Trumps Zölle bringen Asiens Volkswirtschaften in Bedrängnis
4. April 2025US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch (3.4.) eine Reihe "umfassender reziproker Zölle" auf die US-Handelspartner weltweit eingeführt und dies als "Beginn eines goldenen Zeitalters" bezeichnet. Er wolle erreichen, dass die internationalen Unternehmen in den USA investieren, dort produzieren und so neue Arbeitsplätze schaffen.
Allerdings hat die Entscheidung des US-Präsidenten weitreichende Folgen für den Welthandel und die wirtschaftliche Globalisierung. Einige Länder haben bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Andere wollen durch Verhandlungen einen Deal mit den USA erreichen.
China auf Konfrontationskurs
Die asiatischen Exportnationen China, Japan, Südkorea und Vietnam gehören zu den Ländern, die mit den höchsten Zollsätzen belegt wurden. Allein für China steigt der Zollsatz innerhalb von weniger Wochen, wenn die neuen Zölle am 9. April in Kraft treten, von 20 auf 54 Prozent. Peking hat diese Entscheidung scharf kritisiert und Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. Konkrete Schritte nannte Peking am Donnerstag nicht.
Solch eine Eskalation zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, derzeit Platz eins und zwei, würde dann zu einem richtigen Handelskrieg führen und die globalen Lieferketten signifikant stören.
"Zölle führen zu Protektionismus, der die Weltwirtschaft schwer trifft", sagt Fang Dongkui, Generalsekretär der Chinesischen Handelskammer der EU. Fang rief die USA auf, mit ihren Handelspartnern zu verhandeln anstatt Zölle zu erheben. Gleichwohl sieht Fang nun einen guten Zeitpunkt, bei dem China und die EU engen Schulterschluss zeigen könnten, um die multilaterale Handelsordnung zu verteidigen. "China und die EU sind exportorientierte Volkswirtschaften. Wir müssen unsere Zusammenarbeit jetzt verstärken. Die instabile Welt braucht dringend mehr Stabilität."
Japan: Enttäuscht, aber vorsichtig mit Vergeltung
Gegen Japan, den strategischen Partner der USA in Asien und derzeit die viertgrößte Volkswirtschaft hinter Deutschland, verhängte Trump Zölle in Höhe von 24 Prozent, obwohl sich Japan durch direkte Gespräche um eine Befreiung von den neuen Zöllen bemüht hatte.
Der US-Präsident nahm Japans Reismarkt im wahrsten Sinne des Wortes aufs Korn, auf den er eine Strafabgabe von 700 Prozent erhebt. "Unlogisch", kommentierte der japanische Landwirtschaftsminister Taku Eto.
Japans Premierminister Shigeru Ishiba erklärte am Donnerstag (3.4.), Tokio sei "extrem enttäuscht" über die US-Ankündigung. Er sagte der heimischen Industrie zu, bei der Bewältigung der möglichen Folgen zu helfen.
Die zuvor angekündigten Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Autoimporte, auch denen aus Japan, traten am Donnerstag (3.4.) in den USA planmäßig in Kraft. Die Automobilindustrie macht fast drei Prozent der Wirtschaftsleistung in Japan aus und ist für acht Prozent der Arbeitsplätze indirekt verantwortlich. Die Branche ist sehr besorgt.
Allerdings ist die Regierung in Tokio vorsichtig in Bezug auf Vergeltungsmaßnahmen. "Wir müssen entscheiden, was für Japan am besten und am effektivsten ist, und zwar auf eine vorsichtige, aber mutige und schnelle Weise", wurde Handelsminister Yoji Muto von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert.
Indien will Handelsabkommen mit USA
Indiens Premierminister Narendra Modi sei ein "großer Freund", sagte US-Präsident Trump lächelnd, während er die Strafzölle gegen Indien verkündete. Er hatte zuvor Indiens Handelspolitik kritisiert und das Land als "Reich der Zölle" bezeichnet, das in großem Stil die Handelsbeziehungen missbrauche und Nutzen daraus ziehe. Der Steuersatz für Indien ab 9. April: 26 bis 27 Prozent.
Indien hatte sich intensiv bemüht, ein bilaterales Handelsabkommen mit den USA abzuschließen. Bisher erfolglos. Die USA sind Indiens größter Handelspartner, wobei sich der jährliche bilaterale Warenhandel nach Angaben des US-Handelsbeauftragten im Jahr 2024 auf 129,2 Milliarden US-Dollar belief. Das Exportvolumen Indiens ist doppelt so hoch wie der Import aus den USA.
Neu-Delhi schlug versöhnliche Töne an und erklärte, es prüfe die Auswirkungen der Zölle auf seinen Export und versprach, das Handelsabkommens noch in diesem Jahr abschließen zu wollen.
Lekha Chakraborty, Professorin am National Institute of Public Finance and Policy in Neu-Delhi, sagte, es werde kurzfristige Schwankungen geben. Aber die bilateralen Verhandlungen könnten die langfristigen Schäden begrenzen.
Sie wies auch auf die zahlreichen Zugeständnisse hin, die die Regierung von Premier Modi in den letzten Wochen gemacht hat, darunter Zollsenkungen bei Produkten wie hochwertigen Motorrädern und Whiskey. Außerdem wolle Indien nach Worten von Modi mehr Energie und Waffen von den USA kaufen.
Andere Schwellenländer unsicher
Auch Länder in Südostasien wurden von Trump ins Visier genommen. Sechs Volkswirtschaften in der Region werden mit Zöllen zwischen 32 und 49 Prozent belegt. Vietnam und Thailand haben sich in den letzten Jahren zu wichtigen Exporteuren in die USA entwickelt, da viele globale Unternehmen im Rahmen ihrer "China+1"-Strategie zur Diversifizierung der Lieferketten ihre Produktion von China dorthin verlegt haben.
Vietnam zum Beispiel ist heute ein wichtiger Produktionsstandort für Apple, Samsung und Nike. Das Land exportierte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 142 Milliarden Dollar in die USA. Das entsprach etwa 30 Prozent seiner gesamten Wirtschaftsleistung. Für die USA ist das Handelsdefizit mit Vietnam nach China und Mexiko das dritthöchste.
Deswegen muss Vietnam 46 Prozent Strafzölle zahlen. Khac Giang Nguyen, Gastwissenschaftler am ISEAS Yusof Ishak Institute, erklärt gegenüber der DW, dass Trumps Strafzölle "wenig damit zu tun haben, wie der bilaterale Handel tatsächlich funktioniert. Die Zölle mögen als Verhandlungstaktik gedacht sein, aber sie sind weit vom Ziel entfernt."
Die vietnamesische Regierung berief am Donnerstag eine "Arbeitsgruppe der schnellen Reaktion" ein, die sich mit den Auswirkungen der US-Zollankündigung befasst. Der stellvertretende Premierminister Ho Duc Phoc wird nächste Woche nach Washington reisen und politische Gespräche führen.
"Vietnams exportorientierte Wirtschaft wird einen Schlag erleiden und der Schaden wird nicht an der Grenze Halt machen", sagt Nguyen. "Ein solch plumpes Vorgehen birgt die Gefahr, dass die jahrelangen mühsamen Bemühungen um den Wiederaufbau des Vertrauens zwischen den USA und Vietnam Jahrzehnte nach dem Ende des Vietnamkrieges zunichtegemacht würden. Einmal erschüttert lässt sich dieses Vertrauen nicht so leicht wiederherstellen."
Südostasien besorgt
Das südostasiatische Indonesien muss ab nächster Woche Strafzölle von 32 Prozent bezahlen. Das werde "eine wirtschaftliche Rezession auslösen", sagt Bhima Yudhistira, geschäftsführender Direktor des Center of Economic and Law Studies (Celios).
Er befürchtet eine Zunahme der sogenannten "beggar-the-neighbor"-Praxis. In der Wirtschaftstheorie heißt das bildlich, die Nachbarn zum Bettler zu machen. "Sobald Länder von höheren Zöllen betroffen sind, werden die westlichen Auftraggeber wie die Textilkonzerne weniger Aufträge an indonesische Firmen erteilen. In der Zwischenzeit würden wir im Inland mit vietnamesischen, kambodschanischen und chinesischen Billigprodukten überschwemmt werden, weil sie ebenfalls nach alternativen Märkten für ihre Produkte suchen", sagt Bhima Yudhistira.
Obwohl Singapur mehr von den USA kauft als an die USA verkauft, klagt das reiche Land trotzdem über die generellen zehnprozentigen Strafzölle. Kambodscha muss nun einen sehr hohen Zollsatz zahlen - 49 Prozent. "Unangemessen", kritisiert die Regierung in Phnom Penh diese Maßnahme. Taiwan, das eigentlich einen großen Importüberschuss von 73,9 Milliarden Dollar mit den USA erzielt, bezeichnete die von Washington erhobenen Zölle in Höhe von 32 Prozent ebenfalls als "unangemessen". Allerdings werden die Halbleiter aus Taiwan von den Strafzöllen ausgenommen.
Trotz der schmerzhaften Zölle scheinen die südostasiatischen Regierungen eher geneigt zu sein, mit Washington zu verhandeln, als Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen. "Wir müssen verhandeln und uns mit den Details befassen", sagt die thailändische Premierministerin Paetongtarn Shinawatra. "Wir können es nicht so weit eskalieren lassen, dass wir unsere BIP-Wachstumsziele verfehlen."
Mitarbeit: Cui Mu, Murali Krishnan, Julian Ryall, Yusuf Pamuncak und David Hutt
Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan