Griechenland will seine Bürger massiv entlasten
7. September 2025Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat weitreichende Steuererleichterungen angekündigt. Nach Jahren der Finanzkrise habe man heute eine stabile Basis erreicht - mit besseren Anleihekonditionen als Frankreich, sagte Mitsotakis anlässlich der Eröffnung der wichtigsten griechischen Wirtschaftsmesse in der Hafenstadt Thessaloniki. Der Politiker der liberal-konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) verwies auf gesunkene Arbeitslosenzahlen, wachsende Investitionen und eine verbesserte Haushaltslage. Das Staatsdefizit sei spürbar gesunken.
"Das ehemalige Krisenland zeigt heute eine der höchsten Wirtschaftswachstumsraten Europas", erläuterte Mitsotakis. Die Arbeitslosigkeit liege nur noch bei acht Prozent. Während der schweren Finanzkrise des Landes hatte sie zwischenzeitlich 28 Prozent erreicht, die Jugendarbeitslosigkeit war sogar auf 60 Prozent gestiegen.
Mitsotakis über Griechen: "Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen"
"Wir wissen alle sehr gut, dass die Griechen Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen. Daher ist es unsere oberste Priorität, ihr Einkommen zu stärken", betonte der Regierungschef. Angesichts der stabilen Haushaltslage seien gezielte Entlastungen möglich: Familien mit Kindern sollen künftig deutlich weniger Einkommenssteuer zahlen, in manchen Fällen sogar gar keine mehr. Auch für junge Menschen unter 25 Jahren mit Einkommen bis 20.000 Euro entfällt die Einkommenssteuer vollständig.
Entlastet würden auch Mieter, Bewohner kleiner Dörfer sowie die Inselregionen durch niedrigere Steuersätze und gezielte Investitionsanreize. Zudem soll die Grundsteuer für abgelegene Gebiete abgeschafft werden, um junge Menschen zu einem Umzug von den Großstädten aufs Land zu bewegen.
Strategie gegen sinkende Umfragewerte
"Alle Maßnahmen erfolgen im Einklang mit den europäischen Haushaltsvorgaben", unterstrich Mitsotakis. Die Reformen sollen 2026 in Kraft treten. Mit ihnen reagiert die Regierung wohl auch auf sinkende Umfragewerte im Zuge von Korruptionsvorwürfen, steigenden Lebenshaltungskosten und einer angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt. Zeitgleich zu Mitsotakis' Rede in Thessaloniki forderten Tausende bei Protesten von Gewerkschaften höhere Löhne und Gehälter.
Ab 2010 stand Griechenland kurz vor der Pleite und dem Austritt aus dem Euro. Nur mit einem Rettungsschirm internationaler Geldgeber konnte das Land die Krise überstehen. Das letzte Spar- und Reformprogramm endete 2018.
Nach wie vor weist Griechenland in der Europäischen Union allerdings mit über 150 Prozent die höchste Staatsschuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf. Die verfügbaren Einkommen liegen weiterhin unter dem EU-Durchschnitt.
wa/rb (dpa, rtr)