Smarte Erntehelfer - Wie Roboter Kaliforniens Landwirtschaft verändern
In Kaliforniens Agrarregion Los Banos ersetzen KI-gesteuerte Roboter zunehmend menschliche Erntehelfer - eine technologische Antwort auf den Arbeitskräftemangel?
Mittagshitze? Kein Problem für "Element"
Unbeeindruckt von der gleißenden Mittagshitze rollt ein solarbetriebener Roboter über ein Baumwollfeld im kalifornischen Los Banos. Gesteuert von künstlicher Intelligenz und ausgestattet mit feinen Metallarmen und Klingen, entfernt er ganz ohne Chemie präzise das Unkraut aus dem Boden. "Element" heißt das Modell des Start-ups Aigen - und erinnert in seiner Form an einen rollenden Tisch.
"Das Beste, was wir tun können..."
Richard Wurden, Mitbegründer und Technikchef von Aigen, ist überzeugt: Die Roboter könnten nicht nur dem Mangel an Feldarbeitern in den USA entgegenwirken, sondern auch den Einsatz von Herbiziden deutlich verringern. Zumal viele Unkrautarten inzwischen Resistenzen entwickeln. "Ich glaube wirklich, dass das der beste Weg ist, um die Gesundheit der Menschen zu schützen", sagt Wurden.
Überwachung via Monitor
Gesteuert werden die Roboter über eine Remote-Software, angetrieben von Sonnenkollektoren auf dem Dach. "Der Roboter ahmt tatsächlich nach, wie Menschen auf dem Feld arbeiten", erklärt Kenny Lee, Mitbegründer und Geschäftsführer von Aigen. "Wenn die Sonne untergeht, schaltet er sich einfach ab und 'schläft' - und mit dem ersten Licht des Morgens beginnt er wieder zu arbeiten."
Künstliche Intelligenz gegen Unkraut
Das KI-System des Roboters verarbeitet Bilddaten aus integrierten Kameras, um die Pflanzenreihen präzise zu erkennen und Unkraut gezielt zu identifizieren. "Wenn Sie glauben, dass Menschen diese Arbeit übernehmen sollten, dann verbringen Sie mal zwei Stunden auf dem Feld beim Jäten“, sagt Richard Wurden.
Scharf bestückt
Je nach Einsatzgebiet lassen sich die Roboter mit verschiedenen Klingen ausstatten. Aigens Vision: Menschen, die früher unter der sengenden Sonne schufteten, sollen künftig zu Roboter-Operatoren weitergebildet werden. So könnten zumindest einige Arbeitsplätze erhalten bleiben. Via KI melden die Maschinen Störungen direkt an kleine Leitstellen - und fordern bei Bedarf menschliche Hilfe an.
Zielgenaues jäten
Aigen setzt seine Roboter bereits auf Tomaten-, Baumwoll- und Zuckerrübenfeldern ein und wirbt damit, dass die Maschinen Unkraut entfernen können, ohne die Nutzpflanzen zu verletzen. In Tests mit Zielscheiben wird die Präzision der Technologie demonstriert. Laut Geschäftsführer Kenny Lee braucht es etwa fünf Roboter, um rund 160 Acres - also rund 65 Hektar - Ackerfläche zu jäten.
Überzeugungsarbeit leisten
Die Roboter des 25-köpfigen Start-ups mit Sitz in Redmond bei Seattle kosten rund 50.000 US-Dollar pro Stück. Aigen setzt bei der Vermarktung gezielt auf konservative Landwirte - und wirbt mit einer klimafreundlichen Alternative zu dieselbetriebenen Maschinen: Angetrieben von Sonnenenergie sollen die Roboter Effizienz und Nachhaltigkeit miteinander verbinden.
Clever statt körperlich
Aigen wurde für das "Compute for Climate"-Stipendienprogramm von AWS ausgewählt, das KI-Tools, Rechenzentrumsleistung und technische Hilfe für Start-ups bereithält, die Umweltprobleme angehen. Lisbeth Kaufman, Head of Climate Tech Startups Business Development bei AWS, prognostiziert dem Unternehmen eine große Zukunft.