Syrien: Der Qadam-Bahnhof in Damaskus zwischen Trümmern und Hoffnung
Der einst stolze Qadam-Bahnhof in Damaskus ist nur noch eine Ruine. Viele Syrer hoffen auf eine Wiederbelebung, die sinnbildlich für die Zukunft des Landes stehen könnte.
Der Stolz von Damaskus
Einst war der Bahnhof Qadam in Syriens Hauptstadt Damaskus ein Symbol des Fortschritts. Im Osmanischen Reich verband er Europa mit der Arabischen Halbinsel. Doch nach dem jahrelangen Bürgerkrieg sind zerschossene Wände und verbogener Stahl alles, was von dem einst prächtigen Bau geblieben ist. Mazen Malla, Zugführer und Enkel einer Eisenbahner-Dynastie, zeigt die Ruinen.
Krieg und Zerstörung
Die verbliebenen Mitarbeiter des Qadam-Bahnhofs klammern sich an die Hoffnung auf Wiederaufbau – sowohl für die Bahn als auch für das Land, das nach dem Sturz des Machthabers Baschar al-Assad einen Neubeginn sucht. Verkohlte Waggons und zerstörte Werkstätten prägen das Bild.
Ein Leben für die Bahn
Mazen Malla wuchs im Schatten des Bahnhofs auf. Später wurde der Zug seine Arbeit und sein Lebensinhalt: Über 12 Stunden war er täglich im Einsatz. "Der Zug ist ein Teil von mir", sagt er. "Ich sah den Zug öfter als meine Kinder." Al-Assali, das Viertel um Qadam, wurde zum Niemandsland. Rebellen und Regierung lieferten sich hier heftige Gefechte.
Startpunkt der Hedschasbahn
Vom Bahnhof Qadam führte die sogenannte Hedschasbahn nach Medina im heutigen Saudi-Arabien. Sie war Pilgerweg und militärische Lebensader für das Osmanische Reich zugleich. Truppen und Ausrüstung rollten über diese strategische Route. Gebaut wurde der Bahnhof unter Sultan Abdulhamid II. Anfang des 20. Jahrhunderts.
Vom Bahnhof zum Militärstützpunkt
Im syrischen Bürgerkrieg nutzten Assads Truppen den geschichtsträchtigen Bahnhof. "Die Armee verwandelte ihn in einen Militärstützpunkt", sagt Malla.Soldaten beobachteten die Rebellen auf der anderen Seite, ein Büro wurde zum Scharfschützennest.
Rückkehr in die Trümmer
Mazen Malla blättert durch alte Zugfahrkarten. Unmittelbar nach Assads Sturz ging er zum Bahnhof, um sich umzusehen - und fand nur noch Zerstörung vor: "Ein Teil meiner Seele war schwer beschädigt."
Flucht und Hoffnung
Mazen Malla und seine Familie mussten ihr Zuhause nahe dem Bahnhof verlassen. In einiger Entfernung hörte er die Gefechte und betete, dass der Bahnhof verschont bleiben möge. 2018 vertrieben Assads Truppen die Rebellen.
Hoffnung auf Wiederbelebung
Mazen Malla und andere Eisenbahner träumen davon, die Hedschasbahn Wiederzubeleben, um Syriens Wirtschaft nach Jahren des Krieges einen Schub zu geben. Nach Angaben der Vereinten Nationen leben etwa 90 Prozent der mehr als 23 Millionen Syrer in Armut. Malla hofft, dass die Bahn wieder zu einer Brücke zwischen Europa und dem Nahen Osten wird.