Taliban stimmen Bau von Flüchtlingslagern zu
24. Oktober 2001Nach Angaben des pakistanischen Außenministeriums vom Dienstag campieren rund 10.000 Flüchtlinge nahe des Grenzorts Chaman auf afghanischem Territorium.
Um die gespannte Flüchtlingslage entlang der pakistanisch-afghanischen Grenze zu entschärfen, wolle eine private pakistanische Hilfsorganisation 15 Kilometer von Chaman entfernt in Afghanistan ein Auffanglanger einrichten, berichteten pakistanische Medien. Tausende verzweifelte Flüchtlinge hatten am Sonntag die Grenze bei Chaman durchbrochen. Daraufhin kam es zu Zusammenstößen mit pakistanischen Sicherheitskräften. Bis zum Dienstag seien über 1300 der Menschen wieder zurückgekehrt, hieß es weiter.
Erneute Angriffe auf Frontlinien
US-Kampfjets nahmen nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur AIP am Dienstag erneut Frontlinien der Taliban unter schweren Beschuss. Einheiten der oppositionellen Nordallianz hätten im Schutze der Angriffe versucht, gegen Stellungen der Taliban in den nördlichen Provinzen Balkh und Samangan vorzurücken, seien aber zurückgeschlagen worden, meldete die in Pakistan ansässige private Agentur unter Berufung auf einen Taliban-Sprecher.
Darstellungen der radikal-islamischen Miliz zufolge wurden während der Luftattacken in der Nacht zum Dienstag nahe der westlichen Stadt Herat 15 Zivilisten getötet und 25 verletzt. Eine unabhängige Bestätigung dieser Angaben gibt es allerdings nicht.
Pentagon räumt möglichen Beschuss von Krankenhaus in Herat ein
Die USA haben eingeräumt, bei ihren Luftangriffen in Afghanistan möglicherweise doch ein Krankenhaus getroffen zu haben. Es gebe "Anzeichen", dass eine US-Rakete ein falsches Gebäude in der westafghanischen Stadt Herat getroffen habe, sagte ein Pentagonsprecher am Dienstag. Derzeit würden Informationen eingeholt, ob es sich bei dem Gebäude um ein Krankenhaus handele. Bislang lägen darüber aber keine Erkenntnisse vor.
Anschläge in den USA laut Ashcroft in Deutschland geplant
Die Anschläge vom 11. September in den USA wurden nach Erkenntnissen der US-Regierung von Deutschland aus geplant. US-Justizminister John Ashcroft sagte am Dienstag auf einer gemeinsamen Presskonferenz mit Bundesinnenminister Otto Schily, eine Terrorzelle von mindestens sechs Personen habe die Aktionen mindestens seit 1999 von Hamburg aus vorbereitet.
Neben den Flugzeugentführern Mohamed Atta, Marwan al Shehhi und Ziad Jarrah, die bei den Anschlägen ums Leben kamen, seien daran drei weitere Personen beteiligt gewesen, die derzeit flüchtig sind. Dabei handelt es sich um Siad Bahaji, Ramsi Binalshibh und Zakariya Essabar, gegen die die deutschen Justizbehörden bereits internationale Haftbefehle erlassen haben. Die Gesuchten hätten intensive Verbindungen zu den Entführern unterhalten, sagte Ashcroft.
Zwischen den USA und Pakistan droht Streit
Der pakistanische Regierungschef Pervez Musharraf drang in einem Fernsehinterview auf ein Ende der Operationen vor dem islamischen Fastenmonat Ramadan, der Mitte November beginnt. Die USA hatten dagegen erklärt, der Fortgang der Kampagne werde auf Grund militärischer und nicht diplomatischer Überlegungen gefällt.
Zwar könne der Krieg gegen den Terrorismus noch lange dauern, sagte Musharraf. Das Ziel der gegenwärtigen Militäroperationen in Afghanistan sei aber schon "in ein oder zwei Tagen" zu erreichen. Näher äußerte er sich allerdings nicht. Der Ramadan gilt im Islam als eine Art heiliger Abschnitt des Jahres und auch als Zeit der Versöhnung.