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Turkmenischer Diplomat in Berlin schließt sich der oppositionellen "Demokratischen Volksbewegung Turkmenistans" an

11. September 2002

– Wird Aschgabad die Auslieferung von Tschary Ischanijasow fordern?

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Aschgabad, 9.9.2002, GÜNDOGAR, russ.

Der ehemalige amtierende Beauftragte für die Angelegenheiten Turkmenistans in Deutschland, der Berater an der Botschaft Turkmenistans, Tschary Ischanijasow, hat beschlossen, mit Saparmurat Nijasows Regime zu brechen. Er schloss sich offen der "Demokratischen Volksbewegung Turkmenistans" an.

In den vergangenen zwei Jahren hatte Tschary Ischanijasow versucht, eine normale Tätigkeit der Botschaft Turkmenistans in Deutschland zu organisieren und die Führung Turkmenistans davon zu überzeugen, dem führenden europäischen Staat Aufmerksamkeit zu widmen. Aber Saparmurat Nijasows seltsame Ernennungen von Diplomaten und seine Doktrin der Selbstisolation machten alle Bemühungen zunichte.

Tschary Ischanijasow erklärte: "Der deutsche Faktor, der sowohl zum wichtigsten Teil der Außenpolitik als auch zu einer Stütze der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Turkmenistans hätte werden können, blieb ungenutzt. Ich schäme mich für das Vorgehen der politischen Führung Turkmenistans, die laut ihren Wunsch äußert, internationale Beziehungen entwickeln zu wollen, aber in Wirklichkeit alle vernünftigen Vorschläge erstickt. Darunter leiden nicht nur die turkmenischen Botschaften und Diplomaten. Dies fügt den nationalen Interessen Turkmenistans kolossalen Schaden zu. Ich kenne die Stimmung vieler meiner Kollegen - der turkmenischen Diplomaten - und deswegen habe ich beschlossen, mich denen anzuschließen, die mutig und offen ihren Potest gegen Nijasows Ordnung äußern."

Der Oberste Exekutivrat der "Demokratischen Volksbewegung Turkmenistans" hat mit Tschary Ischanijasow, der ein erfahrener Diplomat ist, die deutsche Sprache frei beherrscht und über viele Kontakte in den EU-Staaten verfügt, eine ernstzunehmende Unterstützung erhalten. Die Tätigkeit, mit der sich das Mitglied des Obersten Exekutivrates der "Demokratischen Volksbewegung Turkmenistans", Tschary Annaberdyjew, in den USA befasst, übernimmt für den Bereich der EU-Staaten das Mitglied des Obersten Exekutivrates der "Demokratischen Volksbewegung Turkmenistans", Tschary Ischanijasow. Saparmurat Nijasow benötigt keine professionellen Diplomaten und deswegen verwandelte er die Botschaftsposten entweder in Versorgungsstellen für seine Protegés oder in Verbannungsorte. Weil es immer mehr "Verbannte" gibt, verfügt die Opposition über ein großes Reservoir, um ihre Reihen zu stärken.

Wenn der mutige Schritt von Tschary Ischanijasow in Turkmenistan bekannt wird, wird sich niemand wundern, wenn die Generalstaatsanwaltschaft sofort auf Grundlage eines Erlasses ihres Führers die Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Diplomaten bekannt geben wird und all diejenigen verfolgen wird, die mit Tschary Ischanijasow verwandt, befreundet oder dienstlich verbunden waren oder sind. Man kann auch davon ausgehen, dass die deutschen Behörden einen hysterische Antrag auf Auslieferung des "Staatsverbrechers" erhalten werden. (...)

Tschary Ischanijasow wurde 1960 in der Stadt Besmenije (Turkmenistan) geboren. 1982 schloss er die Fakultät für Fremdsprachen an der Turkmenischen staatlichen Universität mit der Spezialisierung auf die deutsche Sprache ab. Zwischen 1982 und 1984 diente er als Offizier in der sowjetischen Armee. Von 1984 bis 1992 arbeitete er als Lehrer. Im Juli 1992 wechselte er in das Außenministerium Turkmenistans, wo er zweiter Sekretär, dann erster Sekretär und später Leiter der Protokollabteilung war. Von August 1997 bis Juni 2002 war er Berater an der Botschaft Turkmenistans in der Bundesrepublik Deutschland (Bonn, Berlin). Er spricht Turkmenisch, Russisch und Deutsch. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. (MO)