"Xaver" wütet weiter
6. Dezember 2013Die tosende Nordsee drückte in der Nacht zum Freitag weiter gegen Deiche, der Sturm knickte Bäume um und beschädigte Gebäude. Hinzu kamen Schneeschauer durch kalte Polarluft. Am Abend passierte die zweite Welle des Orkans die Nordseeinsel Sylt. In List erreichten die Böen eine Stärke von 185 Stundenkilometern, wie Meteorologe Karsten Schwanke im NDR-Fernsehen mitteilte. Der Scheitel einer ersten Sturmflut erreichte Freitagfrüh die ostfriesischen Inseln. Größere Schäden seien bisher nicht registriert worden, erklärte ein leitender Feuerwehrmann auf Norderney.
Sturmflut in Hamburg
In Hamburg erreichte das Hochwasser einen Pegelstand von 6,09 Metern. Mit diesem Wert hatten Experten gerechnet und im Vorfeld eine amtliche Gefahrenmeldung vor einer "sehr schweren Sturmflut" ausgegeben. Mittlerweile sinkt der Wasserstand in Hamburg bereits wieder.
Anders als bei der verheerenden Hamburger Sturmflut im Februar 1962 sind die Deiche und Hochwasserschutzanlagen in der Stadt inzwischen aber alle auf Wasserstände von mindestens 7,50 Meter bis 9,25 Meter über Normalnull ausgelegt. Zudem sind sie stabiler gebaut. "Die Deiche sind mächtig und stabil", zeigte sich auch Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) bei einem Besuch an der Küste zuversichtlich.
"Xaver" hatte bereits am Donnerstag die Menschen vor allem im Norden Deutschlands in Atem gehalten. Die Inseln und Halligen vor den Küsten sind vom Festland abgeschnitten. Die Fähren stellten den Betrieb ein. Etliche Bahn- und Flugverbindungen wurden aus Sicherheitsgründen gestrichen. Ämter und Behörden stellten ihre Arbeit ein. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen bleiben die Schulen auch an diesem Freitag geschlossen, in anderen Bundesländern wurde die Schulpflicht aufgehoben.
Zunächst hatte der Orkan über Großbritannien gewütet, wo mindestens zwei Menschen ums Leben kamen. Auch der Süden Skandinaviens ist von "Xaver" betroffen. Der Bahnverkehr wurde gestoppt, Flüge gestrichen. In Dänemark starb eine Frau, als ihr Auto von den Böen erfasst wurde. Vor der Südküste Schwedens gingen zwei Seeleute im Sturm über Bord ihres Frachters. Sie werden vermisst.
se/qu/mak (ard, dpa, afp)