas wird von vielen westlichen und auch einigen arabischen Ländern als Terrororganisation eingestuft.
ch/haz/fab (dpa, rtr, KNA)