Sofia bietet Moskau Beteiligung an Privatisierung in Bulgarien an
6. Februar 2002Sofia, Februar, WIRTSCHAFTSBLATT, deutsch
Russland könnte einen Teil seiner Schulden gegenüber Bulgarien in Höhe von 100 Millionen USD durch die Lieferung von Rüstungsgütern und Kernbrennstoff sowie durch Barzahlungen abtragen. Dies erklärte der stellvertretende Finanzminister Krassimir Katew, der zu einer bulgarischen Wirtschaftsdelegation gehörte, die kürzlich Russland besuchte. Eines der wichtigsten Momente bei den Verhandlungen über die russischen Schulden sei die Absprache gewesen, dieses Problem nicht mit dem Streit um die diplomatischen Immobilien zu verknüpfen.
Russische Firmen könnten sich an der bevorstehenden Privatisierung von zwei Banken, der Bulgarischen Telekommunikations-Gesellschaft (BTG) sowie der Bulgartabac beteiligen. Dies erklärte in einem Interview für die ITAR-TASS der Vizepremier und Wirtschaftsminister Nikolaj Wassilew. Was die Pläne für die Entstaatlichung des Energiesektors betreffe, so hoffe Bulgarien, dass russische Unternehmen Interesse dafür zeigen würden. Gegenüber der ITAR-TASS brachte Wassilew auch seine Hoffnung zum Ausdruck, dass Bulgarien in den nächsten Jahren russische Investitionen im Wert von einer Milliarde USD heranziehen könnte.
Nach seiner Ansicht gebe es mehrere verschiedene Möglichkeiten zur Förderung der bulgarischen Exporte nach Russland. Eine davon sei, dass Bulgarien den Import größerer Mengen russischer Energieträgern durch die Lieferung von Waren und Dienstleistungen abgelte. Russland exportiert nach Bulgarien hauptsächlich Flüssiggas, Erdöl und diverse Rohstoffe.
Russland und Bulgarien hätten den politischen Willen, das Problem der russischen Schulden in Höhe von ca. 100 Millionen USD zu lösen, erklärte der russische Vizepremier und Finanzminister Aleksej Kudrin. Nach seinen Worten genieße Bulgarien bereits Präferenzen beim Export seiner Produkte nach Russland. Die Einfuhrzölle für alle bulgarischen Waren seien um 25 Prozent gesenkt worden, betonte der russische Vizepremier. Im russischen Staatshaushalt für dieses Jahr sei eine Kreditlinie von zehn Millionen USD vorgesehen. Die Mittel sollen für die Modernisierung des bulgarischen Atomkraftwerks Kosloduj verwendet werden.
Laut Wassilew zeigt Moskau Verständnis für das Streben Bulgariens nach einer Vollmitgliedschaft in der NATO und in der EU, so dass von Unstimmigkeiten zwischen beiden Ländern über diese Frage nicht die Rede sein könne.
Bei seinem Treffen mit dem LUKoil-Präsidenten Wagit Alekperow sei das Interesse der Firma an Gasexporten nach Bulgarien erörtert worden, erklärte Wassilew. LUKoil beabsichtige, sich an der Liberalisierung des russischen Erdgasmarktes zu beteiligen, was zu einem späteren Zeitpunkt Gaslieferungen an Bulgarien ermöglichen würde. (...) (fp)