Stille, Glaube, Hingabe: Karfreitag in aller Welt
Der Karfreitag ist ein wichtiger christlicher Feiertag, der an die Kreuzigung Jesu Christi und seinen Tod auf Golgatha erinnert. Je nach Region wird dieser Tag unterschiedlich begangen.
Der Weg nach Golgota
In Indien stellen Christen die Kreuzigung Jesu nach. Am Karfreitag wurde Jesus vor den römischen Statthalter Pilatus geführt, zum Tode verurteilt und auf dem Hügel Golgota gekreuzigt.
In aller Stille
Die Prozession der Seelen (Procissão das Almas) in Goias, Brasilien, ist ein eindrucksvolles, mystisches Ritual, das oft in der Nacht zum Karfreitag in bestimmten, eher ländlichen Regionen stattfindet. Die Teilnehmer tragen Kerzen oder Laternen und bewegen sich in vollkommener Stille durch die Straßen. Es geht um das Gedenken an Verstorbene, aber auch um Buße, Erlösung und das eigene Gewissen.
Körperliche Hingabe
Das Karfreitagsritual auf den Philippinen gehört zu den eindrucksvollsten, intensivsten und auch kontroversesten christlichen Praktiken weltweit. Männer, oft barfuß und mit Kapuzen maskiert, schlagen sich mit Peitschen oder mit an Seilen befestigten Bambusstäben den Rücken blutig. Der Schmerz wird bewusst gesucht - als Teil der spirituellen Reinigung.
Leiden wie Jesus am Kreuz
In dem philippinischen Dorf Kapitangan lassen sich Menschen tatsächlich ans Kreuz nageln. Meist handelt es sich um wiederkehrende Teilnehmer, die dieses Opfer regelmäßig vollziehen. Die Kirche distanziert sich offiziell von dieser Praxis, duldet sie aber meist still, da sie tief in der Kultur verwurzelt ist.
Tradition in Demut und Anonymität
Besonders mystisch muten die Prozessionen im spanischen Sevilla an. Verschiedene Bruderschaften - religiöse Laiengemeinschaften, oft mit jahrhundertealter Geschichte – tragen spitze Kopfbedeckungen. Die "Capirotes" gehen zurück auf mittelalterliche Bußrituale. Wer Buße tun wollte, sollte dies anonym tun - also mit verhülltem Gesicht. Die Spitze symbolisiert das Streben des Menschen zu Gott hin.
Assoziation mit dem Ku-Klux-Clan
Auf manche wirkt diese Kapuzenform etwas unheimlich. Das rührt vor allem daher, dass ähnliche Kapuzenformen in der Geschichte von rassistischen Gruppen (z.B. Ku-Klux-Klan in den USA) übernommen und pervertiert wurden - aber es gibt absolut keinen Zusammenhang. Die spanischen Capirotes sind viel älter (seit dem 16. Jahrhundert belegt) und Teil einer zutiefst religiösen, oft bewegenden Tradition.
Karfreitag in kultureller Vielfalt
In Städten wie dem australischen Sydney finden Gottesdienste, stille Andachten und Kreuzwegprozessionen statt, vor allem in der katholischen, anglikanischen und orthodoxen Gemeinde. Hier wird die Kreuzigung Jesu etwas unblutiger dargestellt. Wie in vielen anderen Ländern gilt auch in Australien: kein Fleisch am Karfreitag. Daher isst man häufig Fish & Chips, auch in nicht-religiösen Haushalten.
Still und bunt
In ganz Deutschland gilt Karfreitag als besonders schützenswerter Ruhetag. Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen sind eingeschränkt oder verboten. In den Kirchen wird die Leidensgeschichte Jesu gelesen, meist ohne festlichen Schmuck oder Musik. Eier wurden früher in dieser Zeit, ebenso wie Fleisch, nicht gegessen, aber dafür angemalt. Sie gelten als Symbol des Lebens - Ostern kann kommen.