Trumps Politik gefährdet Südafrikas Handelsabkommen
3. März 2025Der African Growth and Opportunity Act (AGOA) sollte den afrikanischen Ländern Wohlstand bringen, als er im Jahr 2000 in Washington unterzeichnet wurde.
Südafrika war in einer guten Ausgangsposition, um von dem Handelsabkommen mit den USA zu profitieren, das den angeschlossenen Ländern einen zollfreien Zugang zu den US-Märkten gewährt. Das Land war nicht nur eine noch junge Demokratie, sondern verfügte auch über die größte und am stärksten industrialisierte Wirtschaft des Kontinents; sogar während der Apartheid hatte es Beziehungen zu den Vereinigten Staaten unterhalten.
Doch nun, 25 Jahre später, hat US-Präsident Donald Trump Südafrika ins Visier genommen, und das Handelsabkommen AGOA steht auf dem Prüfstand.
Trump nimmt Südafrika ins Visier
Jetzt erregt eine geplante Landreform in Südafrika Anstoß beim wichtigen Partner jenseits des Atlantik. Das Gesetz soll die ungleiche Landverteilung aus der Ära der Apartheid korrigieren und erlaubt unter bestimmten Bedingungen die Enteignung von Flächen ohne Entschädigung. Das sieht Trump als schädlich für die weiße Minderheit des Landes an, die den größten Teil des Ackerlandes besitzt.
Unabhängig davon haben Republikaner Trump aufgefordert, Südafrika dafür zu bestrafen, dass es Israel im Nahost-Konflikt vor den Internationalen Gerichtshof brachte und für Handlungen bei seiner Gaza-Offensive zur Rechenschaft ziehen wollte, die Südafrika als Völkermord einstufte. Israel hat das bestritten.
Trump-Anhänger werfen Südafrika auch vor, sich den Forderungen Chinas zu beugen, indem es anordnete, die De-facto-Botschaft Taiwans außerhalb der Verwaltungshauptstadt Pretoria zu verlegen.
Die AGOA-Mitgliedschaft wird jedes Jahr überprüft, und es ist die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten, ob das Handelsabkommen verlängert wird oder nicht. AGOA läuft sonst im September 2025 aus.
Schon bevor Trump an die Macht kam, waren südafrikanische Wirtschaftsführer besorgt, dass die AGOA-Mitgliedschaft des Landes aufgrund des Status Südafrikas als BRICS-Land und seiner wahrgenommenen Ausrichtung auf Russland und China in Gefahr sei.
"Südafrika sollte sich darauf vorbereiten, nicht mehr Teil von AGOA zu sein", sagt Chris Hattingh, Geschäftsführer der südafrikanischen Denkfabrik Centre for Risk Analysis, der DW.
Trumps Außenpolitik zeigt bereits Wirkung
Südafrika hat den Stachel von Trumps Schnellschuss-Politik bereits zu spüren bekommen: Die Entkernung inklusive massiver Stellenstreichungen der Entwicklungsagentur USAID hat Auswirkungen auf die Südafrikaner, die entweder bei den Hilfsprojekten der Agentur beschäftigt sind oder direkt von ihnen profitieren.
"Tausende Menschen wurden auf unbestimmte Zeit beurlaubt und werden höchstwahrscheinlich ihren Arbeitsplatz verlieren, vor allem im Gesundheitssektor", sagt Gewerkschafter Mametlwe Sebei, Präsident der General Industries Workers Union of South Africa. "Insbesondere trifft es Nichtregierungsorganisationen, die an HIV- und verwandten Programmen arbeiten."
AGOA wird in erster Linie als zu freundlich für amerikanische Interessen kritisiert: Es werden hauptsächlich Rohstoffe in die USA exportiert.
"Selbst wenn AGOA verlängert wird und vielleicht eine neue Form von AGOA eingeführt wird, gibt es verschiedene Punkte, die es für Südafrika noch schwieriger machen könnten, in Zukunft Teil von diesem Abkommen zu sein", sagt Analyst Hattingh und fügt hinzu, dass der Automobil- und der Agrarsektor am stärksten betroffen sein würden.
Dies liegt daran, dass Trump gegenseitige Zölle gegenüber Washingtons Handelspartnern einführen will und Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängt hat.
Südafrikas Autoindustrie in Gefahr
AGOA hat zur Expansion der Automobilindustrie in Südafrika beigetragen - dort sind sieben große Automobilhersteller tätig: BMW, Ford, Isuzu, Mercedes-Benz, Nissan, Toyota und Volkswagen.
Im Rahmen des Abkommens erhebt Washington keine Zölle auf aus Südafrika importierte Autos. Kraftfahrzeuge machen 22 Prozent der südafrikanischen Exporte in die Vereinigten Staaten aus, die laut Regierungsstatistiken einen Wert von 1,88 Mrd. Dollar (1,79 Mrd. Euro) haben - noch vor den Edelmetallen.
Billy Tom, Leiter des Automotive Business Council, sieht in dem Schwenk in den Handelsbeziehungen zwischen Pretoria und der USA, wie ihn ein Ausstieg aus AGOA darstellen könnte, einen Schaden für Südafrikas wachsende Automobilindustrie, der "einen enormen Dominoeffekt für das Land" haben werde.
"Es wäre eine Botschaft an den Kontinent, denn schließlich ist Südafrikas Rolle im Rahmen von AGOA ziemlich groß", sagte er der Nachrichtenagentur Agence France-Presse.
Tom schätzt, dass 86.000 Menschen durch AGOA beschäftigt sind und etwa 125.000 Menschen in verwandten Berufen als Subunternehmer oder Zulieferer Arbeit finden. Der Wert der südafrikanischen Automobilexportindustrie wird für 2023 auf fast 1,2 Milliarden Euro geschätzt.
"Es wird mit Sicherheit zu Unterbrechungen kommen. Nur eines von vier in diesem Land produzierten Autos wird hier verkauft", sagt Sebei und fügt hinzu, dass eine "Neuausrichtung der Wirtschaft in erheblichem Umfang" folgen müsse.
USA – zweitgrößter Handelspartner Südafrikas
Einige Analysten sehen die wirtschaftlichen Interessen Südafrikas für die derzeitige US-Regierung als entbehrlich an, auch wenn die USA der zweitgrößte Handelspartner Südafrikas ist.
Daniel Silke, Direktor des in Kapstadt ansässigen Beratungsunternehmens Political Futures Consultancy, sagte, dieses frühe Aufeinandertreffen mit der USA im Jahr 2025 erinnere die südafrikanische Führung daran, dass die Politik "Konsequenzen" habe.
"Südafrika wird jetzt mehr auf seine Innenpolitik achten, als wir es seit den Tagen der Apartheid getan haben", sagt Silke der DW. Mit etwa 600 in den USA ansässigen Unternehmen, die in Südafrika Handel treiben, habe Washington nach wie vor ein Interesse.
"Südafrika bleibt aus Sicht des afrikanischen Kontinents von entscheidender Bedeutung. Präsident Ramaphosa ist der G20-Vorsitzende für dieses Jahr, das ist eine wichtige Position. Und Südafrika ist auch für viele US-Unternehmen ein Einstiegspunkt in den afrikanischen Kontinent", sagte er.
Nach Angaben der US-Regierung exportierte die USA im Jahr 2024 Waren im Wert von 5,8 Milliarden Dollar nach Südafrika, während Südafrika einen Gegenwert von 14,7 Milliarden Dollar in die USA schickte - das wichtigste Produkt war Platin. Südafrikas Handel mit den USA ist seit 2018 jährlich gewachsen.
"Gerangel" um neue Handelspartner
Die beiden größten Parteien Südafrikas, der Afrikanische Nationalkongress (ANC) und die Demokratische Allianz (DA), haben unterschiedliche Ansätze in der Außenpolitik, müssen aber in der Regierung der nationalen Einheit zusammenarbeiten.
Im Großen und Ganzen ist die DA eher westlich orientiert, während der ANC aus seiner Zeit als Befreiungsorganisation historische Beziehungen zu Russland und China unterhält. Dadurch ist laut Silke ein politischer Konsens über den Umgang mit der USA "komplex" geworden.
Laut Sebei bietet sich jedoch eine Chance für die südafrikanische Führung, ihre Prioritäten bezüglich der Handelspartner zu überdenken, um Arbeitsplätze zu retten, insbesondere in der Automobilindustrie.
"All diese Industrien können im Interesse des Landes umgewidmet werden", sagt Sebei. Südafrika sollte mehr in höherwertige Industrien investieren, um Arbeitsplätze zu schaffen und für die lokalen Märkte zu produzieren, anstatt zu exportieren.
Silke wies darauf hin, dass Südafrika nur ein Land sein werde, das sich dem "Gerangel" um neue Handelspartner anschließt, um "die Differenz im verlorenen Handel mit den Vereinigten Staaten auszugleichen".
Thuso Khumalo und Okeri Ngutjinazo haben zu diesem Artikel beigetragen.