Soziale Medien: Wenn aus der Lüge ein Fakt wird
Wer ist heutzutage nicht täglich in den sozialen Medien unterwegs? Karikaturisten von Vietnam bis Costa Rica haben mit spitzer Feder festgehalten, wie sie unser Leben nachhaltig beeinflussen.
Schleppnetz
Es gibt offenbar kein Entkommen, längst sind wir fest im Griff der großen Tech-Konzerne. Das Smartphone wird zum Tor zur Welt und öffnet uns vermeintlich neue Horizonte. Oder zappeln wir nur wie die Fische im Netz?
E-Mails in der Antike
Für die Generation Alpha (geboren ab 2010) kaum vorstellbar, wie man früher - ganz ohne Computer - miteinander kommunizieren konnte. Aber jede Technologie steckte mal in den Kinderschuhen. Der Vietnamese LAP hat sich so seine Gedanken gemacht, wie man E-Mails in der Antike zum Empfänger befördert haben konnte.
Multifunktionsfähiges Smartphone
Die ältere Generation mag vielleicht mit moderner Technik ihre Schwierigkeiten haben, doch an Kreativität mangelt es ihr nicht. Wer sagt denn, dass ein Smartphone nur zum Telefonieren, Chatten oder Surfen im Netz taugt? Der Zeichner Gregg aus den Niederlanden setzt es im Winter kurzerhand als Eiskratzer ein.
Shitstorm alt und neu
Früher wurden Delinquenten an den Pranger gebunden und öffentlich zur Schau gestellt. Das Volk bewarf die Unglücklichen dann mit verfaultem Obst oder bespuckte sie. Die User im Netz haben es einfacher, wie Jan Rieckhoff aus Deutschland treffend bemerkt. Für einen Shitstorm muss man nicht vor Ort erscheinen und braucht auch kein Wurfmaterial - es reicht die Häme im Netz.
Mail-Flut
Wer kennt das nicht: Man kommt aus dem Urlaub zurück ins Büro und das Mail-Postfach quillt über. Die türkische Künstlerin Menekşe Çam hat die Nachrichten-Flut gekonnt in Szene gesetzt. Jetzt heißt es nicht mehr "Singin' in the rain" wie in dem bekannten Musical-Song, sondern "reading in the rain."
Bitte lächeln
Ohne Selfies geht heutzutage nichts mehr. In jeder Lebenslage wird fröhlich in die Kamera gelächelt, am liebsten natürlich vor einem spektakulären Hintergrund - ob Grand Canyon, arktischer Gletscher oder der Eiffelturm in Paris. Dieses Motiv, das der Australier Mark Lynch zu Papier brachte, empfiehlt sich allerdings nicht unbedingt zur Nachahmung.
Unterwegs im Netz
Smartphones sind im Alltag omnipräsent. Doch das ständige Surfen im Netz fordert seinen Tribut. Immer neue Informationen prasseln auf die User ein, viele davon sind schädlich oder schlichtweg falsch. Der philippinische Karikaturist ZACH vergleicht das Netz mit einem Haifischbecken, in dem man leicht untergehen kann.
Die Suche
Für den Kubaner Miguel Morales ist klar: Es ist gar nicht so einfach, in der Welt von Social Media zu erkennen, was wahr und was falsch ist. Wer sicher sein will, muss auf die mühsame Suche nach den Fakten gehen.
Wenn aus der Lüge ein Fakt wird
So abseitig oder abstrus eine Behauptung auch erscheinen mag: Man muss etwas nur oft genug behaupten, dann schleichen sich die ersten Zweifel ein - könnte da nicht doch etwas dran sein? Und irgendwann wird aus der dicken Lüge eine vermeintlich unumstößliche Tatsache. Eine Methode, die bei Social Media gang und gebe ist und die auch Populisten gern für sich nutzen.
Rotkäppchen und die bösen Wölfe
Privatsphäre im Netz? Fehlanzeige. Den meisten Userinnen und Usern ist gar nicht bewusst, wie ihre Besuche bei Google, Facebook und Co ausgewertet und dann genutzt werden. Die Megakonzerne haben dabei vor allem Gewinnmaximierung im Sinn. Als unschuldiges Rotkäppchen tappen wir dem bösen Wolf immer wieder in die Falle - so sieht es der Brasilianer Carlos Amorim.
Influencer
Vor allem junge Leute geben als Berufswunsch oft an: Influencer. Wenn es um Modetipps oder Musikvorlieben geht, mag das ungefährlich sein. Doch was ist, wenn wir massiv manipuliert werden? Russland zum Beispiel setzt erwiesenermaßen Trolle im Netz ein, um falsche Informationen zu verbreiten und Wahlen zu beeinflussen. Darauf spielt der Niederländer Tjeerd Royaards in seiner Karikatur an.
Und dann kam die KI...
Waren viele Menschen schon vorher verunsichert, verstärkt die massive Präsenz Künstlicher Intelligenz das Unbehagen noch weiter. Sie wird immer besser und kann uns täuschend echt eine Realität vorgaukeln, die es gar nicht gibt. Verwirrung ist vorprogammiert - wie bei einem Hütchenspieler aus analogen Zeiten, findet Arcadio Esquível aus Costa Rica.
Pass auf!
So nützlich das Netz sein kann, so viele Gefahren birgt es auch: Fake News, Manipulation, Häme und Abhängigkeit von einer irrealen Scheinwelt. Der Mensch sollte sich bewusst sein, wie Soziale Medien uns im Griff haben. Rund um den Globus droht die Falle endgültig zuzuschnappen, warnt der argentinische Karikaturist Horacio Petre.
In der virtuellen Ausstellung setzen sich internationale Cartoon-Künstlerinnen und -Künstler mit den Social-Media-Kanälen auseinander. In Dortmund kann man sie vom 04.02.2025 bis 15.04.2025 im Ausstellungsraum "schauraum: comic +cartoon" betrachten. Bei uns geht das online: