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PolitikAfrika

Tschad: 20 Jahre Haft für Oppositionsführer Succès Masra

10. August 2025

Im Tschad herrscht seit Jahrzehnten die Familie Déby autoritär. Eine wichtige Stimme der Opposition wird wohl verstummen: Der Politiker Succès Masra kommt für lange Zeit ins Gefängnis.

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Succés Masra (08.05.2024)
Oppositionspolitiker Masra (Archivbild)Bild: Issouf Sanogo/AFP

Im Tschad ist der Oppositionsführer und frühere Regierungschef Succès Masra zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Gericht in der Hauptstadt N'Djamena sprach den 41-Jährigen am Samstag der Verbreitung "rassistischer und fremdenfeindlicher Botschaften" sowie der Beihilfe zum Mord für schuldig. Wie das Nachrichtenportal "Tchadinfos" meldet, wurde gegen Masra zudem eine Geldstrafe in Höhe von einer Milliarde CFA verhängt, umgerechnet etwa 1525 Euro.

Hintergrund ist ein Massaker in Mandakao, einer Ortschaft im Süden des Tschad. Dort war es im Mai zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen, bei denen mindestens 42 Menschen getötet wurden. Masra wurde vorgeworfen, den Konflikt zwischen Viehzüchtern und Bauern durch Hassbotschaften angestachelt zu haben.

Masra bestreitet Vorwürfe

Masra bestreitet die Vorwürfe. Am Donnerstag war er zum ersten Mal vor Gericht vernommen worden. Gekleidet in einem traditionellen weißen Gewand sagte Masra: "Vor Ihnen steht ein Mann, der an Gerechtigkeit glaubt. Ich erkenne keinen der mir vorgeworfenen Taten an."

Wie der französischen Sender RFI berichtete, waren gemeinsam mit Succès Masra 74 weitere Menschen angeklagt. 64 von ihnen seien ebenfalls zu 20 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Masra sei bei der Verkündung des Urteils ruhig gewesen.

"Wenn es notwendig wäre, hundert Jahre im Gefängnis zu bleiben, um das Problem des Tschad zu lösen, wäre ich der Erste, der sich dazu verpflichten würde", sagte Masra am Samstag vor dem Gericht in N'Djamena.

Der Koordinator des Anwaltsteams von Masra, Francis Kadjilembaye, kritisierte einen Mangel an Beweisen. Die Justiz werde instrumentalisiert, um politische Rechnungen zu begleichen, sagte er laut RFI. Das Anwaltsteam kündigte an, gegen das Urteil vorzugehen.

Wichtige Stimme der Opposition

Masra war früher Ökonom bei der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB). In den vergangenen Jahren hatte er sich als eine der wichtigsten Stimmen der Opposition im Tschad etabliert.

In dem zentralafrikanischen Land regiert die Familie Déby seit mehr als 30 Jahren autoritär. Der aktuelle Präsident Mahamat Déby übernahm das Amt 2021 nach dem Tod seines Vaters Idriss Déby.

Masra war 2023 nach eineinhalb Jahren im Exil in den Tschad zurückgekehrt und in einer überraschenden Annäherung Anfang 2024 zum Ministerpräsidenten der Übergangsregierung ernannt worden. Bei der anschließenden Präsidentenwahl im Mai 2024 unterlag er dem Chef der Militärjunta, Mahamat Idriss Déby Itno. Danach räumte Masra seinen Posten als Ministerpräsident.

Oppositionspolitiker hatten die Wahl schon im Vorfeld als Farce kritisiert. Sie diente aus ihrer Sicht lediglich dazu, die Herrschaft des Militärs zu festigen. Auch mehrere Nichtregierungsorganisationen zweifelten die Glaubwürdigkeit der Wahl an.

Anhänger von Masras Partei Les Transformateurs versammelten sich am Samstagabend in N'Djamena, um gegen die Verurteilung ihres Vorsitzenden zu protestieren. Bedoumra Kordjé, Ex-Finanzminister und ehemaliger Vizepräsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, wurde vorläufig zum Parteichef ernannt.

AR/se (epd, afp, efe)