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PolitikSüdkorea

Südkorea: Yoon entschuldigt sich nach Amtsenthebung

4. April 2025

Yoon Suk Yeol rief im Dezember überraschend das Kriegsrecht aus. Dafür wurde er nun vom Verfassungsgericht endgültig des Präsidentenamtes enthoben. Damit steht Südkorea vor Neuwahlen.

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Südkoreas Ex-Präsident Yoon Suk Yeol im Anzug mit roter Krawatte
Südkoreas Ex-Präsident Yoon Suk Yeol Bild: AFP

Der wegen seiner Ausrufung des Kriegsrechts entmachtete südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol ist endgültig des Amtes enthoben worden. Das Verfassungsgericht des ostasiatischen Landes bestätigte einstimmig die Absetzung Yoons, für die bereits das Parlament gestimmt hatte. Damit muss innerhalb von 60 Tagen eine Präsidentschaftswahl abgehalten werden.

Yoon: "Es tut mir aufrichtig Leid"

Kurz nach der Bestätigung der Absetzung entschuldigte sich Yoon bei der Bevölkerung. "Es tut mir aufrichtig Leid und bricht mir das Herz, dass ich nicht in der Lage war, Ihre Erwartungen zu erfüllen", erklärte Yoon nach der Gerichtsentscheidung.

Im südkoreanische Verfassungsgericht in Seoul, Richter sind bei der entscheidenden Sitzung im Fall von Präsident Yoon Suk Yeol, im Vordergrund Zuhörer
Das südkoreanische Verfassungsgericht in Seoul bei der entscheidenden Sitzung im Fall von Präsident Yoon Suk Yeol Bild: Kim Min-Hee/Kyodo News via AP/picture alliance

Yoon hatte Südkorea mit der Ausrufung des Kriegsrechts vor vier Monaten in eine tiefe politische Krise gestürzt. Gerichtspräsident Moon Hyung Bae sprach von "schwerwiegenden negativen Auswirkungen und weitreichenden Folgen der Verfassungsverstöße" Yoons. Seine Handlungen hätten "die Grundprinzipien des Rechtsstaats" und der demokratischen Regierungsführung verletzt. Sie stellten zudem eine "ernsthafte Bedrohung für die Stabilität der demokratischen Republik" dar, urteilten die Richter.

Massenproteste für und gegen Yoon     

Yoons Entscheidung, Soldaten ins Parlament zu schicken, um die Abgeordneten an der Aufhebung seines Dekretes zu hindern, "verletzte die politische Neutralität der Streitkräfte". Yoon habe die Soldaten für "politische Zwecke" eingesetzt, führten die Richter fort. Die "verfassungswidrigen und illegalen Handlungen" Yoons seien ein Verrat am Vertrauen des Volkes und stellten einen "schwerwiegenden Gesetzesverstoß" dar, der aus Sicht des Schutzes der Verfassung "nicht toleriert werden kann".     

Menschen auf der Straße in Südkorea umarmen einander, ihre Gesichter sind verzerrt. Vorher war die Bestätigung für die Amtsenthebung von Ex-Präsident Yoon Suk Yeol gekommen.
Reaktionen auf die Gerichtsentscheidung in Südkoreas Hauptstadt SeoulBild: Lee Jin-man/AP Photo/picture alliance

Yoon hatte Anfang Dezember wegen eines Haushaltsstreits das Kriegsrecht ausgerufen. Das Parlament in Seoul stimmte daraufhin für die Absetzung Yoons, die Staatsanwaltschaft leitete strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn ein. Immer wieder gab es seitdem Massenproteste für und gegen Yoon.

Regierungspartei akzeptiert Amtsenthebung     

Zur Urteilsverkündung am Freitag war die Polizei in größter Alarmbereitschaft. Beamte umstellten das Gerichtsgebäude mit einem Ring aus Fahrzeugen und stationierten Spezialeinheiten in der Nähe. Gegner von Yoon jubelten, als das Urteil verkündet wurde, manche umarmten sich. Vor Yoons Wohnsitz schrien Anhänger des abgesetzten Präsidenten. Einige brachen in Tränen aus, als das Urteil bekannt wurde.     

Südkorea kämpft um seine Demokratie – wieder einmal

Yoons Partei, die People Power Party (PPP), hat das Urteil akzeptiert. "Obwohl es bedauerlich ist, akzeptiert die PPP die Entscheidung des Verfassungsgerichts und respektiert sie demütig", sagte Kwon Young Se, Interimsvorsitzender der rechtskonservativen Partei. Han Duck Soo, der derzeit übergangsweise die präsidialen Amtsgeschäfte leitet, versprach in einer ersten Stellungnahme, er werde alles dafür tun, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Oppositionsführer Lee Jae Myung begrüßte die Entscheidung des Gerichts. Yoon habe die Verfassung "zerstört", sagte Lee, der Umfragen zufolge bei Neuwahlen als Favorit gilt.

pg/sti (dpa, afp, rtr)