Deutsche lieben Sonnenstrom: Boom bei Solar-Anlagen
5. April 2025Auf immer mehr Dächern und Feldern stehen Solaranlagen. Auch die Zahl der an Balkonen montierten Sonnenkollektoren nimmt zu. Die Photovoltaik boomt in Deutschland. Nun ist die Fünf-Millionen-Marke geknackt.
Bei der Bundesnetzagentur in Bonn waren am späten Freitagnachmittag rund 5.005.000 Anlagen registriert. Dies sei ein "Meilenstein der Energiewende", jubelt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar). "Keine andere Stromerzeugungsform erfreut sich in der Bevölkerung einer so großen Beliebtheit", sagt Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Eigenheimdächer als Spitzenreiter
Noch sind nicht alle fünf Millionen Anlagen am Netz, aber sie dürften wohl "in Kürze" in Betrieb gehen. Laut BSW-Solar decken Solaranlagen mittlerweile knapp 15 Prozent des heimischen Strombedarfs. Demnach wurden allein im vergangenen Jahr über eine Million neue Solarsysteme mit einer Leistung von rund 17 Gigawatt installiert.
Die meisten sind auf den Dächern von Eigenheimen angebracht, nämlich 38 Prozent. Gefolgt von Anlagen auf Freiflächen mit 32 Prozent. 29 Prozent sind auf Firmendächern zu finden. Knapp ein Prozent ist an Balkonen montiert - Tendenz steigend.
Mittlerweile seien rund 104 Gigawatt Solarstromleistung installiert. Das entspricht der Kapazität von 104 großen Kohlekraftwerken, die allerdings unabhängig von Tageszeit und Wetter Strom produzieren können. Solarstrom gibt es eben nicht bei Nacht oder wenn es stark bewölkt ist. Dafür können an sonnigen Tagen sehr hohe Mengen Energie produziert werden. Diese Schwankungen sorgen aber auch für Probleme bei der Verteilung im Stromnetz, weshalb sie ausgeglichen werden müssen.
Denn im Netz darf nie zu viel Strom sein, sonst drohen Ausfälle. Deshalb wird nachgesteuert, etwa durch eine sogenannte Abregelung. Kraftwerke werden dann gezielt abgeschaltet. Zur Vermeidung von Störungen im Stromnetz ist im vergangenen Jahr die Solar- und Windstrom-Erzeugung in Deutschland um 3,5 Prozent reduziert worden, wie die Bundesnetzagentur kürzlich mitteilte.
2023 lag dieser Wert etwas höher, nämlich bei vier Prozent. Grund: Der Wind hat im vergangenen Jahr nicht ganz so viel geweht wie 2023.
Insgesamt gibt es eine geografische Schieflage, was Produktion erneuerbarer Energien und den Verbrauch angeht. Und das führt zu einem erhöhten Regelungsbedarf: "Während im Norden Deutschlands zahlreiche Windkraftanlagen große Mengen Strom einspeisen, konzentrieren sich in den südlichen Bundesländern energieintensive Industrien mit hohem Stromverbrauch", erläutert die Bundesnetzagentur das Problem. Dies führe zu einem starken Nord-Süd-Stromfluss, der die Kapazitäten der bestehenden Übertragungsnetze teils erheblich überschreite.
Vor allem Windräder wurden zeitweise abgeschaltet
Als Gegenmaßnahme wird das deutsche Stromnetz gerade für viele Milliarden Euro ausgebaut. Bis die Leitungen fertig sind, um all die saubere Energie zu transportieren, muss die Stromerzeugung entsprechend den bestehenden Kapazitäten permanent angepasst werden: "Die Einspeisung von Anlagen vor einem Engpass wird reduziert, während hinter dem Engpass andere Erzeugungsanlagen hochgefahren werden", heißt es dazu von der Bundesnetzagentur.
Vor allem Windkraftanlagen wurden abgeregelt, aber auch Photovoltaikanlagen sowie konventionelle Kohle- und Gaskraftwerke. Die meiste Windkraft - auf See und an Land - wurde in den norddeutschen Küstenbundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein zeitweise vom Netz genommen. Bei den Solaranlagen war die Abregelung in Bayern im sonnigen Süddeutschland am höchsten.
Engpassmanagement für 2,8 Milliarden Euro
Werden Anlagen abgeregelt, stehen den Betreibern Entschädigungen zu. Umgekehrt werden Kraftwerksbetreiber für den zusätzlichen Einsatz ihrer Anlagen bezahlt. Die Kosten für das gesamte Engpassmanagement sanken 2024 im Vergleich zum Vorjahr erneut, und zwar um 17 Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro.
Als Gründe gab die Bundesnetzagentur gesunkene Brennstoffpreise sowie ein geringeres Maßnahmenvolumen als 2023 an. Die Kosten werden über die Netzentgelte auf alle Stromverbraucher umgelegt.
AR/wa (dpa, afp)