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Politik

Türkei und Israel tauschen Botschafter aus

13. Oktober 2016

Nach der Erstürmung eines türkischen Schiffs durch die israelische Marine im Jahr 2010 lagen die Beziehungen lange auf Eis. Damals wurden die Botschafter abgezogen. Die Posten sollen nun wieder besetzt werden.

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Türkei Energieminister Israel & Türkei Yuval Steinitz & Berat Albayrak in Istanbul
In Istanbul erstes türkisch-israelisches Ministertreffen seit Wiederannäherung Bild: picture-alliance/Anadolu Agency/M. Acar

Im Prozess der Normalisierung der jahrelang angespannten Beziehungen zwischen der Türkei und Israel soll nun ein weiterer wichtiger Schritt folgen: "Innerhalb einer Woche bis zu zehn Tagen" wolle man die diplomatische Wiederannäherung mit dem Austausch von Botschaftern vollenden, kündigte der türkische Präsidialamtssprecher Ibrahim Kalin vor der Presse in Ankara an. Seine Ankündigung erfolgte kurz nachdem beide Länder vereinbart hatten, ihre Zusammenarbeit auf dem Energiesektor zu vertiefen.     

Israels Erdgas auch nach Europa?

Israel und die Türkei wollen die Machbarkeit einer Gas-Pipeline prüfen, die israelisches Erdgas in die Türkei und weiter nach Europa leiten könnte. Darüber werde man "sofort einen Dialog" beginnen, sagte der israelische Energieminister Yuval Steinitz nach einem Gespräch mit seinem türkischen Kollegen Berat Albayrak in Istanbul (Artikelbild, Steinitz l., Albayrak r.). Das Treffen bei der Weltenergiekonferenz war das erste auf Ministerebene seit der Beilegung des jahrelangen Konflikts im Juni. 

Steinitz hob hervor, auch wenn sein Land im Energiebereich auch mit Jordanien, Ägypten, Zypern und Griechenland zusammenarbeite, sei "die türkische Option sehr wichtig". Es sei erfreulich, wenn türkische Unternehmen sich im israelischen Energiesektor engagierten, etwa bei der Gasförderung.

 

Israel sucht derzeit nach internationalen Partnern für die Ausbeutung seines vor der Küste gelegenen Gasfelds Leviathan. Die dortigen Vorkommen sind so groß, dass das bis dahin rohstoffarme Land zu einem bedeutenden Exporteur aufsteigen dürfte. Am Montag hatte die Türkei mit Russland ein Abkommen über den Bau der Pipeline TurkStream geschlossen, die russisches Erdgas nach Europa leiten soll.

Konflikt um Hilfe für Palästinenser 

Die Beziehungen zwischen den einst engen Verbündeten Israel und Türkei waren im Mai 2010 in eine tiefe Krise geraten. Israelische Sicherheitskräfte hatten damals das türkische Schiff "Mavi Marmara" gestürmt, das trotz der israelischen Blockade des Gazastreifens Hilfsgüter zu der notleidenden Bevölkerung in dem palästinensischen Küstenstreifen bringen wollte. Bei dem Einsatz wurden zehn Türken getötet. Beide Seiten hatten in der Folge ihre Botschafter aus dem jeweils anderen Land abgezogen.

Erst nach sechs Jahren einigten sich beide Seiten Ende Juni auf die Normalisierung ihrer Beziehungen, die auch eine Rückkehr der Diplomaten vorsieht. Die Vereinbarung wurde durch eine israelische Entschuldigung für die Erstürmung sowie eine Entschädigungszahlung von 20 Millionen Dollar (18,8 Millionen Euro) für die Opfer ermöglicht. Der Forderung Ankaras nach der Aufhebung der Blockade des Gazastreifens stimmte Israel nicht zu, doch erlaubte es der Türkei, über israelische Häfen Hilfsgüter in das Gebiet zu bringen.

SC/uh (rtre, afp, APE, dpa)