Südkoreas angeklagter Präsident Yoon aus U-Haft entlassen
8. März 2025Der wegen eines Umsturzversuchs und Machtmissbrauchs angeklagte südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, verließ Yoon das Gefängnis in Uiwang in der Nähe der Hauptstadt Seoul, nachdem ein Gericht am Vortag seine Entlassung angeordnet hatte. Um Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens gegen Yoon zu beseitigen, erscheine dieser Schritt "angemessen", erklärten die Richter. Die Staatsanwaltschaft verzichtete darauf, Berufung einzulegen.
Jubelnde Anhänger vor dem Gefängnis
Reporter beobachteten, wie sich Yoon vor jubelnden Anhängern vor der Haftanstalt verbeugte. "Ich verneige mich in Dankbarkeit vor dem Volk dieser Nation", teilte er in einer von seinen Anwälten verbreiteten Erklärung mit. Dann fuhr er mit einem Fahrzeugkonvoi zur Präsidentenresidenz.
Der 64-Jährige war Mitte Januar festgenommen worden. Trotz seiner vorläufigen Entlassung muss sich Yoon aber in zwei Verfahren verantworten: Einerseits läuft beim südkoreanischen Verfassungsgericht ein Amtsenthebungsverfahren, zudem ist er in einem Strafprozess angeklagt. Sollte Yoon schuldig gesprochen werden, droht ihm eine langjährige Haftstrafe.
Ein Urteil bereits Mitte März
Im Amtsenthebungsverfahren wird möglicherweise bereits Ende kommender Woche ein Urteil erwartet. Sollte Yoons Amtsenthebung bestätigt werden, müssten innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen angesetzt werden. Wenn das Verfassungsgericht hingegen die Amtsenthebung für nichtig erklärt, würde er wieder ins Präsidentenamt zurückkehren.
Am 3. Dezember hatte Yoon im Zuge eines Haushaltsstreits mit der Opposition kurzfristig das Kriegsrecht ausgerufen und damit Südkorea in eine tiefe Staatskrise gestürzt. Er warf der Opposition damals unter anderem vor, von kommunistischen Kräften unterwandert zu sein. Beweise gibt es dafür nicht. Später stimmte das Parlament in Seoul mit einer Zweidrittelmehrheit für die Absetzung Yoons.
Bei seinem Schlussplädoyer im Amtsenthebungsverfahren Ende Februar verteidigte Yoon noch einmal sein Handeln. Bei dem Dekret zum Kriegsrecht habe es sich um einen verzweifelten "Appell an die Öffentlichkeit" gehandelt, um Südkorea aus einer "tödlichen Krise" zu helfen, so der Staatschef.
sti/jj (afp, dpa)
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