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Politik

Trump verschiebt Frist für Tiktok-Verbot

16. September 2025

Zum vierten Mal hat Donald Trump die Frist für die Durchsetzung eines Verbots der Videoplattform Tiktok des chinesischen Konzerns Bytedance verschoben - diesmal bis zum 16. Dezember. Ist das Problem damit gelöst?

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Eine dunkle Handy-Silhouette mit leuchtender TikTok-App auf dem Display im Bildvordergrund und das Gesicht von US-Präsident Donald Trump und US-Flagge im Hintergrund
Streit um Tiktok in den USA: Kommt nun der Deal mit Bytedance? (Symboldbild)Bild: Adriana Adie/ZUMA/picture alliance

Als das mögliche Tiktok-Aus für Nutzende in den USA Anfang des Jahres im Raum stand, reagierten viele Influencer und Tiktok-Creator höchst emotional - mit tränenreichen Abschiedsvideos, nostalgischen Rückblicken und Geständnissen über Schummeleien. Zwölf Stunden war die beliebte App schließlich in den USA offline, dann aber wieder erreichbar.

Von großer Abschiedsstimmung ist diesmal wenig zu spüren, obwohl die nächste Frist für ein mögliches US-Verbot unmittelbar bevorstand. Die US-Regierung hatte gefordert, dass Tiktoks chinesisches Mutterunternehmen Bytedance die Video-Plattform bis zum 17. September entweder schließen oder verkaufen müsse. Am Dienstagabend wurde jedoch der 16. Dezember als neue Frist genannt.

Kommt nun ein dauerhafter Tiktok-Deal? 

Bereits am Montag hatte US-Präsident Donald Trump auf seinem Onlinedienst Truth Social erklärt, es gebe einen "Deal" - und kündigte ein Telefonat mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping für Freitag an. Er nannte Tiktok zwar nicht namentlich, erklärte aber, bei der Einigung gehe es "um ein 'gewisses' Unternehmen, das junge Menschen in unserem Land sehr gerne retten wollen". Die Nutzer würden "sehr glücklich" über die Einigung sein, so Trump.

Zwei Frauen filmen sich selbst mit ihren Handys vor dem Supreme Court in den USA, eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift " Keep Tiktok" - zu deutsch: Behalte Tiktok - in den Händen.
Tiktok-Creator vor dem Supreme Court in Washington, D.C.: Das Tiktok-Verbot hatte im Januar 2025 Proteste in den USA ausgelöstBild: Jacquelyn Martin/AP/picture alliance

Das dürfte auch auf ihn zutreffen. Trumps eigener Account auf der Plattform hat - trotz aller Kritik am Betreiber von Tiktok - mittlerweile mehr als 15,2 Millionen Follower. Seit Mitte August betreibt auch das Weiße Haus einen Account  - mit inzwischen über 900.000 Followern. Wiederholt hatte Trump erklärt, er wolle die von 170 Millionen US-Bürgern genutzte App retten. Sie hatte ihm auch bei seinem eigenen Präsidentschaftswahlkampf 2024 geholfen, junge Wähler für sich zu gewinnen.

Welche Vorwürfe gibt es gegen Tiktok-Betreiber Bytedance?

Tiktok gehört dem chinesischen Technologie-Konzern Bytedance und ist der USA schon länger ein Dorn im Auge. Ein US-Gesetz aus der Zeit von Präsident Joe Biden verlangt nun, dass TikTok die Plattform in den USA verkauft, sonst könnte sie aus den App-Stores verschwinden. Nach zahlreichen Protesten verschob Trump die Frist am Dienstag nun zum vierten Mal.

Die USA verdächtigen den Mutterkonzern Bytedance schon lange, sensible Nutzerdaten von US-Bürgern nach China weiter zu geben. Außerdem könne China Propaganda und Desinformation über den Algorithmus ausspielen - auch, ohne dass die User solche Inhalte aktiv anwählten, so ein weiterer Vorwurf. So könne die junge Zielgruppe der App politisch beeinflusst werden. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

Was ist dran an den Vorwürfen ?

Handfeste Beweise gibt es keine, der Algorithmus liegt wie bei anderen Plattformen auch unter Verschluss. Doch es gibt Hinweise, dass Tiktok möglicherweise gezielt Inhalte fördert oder aber zensiert, wenn sie für China missliebige Inhalte anzeigen.

Ein prominentes Beispiel ist der Fall der Tiktokerin Feroza Aziz, die 2019 während einer vermeintlichen Schmink-Anleitung plötzlich über die systematische Unterdrückung der Uiguren in China sprach.  Kurz nach der Veröffentlichung des kritischen Videos sperrte Tiktok zwischenzeitlich ihr Konto - angeblich wegen eines anderen, älteren Videos, das gegen die Richtlinien verstoßen habe. Die Sperre wurde wieder aufgehoben, auch das kritische Video ist weiterhin sichtbar. Für Kritiker dennoch ein Fall von Zensur.

TikTok-Gründer Zhang Yiming 2018
TikTok-Gründer Zhang Yiming 2018: Der Konzern wird mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert Bild: Chinatopix/AP/picture alliance

In anderen Fällen wird Tiktok vorgeworfen, bestimmte Inhalte zu drosseln oder aber verstärkt auszuspielen - auch shadowbanning oder hypen genannt. So hatte eine Recherche der internationalen Menschenrechtsorganisation Global Witness bei Tiktok und X ergeben, dass rechtslastige Inhalte bevorzugt angezeigt wurden. Besonders deutlich zeigte sich der Effekt bei Tiktok.

"Meine Vermutung ist, dass dies eine Art unbeabsichtigter Nebeneffekt von Algorithmen ist, die darauf abzielen, das Engagement zu steigern", so Ellen Judson von Global Witness auf der Seite des Nachrichtenportals techcrunch. Vereinfacht ausgedrückt: Algorithmen setzen auf emotionale und simple Botschaften. Rechtspopulisten spielt dies in die Hände. 

Welche Daten sammelt Tiktok über seine User?

Tiktok sammelt laut seiner eigenen Datenschutzbestimmungen jede Menge Daten über seine User: Alter, Namen, Wohnort, Email-Adressen, andere Kontakte, Kommentare, Fotos, Videos, Audioaufnahmen, Livestreams, Kommentare, Hashtags, Feedback und Reviews sowie die zugehörigen Metadaten - also wann, wo und von wem die Inhalte erstellt wurden, heißt es auf der eigenen Webseite.

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Bytedance erklärte, dass die US-Daten ausschließlich in den USA gespeichert werden und nicht nach China gelangen. Ob dem wirklich so ist, lässt sich nicht zweifelsfrei kontrollieren, In der EU räumte der Konzern nun ein, dass es inkorrekte Angaben gemacht habe und Nutzerdaten aus Europa doch in China gelagert wurden. Tiktok wurde wegen der Datenschutz-Verstöße deshalb im Mai 2025 zu mehr als einer halben Milliarde Euro Strafe verpflichtet.

Die deutsche NGO algorithmwatch erklärte gegenüber der DW, dass für mehr Datenschutz und Transparenz vor allem bessere Datenschutzgesetze nötig seien. Ohne diese könnten Algorithmen und Datenflüsse nicht ausreichend überwacht werden. 

 

Der Artikel wurde am 15.09.2025 erstmals veröffentlicht und am 16.09.2025 aktualisiert.

Stephanie Höppner Autorin und Redakteurin für Politik und Gesellschaft