Standseilbahn-Unfall in Lissabon: Zahl der Toten gestiegen
4. September 2025Portugal trauert um die mindestens 16 Todesopfer des Standseilbahn-Unglücks in der Hauptstadt Lissabon. Im ganzen Land gilt an diesem Donnerstag ein von der Regierung ausgerufener Nationaler Trauertag. Das bei Einheimischen wie Touristen beliebte Verkehrsmittel "Elevador da Glória" war am Mittwochabend aus bisher ungeklärter Ursache entgleist und gegen ein Haus geprallt.
Zunächst war von 15 Todesopfern die Rede, zwischenzeitlich von 17. Nach jüngsten offiziellen Angaben kamen 16 Menschen bei dem Unglück ums Leben, 21 wurden verletzt. Die Nationalitäten der Opfer wurden bisher nicht öffentlich benannt. Das Auswärtige Amt in Berlin geht allerdings davon aus, dass unter ihnen auch Deutsche sind.
Den ganzen Abend und die Nacht hindurch waren Einsatzkräfte am Ort. Ermittler suchen nach der Unfallursache. Der Fernsehsender SIC berichtete unter Berufung auf eine Zeugin, die Standseilbahn sei "mit voller Geschwindigkeit" die steile Straße hinabgerast und habe dabei ein Gebäude gerammt.
"Fiel zusammen wie ein Pappkarton"
"Sie prallte mit brutaler Wucht gegen ein Gebäude und fiel zusammen wie ein Pappkarton", sagte die Frau. Es sei ihr vorgekommen, als habe das Gefährt keine Bremsen. Das Unternehmen Carris, das den Nahverkehr in Lissabon betreibt, teilte indes mit, "alle Wartungsprotokolle" seien eingehalten worden - insbesondere die alle vier Jahre durchgeführte Generalwartung, die 2022 vorgenommen worden sei. Auch eine all zwei Jahre anstehende Zwischenwartung der Standseilbahn sei zuletzt im vergangenen Jahr erfolgt.
Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa verlangte, dass die Unfallursache "rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt" werde. Regierungschef Luís Montenegro sagte alle ursprünglich geplanten Termine wegen des Unglücks ab.
Der Bürgermeister der Hauptstadt, Carlos Moedas, ließ verlauten, es sei vor allem für die Stadt Lissabon "tragisch - ein schrecklicher Abend". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den Angehörigen der Toten und den Verletzten ihr Mitgefühl aus.
Die "Gloria"-Bahn wurde 1885 in Betrieb genommen und 1915 an das Stromnetz angeschlossen. Sie ist eine von drei Standseilbahnen, die Lissabons Altstadt mit höher liegenden Stadtteilen verbinden.
Auf den Linien sind jeweils zwei Waggons mit einem Zugseil miteinander gekoppelt, das unter der Fahrbahn verläuft: Während der eine Wagen abwärts rollt, fährt der andere auf parallel verlaufenden Schienen den Hügel mit hoher Steigung hinauf. Per Oberleitung werden die Kabinen mit Strom versorgt.
jj/AR (dpa, afp, rtr)
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